Wissen, wo die Grenzen sind

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Auch die hochsommerliche Hitze hielt die Obereschenbacher nicht davon ab, sich entlang ihrer Gemeindegrenze durch die Büsche zu schlagen.
Auch die hochsommerliche Hitze hielt die Obereschenbacher nicht davon ab, sich entlang ihrer Gemeindegrenze durch die Büsche zu schlagen.
Feldgeschworenen-Obmann Martin Reuter (vorn) informierte die Grenzgänger über Historisches rund um Obereschenbach.
Feldgeschworenen-Obmann Martin Reuter (vorn) informierte die Grenzgänger über Historisches rund um Obereschenbach.
 
Das Stauchen ist alter Brauch: Hier ist der neue Untereschenbacher Feldgeschworene Siegfried Steinbach das Opfer. Fotos: Gerd Schaar
Das Stauchen ist alter Brauch: Hier ist der neue Untereschenbacher Feldgeschworene Siegfried Steinbach das Opfer. Fotos: Gerd Schaar
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Feldgeschworenen-Obmann Martin Reuter führte viele Interessierte rund ums Dorf.

Die hochsommerlichen Temperaturen konnten die Grenzgänger nicht abschrecken, die sich am Morgen getroffen hatten, um am Rand der Gemarkung einmal rund um Obereschenbach zu laufen. Es waren nicht nur die Feldgeschworenen, Jagdgenossen und Räte, sondern auch jede Menge interessierter Wanderer, die sich bei dem traditionellen Grenzgang die Grenzen aufzeigen ließen.

"Ich schätze die Anzahl der Teilnehmer auf 60", meinte Feldgeschworenen-Obmann Martin Reuter beim Start am frühen Morgen an der Eschenbachhalle. Er übernahm die Führung und lieferte viele Informationen zur Ortsgeschichte. Nach dem rund achtstündigen Marsch korrigierte Reuter: "Es waren zeitweise fast doppelt so viele Teilnehmer." Denn unterwegs kamen viele neue Wanderer hinzu, stellenweise klinkten sich auch welche aus.
Zu den ältesten Teilnehmern gehörten der 82-jährige Hilmar Hofmann und der 83-jährige Gregor Reuter. "Für mich war es keine Frage, ob ich dabei bin", bestätigte Hofmann. Während einer Pause kamen die Alphornbläser aus der Eschenbacher Musikkapelle zum Einsatz. Die Wanderer stärkten sich unterwegs an Verpflegungsstationen eines Organisationsteams mit Unterstützung der ansässigen Jagdgenossen und des Hammelburger Autohauses Sell. Helfer vom Roten Kreuz begleiteten den Grenzgang. Alle Teilnehmer kehrten gesund zurück.

Auch Nachbarn waren unterwegs

Mit nachbarlichen Grüßen waren auch Feldgeschworene aus Untereschenbach auf dem Grenzgang unterwegs, so auch der dortige Obmann Albrecht Leurer: "Für mich zählt der Solidaritätsgedanke", betonte er. "Ich bin dabei, weil ich die schönen Ausblicke in der Natur genießen möchte", sagte Teilnehmerin Elke Kutzias-Müller. "Ich will die Grenze zwischen Obereschenbach und meinem Heimatdorf jetzt ganz bewusst erleben", war Pfaffenhausens Ortsbeauftragter Detlef Heim (CSU) interessiert. "Ich genieße bei diesem Grenzgang auch die prächtige Natur rund um Obereschenbach", war Diebachs Ortsbeauftragte Elisabeth Assmann (Bündnis 90 Grüne/ BfU) ebenfalls dabei. "Für mich ist es der erste große Grenzgang, den ich erlebe", bestätigt Dominik Sitter (Bürgerliste Obereschenbach).

"Das Wissen im Dorf behalten"

Von der Eschenbachhalle bewegte sich der Zug über den Stadtweg vorbei an Zellhans Dürrmühle und den Weinberg hinauf zum Dreimärker von Obereschenbach, Hammelburg-Saaleck und Untereschenbach. Die Sondererlaubnis für das Betreten des Truppenübungsgeländes hatte man schon im Voraus eingeholt. So ging der Grenzweg vorbei an der ehemaligen Siedlung Hundsfeld, am Burggelände Reußenberg und am "Gisela"-Kreuz auf dem Sodenberg. "Wir wollen das Wissen im Dorf behalten, wo die Grenzen sind", betonte Ortsbeauftragter Thomas Reuter (Bündnis 90 Grüne/ BfU) den Grundgedanken des alle sechs Jahre stattfindenden Grenzgangs.

Mehr als 1100 Hektar groß sei die Obereschenbacher Gemarkung, bestätigte Martin Reuter. Längs der knapp 19 Kilometer langen Grenzlinie seien etwa 200 historische Grenzsteine zu erwarten. "Der erste urkundlich nachgewiesene Grenzgang für das Königsgut Hammelburg inklusive Eschenbach, Diebach und Erthal war im Jahre 777 (Urkunde Nummer zwei im Bayerischen Staatsarchiv)". Die Kinder waren froh, dass sie eine kleine Belohnung aus dem Münzsack erhielten, wenn sie den nächsten Grenzstein meldeten.