Bei den Kreativtagen in der Musikakademie Hammelburg kommen Instrumentalisten der verschiedensten Stilrichtungen zusammen. Hierbei entstehen ganz neue, außergewöhnliche Klangwelten.
Aus ganz Bayern reisten die zwölf Teilnehmer der Musik-Kreativtage an. Bunt zusammengewürfelt schien die Truppe, sie bestand aus Mitgliedern der Band "Globalplayer", Handwerkern, Wissenschaftlern, Pädagogen, Musikstudenten und Sängerinnen.
Am Schlossberg trafen sie sich, um hier gemeinsam neue Klangwelten zu erschaffen. Normalerweise spielen der Klarinettist Franz-Josef Schramm und der Trompeter Stefan Schalanda fränkische Blasmusik, andere Teilnehmer sind in der elektronischen Musik daheim, und Michael Hilbel lässt seine indische Sitar erklingen.
"Unterschiede geben den Kick" "Gerade diese Unterschiede geben den Kick für kreativ Neues", freute sich Populärmusik-Beauftragter Peter Näder, der die Teilnehmer heuer wieder zu den Musik-Kreativtagen im Rahmen von Mainpop eingeladen hatte.
"Die Idee für solche kreative Workshops hatten wir in der Musikakademie schon 2006", berichtete Näder. Aber erst im vergangenen August gab es den ersten Workshop dieser Art. Da standen die Bereiche Multimedia und Elektronik im Vordergrund.
"Neben der Diversivität sind instabile Phasen und musikalische Gegensätze die Wegbegleiter des kreativen Neuen", erklärte Näder. Das gegenseitige Vertrauen der Teilnehmer sei wichtig für den kreativen Prozess. Wenig förderlich sei hingegen die Harmonie. "Die gewohnte Harmonie ist absolut tödlich für dieses Projekt, weil sie zu langweilig und hemmend für solche Schaffensphasen ist", unterstrich der Fachmann. Die Grenze zwischen klassischer Musik und so genannter Unterhaltungsmusik sei zu hinterfragen.
"Das sind alte Schubladengeschichten", meinte Näder.
Von Althippie angefertigt Exotische Klangwürze gab Michael Hilbels indisch-europäische Hybrid-Sitar. "Das speziell für mich von einem Rock-Althippie angefertigte Instrument erlaubt aber auch konventionelle Spielweise", erklärte Hilbel, Gitarrist der Gruppe "Globalplayer" aus Großbardorf. Schlagzeuger Christian Back aus Kleinwenkheim war ebenso mit Begeisterung dabei: "Musik ist sehr wichtig für mich." Kreativität ist auch in seinem Beruf als Gold- und Silberschmied gefragt. Mit Cellist Alexander Vaymer aus Bad Königshofen war die Band komplett. "Ich bin für alle Stilrichtungen offen und freue mich über den Spaßfaktor Musik", so der Musikstudent.
Eine Sängerin kam vom Ammersee angereist. Martina Shana-Haider bezeichnet sich als Medium und Schamanin.
"Ich brauche diese musikalische Gemeinschaft mit einer kreativen Atmosphäre", betonte sie. Dafür nahm sie auch die vierstündige Anfahrt quer durch Bayern in Kauf. "Kreativität ist die verbindende Welt für meinen Geist und das öffnende Element", erklärte Shana-Haider.
Weitab von konventionellen Liedern brachte sie sich mit Tönen und einzelnen Worten ein, nicht aber mit langen Texten. "Es ist jedesmal spannend für mich", gestand Shana-Haider Das Ergebnis hänge von jener Energie ab, die ihr als innere Kraft zur Verfügung stehe.
Es hat geklappt. Ein Konzert mit den musikalischen Früchten des Workshops gab es am Donnerstag in der evangelischen Christuskirche im Kurbereich Bad Brückenau. Trotz oder gerade wegen der musikalischen Spannungen und Reibungen kam ein außergewöhnlicher Auftritt dabei heraus.