Nach zehn Jahren Pause findet wieder ein Grenzgang statt.
Konrad Hoffmann zeigt auf einen Grenzstein nahe dem Kloster Altstadt. Dieser trennt nicht nur die Untereschenbacher Gemarkung von der Hammelburger, sondern verweist laut Hoffmann auch noch auf die Fischerei. "Das ist ein sehr interessanter Grenzstein mit einem Fisch und einem Flusskrebs darauf", erklärt Hoffmann.
Knapp 60 Interessierte aus Untereschenbach und der Umgebung haben sich zum Grenzgang aufgemacht. Albrecht Leurer, Ortsobmann der Feldgeschworenen und Ortsbeauftragter, übernimmt die Führung. Der jüngste Teilnehmer ist zwei und der älteste über 70 Jahre alt. Die Kinder gehen voran und werden mit einer Münze belohnt, wenn sie als Erste einen Stein ausfindig machen.
"Ich gehe gerne mit, weil mich meine unmittelbare Heimat interessiert. Ich helfe außerdem bei der Bewirtung", sagt die 18-jährige Laura Anderhalt.
Ihre Freundin Miriam Arheidt erklärt: "Ich kann mich kaum noch daran erinnern, dass ich schon an solch einem Grenzgang teilgenommen habe." Und in der Tat gab es den letzten Grenzgang vor zehn Jahren.
Feuerwehrvorsitzender Günter Hummel informiert über äußerst weit in Richtung Obereschenbach gelegene Wohnhäuser, die entgegen dem optischen Eindruck noch zum Untereschenbacher Gebiet zählen. Von der Zentgrafenhalle führt die Strecke, die rund zehn Kilometer lang und mit 233 Grenzsteinen markiert ist, die Teilnehmer zunächst in Richtung Lehmgrube. Dann geht es zur Eichhecke und längs der Hammelburger Grenze. Anschließend führt die Tour bergauf zum Dreimärker und in Richtung der Obereschenbacher Dürrmühle.
Am Fuß des Sodenbergs, Abteilung Grabenloch, gibt es die verdiente Mittagspause.
Der Pampa-Stammtisch übernimmt die Bewirtung, das Weingut Lange bietet eine Weinprobe und die Frauen aus dem Ort haben Kuchen gebacken.
Der tiefste Untereschenbacher Grenzpunkt sei mit 173 Höhenmetern an der Saale zu finden, erläutert Leurer. Der höchste am Sodenberg mit rund 360 Metern. "Grenzgänge sind wichtig, um nicht nur seine eigenen Grenzen zu erkennen, sondern auch die des Nachbarn", betont Leurer. Die Feldgeschworenen haben alle Grenzsteine revidiert und freigelegt. Viele Grenzsteine aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert seien noch nachweisbar.
Besonders freut Leurer, dass sich auch Feldgeschworene aus der Umgebung der Wanderung angeschlossen haben. Er spricht vom grasierenden "Grenzsteinfieber". Der Dank des Ortsbeauftragten gilt den spendablen Jagdgenossen und den aktiven Helfern. In Untereschenbach gibt es sieben Feldgeschworene.
Der erste Untereschenbacher Grenzgang fand im Jahre 777 statt - belegt durch eine Urkunde.
Der damalige Grenzritt um das Königsgut Hammelburg erfasste auch Eschenbach, Diebach und Erthal. Schon damals sei die genaue Festlegung des Grenzverlaufs von Bedeutung gewesen. Zum Beispiel für die Berechnung der Zehntabgaben im knapp 300 Hektar großen Gebiet von Untereschenbach.