Weinbergshütten in Hammelburg sollen für Touristen geöffnet werden

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Bisher gibt es nur bei geführten Wanderungen eine kleine Brotzeit in den Weinbergen. Foto: Archiv/ Markus Reeh
Bisher gibt es nur bei geführten Wanderungen eine kleine Brotzeit in den Weinbergen. Foto: Archiv/ Markus Reeh

Die Häuschen in den Weinbergen sollen gastronomisch genutzt werden. Doch noch gibt es viele Zweifel.

Hütten gehören zur Weinbaulandschaft um Hammelburg dazu. Für die Winzer und ihre Helfer, die die Lagen heutzutage meist mit dem Auto anfahren, haben sie aber etwas an Bedeutung verloren. Dafür sollen die Weinbergshütten für Touristen geöffnet und bewirtschaftet werden.

Der Stadtrat brachte dafür eine Änderung des Flächennutzungsplans auf den Weg. Sie soll Grundlage für ein Hüttenkonzept sein, das festlegt, was künftig erlaubt sein soll. Denn die Weinberghäuschen gelten als landwirtschaftliche Geräteschuppen, deren gastronomische Nutzung nicht ohne Weiteres möglich ist.

Das musste Sandra Kaiser, Eigentümerin der Weinbergshütte "Vinica" des Hotels Kaiser, im vergangenen Jahr erfahren: Das Landratsamt stellte im Herbst den Betrieb ihrer bislang ungenehmigten Bewirtung oberhalb des Gansthales ein. Bis zu 100 Gäste genossen an Sonntagen die Aussicht von der Hütte über das Saaletal bis zum Sodenberg.

Ein anderer Weinbergsbesitzer hatte Anstoß an der touristischen Attraktion genommen, auch weil die Bewirtung mit Autoverkehr auf gesperrten Wegen einherging. Die Gastronomin will die Bewirtung legalisieren lassen und brachte mit ihrem Antrag für eine Änderung des Flächennutzungsplans die Diskussion in Gang. Die CBB-Stadtratsfraktion schloss sich der Idee, die Häuschen zu bewirtschaften an, und forderte ein Konzept für die Hütten.
"Die Bedingungen müssen geklärt werden", machte Ernst Stross (SPD) im Stadtrat deutlich. Der Bürgermeister nannte die Zuwegung sowie die Ver- und Endsorgung als Beispiele für offene Fragen - wobei die "Vinica" Toiletten hat.

Im November gab es eine erste Gesprächsrunde mit Eigentümern, Winzern, Touristikern und Vertretern des Landratsamts. Wie Stross berichtete, hatten die Winzer eine gastronomische Nutzung der Hütten wegen des Aufwands abgelehnt. Sie hätten sich für die bisherigen Wanderungen samt kleiner Weinprobe ausgesprochen.
"Es ist zusätzlicher Aufwand für die Winzer", erklärte Gregor Schmid (SPD), selbst Eigentümer einer Hütte, seine Ablehnung. Er bezeichnete die Gaststättengenehmigung als Knackpunkt. Schmid relativierte aber im Laufe der Sitzung seinen Widerstand, als es sich herauskristallisierte, dass es nicht allein um Weinbergshütten geht, sondern um Hütten allgemein.

Denn es gehe darum, die touristische Wertschöpfung zu erhöhen, wie Alfred Jeurink sagte. Der Vorsitzende des Vereins Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg will die Weinbaugebiete in Ramsthal und Hammelburg durch einen Wein- und Genusswanderweg verbinden. Jeurink: "Es wäre eine geniale Entscheidung, wenn wir dabei die Hütten anbieten könnten."

Christian Fenn (Junge Liste) erinnerte an Alpenhütten, die trotz ihrer Lage bewirtschaftet werden. "Auch in der Rhön haben wir zig Hütten", meinte Stefan Seufert (CSU). Patrick Bindrum (CSU) forderte, die Änderung auf den Weg zu bringen und alles Weitere dem Landratsamt zu überlassen. Er verwies auf die drei weiteren Antragsteller, die seit November dazu gekommen sind: Peter Plewe, Wolfgang Fella und Weingut Hümmler. So brachte der Stadtrat nach der teils aufgeregten Debatte das Konzept auf den Weg. Im April wird er sich wieder damit beschäftigen.

Er wolle mit seinem Antrag das Konzept von Alfred Jeurink, mehr Touristen nach Hammelburg zu bringen, ganz allgemein unterstützen sagt Peter Plewe auf Nachfrage. Viele Winzer bleiben skeptisch. Sie sehen keinen Bedarf und keine Möglichkeit für Hütten-Gastronomie. Dass die Idee durch eine intensiv genutzte und dadurch umstrittene Einzelhütte ausgelöst wurde, erleichtert die Akzeptanz nicht.