Ein Imagefilm über die fünf Bäder in der Rhön in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld sollte eigentlich schon lange fertig sein. Aber noch keine Aufnahme vor Ort wurde gemacht. Dabei drängt die Zeit: Fördergeld könnte verloren gehen.
Der Hoffnungsträger und Werbeknaller heißt "Zeitmaschine auf Reise durch die Rhön". Die kommt aber nicht so recht in die Gänge. Eigentlich sollte ein zehnminütiger Film als zentrales Element längst Werbung machen für die fünf Bäder der Region. Allerdings ist noch keine einzige Aufnahme dafür gedreht worden. Unklar ist, warum das so ist.
Es handelt sich bei der "Zeitreise" um ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Bäderland Bayerische Rhön. Geschäftsführer ist seit wenigen Monaten Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Er hält den Ball flach: Der Film sei auf einem guten Weg. Man habe sich entschieden, Bilder aus Frühjahr und Sommer zu drehen. Der Frühling aber habe heuer sehr spät begonnen. Premiere - ursprünglich war der 19. April geplant, dann der 6. Mai - werde am 16. September sein, da ist Blankenburg zuversichtlich.
Spannende und gute Idee Kurdirektor Thomas Beck (Bad Bocklet) ist als Nachfolger von Gunter Sauer der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft. Er verneint die Frage, ob die mit der Arbeit betraute österreichische Agentur Verdandi "gepennt" habe. Der Streifen solle ein blühendes Bäderland zeigen. Von September bis März seien keine Aufnahmen möglich gewesen. Beck: "Wir lassen jetzt drehen" in Bädern und Umland. Denn "wir wollen Sommerbilder haben". Darauf hätte man schon 2012 kommen können.
Winterliche Fotos - das dürfte im Moment schwierig werden - seien auch vorgesehen gewesen. Dann aber seien diese Pläne geändert worden. Die Idee dazu sei in drei Workshops entstanden.
Wann genau Kameramann und Regisseur kommen, ist unklar. Nach Angaben von Beck liegen noch keine Drehtermine vor, aber "in den nächsten acht Wochen" gehe es los, sagte er.
Verdandi, so Beck, habe sich gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Deren Idee mit dem Film "fanden wir spannend und gut". Angedacht ist eine Reise aus der Zukunft in die Gegenwart. Ein junges Pärchen aus dem Jahr 2050 besucht anno 2013 die Region Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Dort hatten sich ihre Großeltern kennen und lieben gelernt. Ja, auch bei der Bevölkerungspolitik nimmt rasant das Tempo zu ...
Schöne Bilder wichtiger Jedenfalls sollte so das Bäderland ins rechte Licht gerückt werden. Unklar ist aber, wem die Verzögerung anzulasten ist: Der Agentur oder den Kurdirektoren, die sich angeblich nicht einig waren, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt, oder beiden. Beck dementiert das heftig.
Ein Problem: Die "Zeitreise" - Neuhold nannte das Budget in Höhe von 265.489 Euro "sehr groß" - wird über Leader von der Europäischen Union gefördert. Aus Brüssel sollten 133.860 Euro fließen. Der Förderzeitraum endet in diesem Jahr. Am 31. Dezember muss alles abgerechnet sein. Beck zeigt sich zuversichtlich, dass der Termin im September eingehalten werde.
Projektträger wurde die Tourismus GmbH Bayerische Rhön. Deren Geschäftsführer Michael Pfaff beurteilt die Lage entspannt. Er sehe keine Notwendigkeit, im Mai fertig sein zu müssen. Theoretisch hätte Verdandi liefern können, aber "uns war es wichtiger, schöne Bilder zu haben als den Termin zu halten". Bis zum Herbst müsse und werde alles abgeschlossen sein.
September-Termin "nicht fix" Pfaff ist sicher, dass es keine Probleme gibt: "Das ist nicht unser Flughafen Berlin." Die Hardware, fünf Stationen, sei im Prinzip fertig, aber noch nicht von Verdandi abgenommen. Mehrkosten entstünden nicht. Ziel sei eine Präsentation am 26. Oktober beim Deutschen Bädertag in Bad Kissingen.
Nach Angaben von Pfaff wurde das Drehbuch der "Zeitreise" im November oder Dezember vorgestellt. Er gesteht aber auch zu, dass wohl "die Kommunikation schiefgelaufen" ist.
Verdandi-Geschäftsführer Uwe Neuhold sagte auf Anfrage, der Termin im September sei "noch nicht fix". Und: "Von unserer Seite wäre eine Präsentation im Mai möglich gewesen." Man sei aber übereingekommen, sich vor allem für das Image-Video mehr Zeit zu nehmen und vor allem die Sommerangebote optimal zu präsentieren. Winterbilder seien nicht geplant gewesen. Die Idee, Archivmaterial zu verwenden, sei verworfen worden, da dessen Qualität - Neuhold: "Wir filmen jetzt in HD" - nicht so gut sei.
Die Ausstellung mit 20 Stationen und einem Video in Top-Qualität erfordere umfangreiches Material von allen beteiligten Bädern. Neuhold: "Es hat keinen Sinn, wenn wir das überstürzen." Man könnte die Ausstellung noch in diesem Monat eröffnen, aber bei zwei Monaten mehr Zeit würde sie besser.
Im Mai, Juni und Juli Nach Angaben von Neuhold sind "90 Prozent der Basistexte" fertig. Erste Filmaufnahmen seien im März in einem Studio in Österreich gemacht worden. Das Team sei jetzt vor Ort. Um den 15. Mai herum würden die meisten Sequenzen aufgenommen, weitere Außenaufnahmen folgten dann im Juni und Juli.
Irgendwann wird dann gehalten, was bei der Vorstellung des Projektes vor über einem Jahr so großartig angekündigt worden war. Zur Übergabe des Leader-Förderbescheides hatten sich Landrat Thomas Bold (CSU) vier (Ober-)Bürgermeister sowie viele Touristiker und Behördenvertreter eingefunden.
Finanzierung Die Europäische Union übernimmt über ihr Programm Leader 133 860 Euro. Den Rest - 131 629 Euro - treiben insgesamt 17 Geldgeber aus Politik und Wirtschaft auf.
Trägerschaft Federführend ist die Tourismus GmbH Baye rische Rhön. Sie handelt für die
Arbeitsgemeinschaft Bäderland Bayerische Rhön, zu der sich die beiden Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld sowie ihre fünf Kurorte 2004 zusammengeschlossen haben.
Einsatz Zu sehen ist die "Zeitreise" voraussichtlich ab September 2013 in der Bad Kissinger Wandelhalle und anschließend vor allem in Kurorten und bei Tourismusmessen sowie in Brüssel und Berlin.
Idee Module stellen die fünf Bäder der Region und ihre Attraktionen vor. Jedes verfügt über mehrere Bildschirme mit Informationen über verschiedene Bereiche. Verbindende Elemente sind das Wasser und eine gelbe Plastikente .