Hospizhelfer im Kreis Bad Kissingen: Es fehlen Palliativmediziner

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Ehrenamtliche Hospizhelfer spenden Sterbenden und ihren Angehörigen Trost. Foto: Benedikt Borst.
Ehrenamtliche Hospizhelfer spenden Sterbenden und ihren Angehörigen Trost. Foto: Benedikt Borst.
Palliativarzt Reinhard Höhn ist der Vorsitzende des Hospizvereins Bad Kissingen. Foto: Ronald Heck
Palliativarzt Reinhard Höhn ist der Vorsitzende des Hospizvereins Bad Kissingen. Foto: Ronald Heck
 

Sterbebegleiter kennen die Bedürfnisse von alten und todkranken Menschen. Sie bemängeln, dass es zu wenige palliativ geschulte Ärzte in der Region gibt.

Jeder Einsatz beginnt mit einem Anruf. Hospizdienste kümmern sich um Sterbende und ihre Angehörigen. Im Landkreis sind das der Hospizverein Bad Kissingen und die Malteser. Wie gut sind Menschen aus der Region in ihrer letzten Lebensphase versorgt?


Verein hat neue Büroräume

Der Hospizverein ist am 1. August in neue Büroräume im Kapellenpfad 3 in Bad Kissingen gezogen. Statt einem Raum im früheren Büro (Steinstraße 2) hat er nun drei Büroräume und einen Schulungsraum. Sobald sich Bedürftige melden, wird Bettina Hehn tätig. Die Koordinatorin stellt den Erstkontakt her - zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus. "Ich schaue, was mag der Betroffene, was wird benötigt, welche Vorlieben hat der Mensch", erläutert sie. Erst dann vermittelt Hehn einen der rund 30 aktiven Hospizhelfer des Vereins. Die Ehrenamtlichen begleiten den Sterbenden bis zu seinem Tod, die Angehörigen unter Umständen darüber hinaus. "Wir sind im ganzen Landkreis tätig und haben Helfer fast in allen Ortschaften", sagt der erste Vorsitzende des Hospizvereins Reinhard Höhn. Der Arzt mit eigener Praxis arbeitet außerdem als Palliativmediziner am St. Elisabeth-Krankenhaus.

Er findet: "Die Hospiz wird immer mehr gebraucht." Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung werde die hospizliche Begleitung zudem vielfältiger: mehr Menschen mit Behinderung, mit Demenz oder mit Migrationshintergrund, so Höhn. Im September startet der Verein einen neuen Helferkurs, zwischen zehn und 15 Menschen nehmen teil. Bettina Hehn erläutert: "Wir versuchen jedes Jahr einen abzuhalten."


Viel Ehrenamt, kaum Mediziner

Der Malteser Hilfsdienst hat drei Hospizgruppen im Landkreis: Hammelburg, Bad Brückenau und Münnerstadt. 31 geschulte Sterbebegleiter sind im Einsatz. "Sie werden sehr, sehr dringend gebraucht", sagt Petra Reith, die die Malteser-Hospizarbeit im Kreis koordiniert. Sie sagt, es gibt heutzutage viele Senioren und der Bedarf an Sterbebegleitung werde hoch bleiben. Auch die Malteser planen gerade einen weiteren Kurs für rund 15 neue Helfer, der im April nächsten Jahres stattfinden wird. Bis jetzt habe die Koordinatorin jedem Bedürftigen einen Hospizhelfer vermitteln können. "In der Regel findet sich einer", so Reith.

Laut Reinhard Höhn fehle es im Landkreis nicht an Hospizarbeit, sondern an der palliativen Versorgung. Palliativmediziner behandeln die Symptome eines Sterbenden wie Luftnot, Erbrechen oder Schmerzen. Dafür gibt es eine spezielle mehrjährige Ausbildung. Im Kreis Bad Kissingen fehlen diese geschulten Ärzte und Pflegekräfte, betont Reinhard Höhn. Und weiter: "Die Menschen haben gesetzlich einen Anspruch darauf, aber wenn sie keinen Palliativmediziner bekommen, nutzt das nichts."

In städtischen Ballungsgebieten in Deutschland funktioniere es, aber in Flächenlandkreisen wie Bad Kissingen sei die Versorgung schwierig. Umso wichtiger sei die ehrenamtliche Hospizarbeit. "Es ist eigentlich nicht richtig, dass wir defizitäre Strukturen haben, die das Ehrenamt versucht auszugleichen", sagt Reinhard Höhn.


Einsatzgruppe im Sterbefall

Diesbezüglich gebe es in Schweinfurt Planungen im Rahmen der "spezialisierten ambulanten Palliativversorgung" (SAPV). Die Pläne sehen eine Einsatz-Gruppe von geschulten Ärzten und Schwestern vor, die im ambulanten Sterbefall gezielt Hilfe leisten. Der SAPV-Dienst wäre für die Regionen Schweinfurt und Bad Kissingen zuständig. "Da entstehen unglaubliche Fahrtstrecken", sagt Reinhard Höhn und findet: "Das ist eine ganz, ganz wichtige Aufgabe und das muss angepackt werden." Auch Petra Reith kennt und begrüßt die Pläne. Allerdings stehe noch nichts Konkretes fest, sagt die Koordinatorin der Hospizarbeit bei den Maltesern. Petra Reith wünscht sich für die Sterbebegleitung außerdem mehr Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit: "Viele wissen gar nicht, dass der Hospizdienst für Bedürftige kostenlos ist. Es reicht ein Anruf."


Einrichtungen im Kreis Bad Kissingen



Malteser
Angehörige und Betroffene können sich an Koordinatorin Petra Reith unter Tel.: 0971/ 723 72 49 wenden. Das Hospizbüro ist in der Burkardusstraße 7, Bad Kissingen.

Hospizverein Wer ambulante Hospizbegleitung braucht, erreicht die Koordinatorin Bettina Hehn unter Tel.: 0971/ 785 88 56. Die offizielle Einweihung der Büroräume des Hospizvereins Bad Kissingen e.V. im Kapellenpfad 3 findet am 14. September um 16 Uhr statt.