Hobbyarchäologen erforschen das Mittelalter an der Saale

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Ein 3000 Jahre altes Artefakt aus der Bronzezeit. Foto: Arkadius Guzy
Ein 3000 Jahre altes Artefakt aus der Bronzezeit. Foto: Arkadius Guzy
Roland Heinlein meldet Funde an das Landesamt für Denkmalpflege.
Roland Heinlein meldet Funde an das Landesamt für Denkmalpflege.
 

Roland Heinlein und eine Gruppe Freiwilliger schreiten Felder ab, um Spuren alter Siedlungen zu finden. Sie helfen, einen wichtigen Abschnitt der regionalen Geschichte aufzudecken.

Für das ungeübte Auge sind es nur zwei Handvoll Steine. Roland Heinlein erzählen die erdfarbenen Bruchstücke aber von der Vergangenheit im Saaletal. Denn es handelt sich um Scherben aus dem Mittelalter. "In dieser Zeit werden die fränkischen Herrschaftsstrukturen begründete", sagt Heinlein. Das Mittelalter in Hammelburg, die Zeit zwischen dem sechsten und zehnten Jahrhundert, bezeichnet auch Ralf Obst vom Landesamt für Denkmalpflege als spannend.

"Damals gab es mehr Siedlungen als heute", erklärt Obst. Darauf weisen zahlreiche Wüstungen hin. Und ein Ort wie Langendorf trägt seine Bezeichnung nicht von ungefähr: Das Dorf war einst langgestreckter als heute, wie die Erkenntnisse nahelegen.

Den alten Siedlungsstrukturen gehen Heinlein und eine Gruppe Freiwilliger im wahrsten Sinne des Wortes nach. Sie schreiten Felder ab, um Reste aus dem Alltag früherer Jahrhunderte zu finden. Sie graben nicht, sondern lesen nur auf, was die Erde von sich aus zutage fördert. Heinlein: "Die Pflüge werden immer größer, es kommt mehr zum Vorschein."

Die Funde meldet der Kreisheimatpfleger an das Landesamt für Denkmalpflege. Das entscheidet dann, ob ein neues, bisher unbekanntes Bodendenkmal in die offizielle Liste eingetragen werden muss. "Die Mehrzahl der Bodendenkmäler ist unbekannt. Es ist schwierig, etwas zu lokalisieren", sagt Obst. Für das Landesamt sind Ehrenamtliche wie Heinlein und seine etwa 20 Geschichtsinteressierten daher eine Hilfe. Obst betreut, berät und schult die einzelnen Gruppen in seinem Zuständigkeitsgebiet Franken und Oberpfalz. Heinlein ist dabei der erste Ansprechpartner im Landkreis Bad Kissingen. Der Kreisheimatpfleger bündelt den Einsatz der Ehrenamtlichen.

Neue Stätten bei Hammelburg hat er nach den letzten Begehungen in seiner Karte markiert. Die genaue Lage will er lieber nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen, um keine Sondengänger zur Schatzsuche zu motivieren. Denn um Schätze geht es der Truppe um Heinlein nicht. Der Kreisheimatpfleger interessiert sich dafür, wie sich die Besiedlung speziell im Hammelburger Raum entwickelte. Für die Erforschung braucht er weitere Freiwillige. Heinlein meint: "In Hammelburg ist die Mitarbeit noch ausbaufähig." Zumindest das Saaletal müsste komplett abgedeckt werden.

Was die Hobbyarchäologen auf ihren Spaziergängen finden, hat materiell zumeist keinen Wert. Es sind überwiegend Scherben. Heinlein kam in der jüngsten Vergangenheit dennoch ein hochwertiges Artefakt in die Hände: eine Speerspitze aus der Bronzezeit, etwa 3000 Jahre alt. Ihrem guten Zustand nach vermutlich eine Weihegabe. "Die Spitze wurde nie als Waffe benutzt."

In den 1930er Jahren war sie aus der Erde aufgetaucht, als bei Fuchsstadt ein Steinbruch angelegt wurde, berichtet Heinlein. Das Artefakt blieb in Familienbesitz. Der Erbe des Finders, einer aus der Gruppe der Hobbyforscher, habe sie im Nachlass entdeckt. Er ließ die Speerspitze vorbildlich beim Landesamt für Denkmalpflege registrieren.