Tür auf für die Zugewanderten

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Ramsthal ist bunt: Noch bis vor wenigen Tagen hatte Thea Keßler emsig an der Kollage gearbeitet, für die Ramsthaler und "Zugeraste" alte Fotos, Zeitungsausschnitte und Dokumente gespendet hatten. Foto: Gerd Schaar
Ramsthal ist bunt: Noch bis vor wenigen Tagen hatte Thea Keßler emsig an der Kollage gearbeitet, für die Ramsthaler und "Zugeraste" alte Fotos, Zeitungsausschnitte und Dokumente gespendet hatten. Foto: Gerd Schaar
Bei der Enthüllung gab es jede Menge Beifall. Foto: Gerd Schaar
Bei der Enthüllung gab es jede Menge Beifall. Foto: Gerd Schaar
 
Anregungen zum Gespräch gaben die Fotos den Anwesenden beim genauen Hinsehen. Foto: Gerd Schaar
Anregungen zum Gespräch gaben die Fotos den Anwesenden beim genauen Hinsehen. Foto: Gerd Schaar
 
Anregungen zum Gespräch gaben die Fotos den Anwesenden beim genauen Hinsehen. Foto: Gerd Schaar
Anregungen zum Gespräch gaben die Fotos den Anwesenden beim genauen Hinsehen. Foto: Gerd Schaar
 
Thea Keßler und Bernhard Gössmann-Schmitt. Foto: Gerd Schaar
Thea Keßler und Bernhard Gössmann-Schmitt. Foto: Gerd Schaar
 

Unter dem Motto "Ramsthal ist bunt" hat Thea Keßler eine Kollage aus alten Fotos, Zeitungsberichten und Dokumenten gemacht, die unter dem Beifall von rund 100 Zuschauern auf dem Dorfplatz enthüllt wurde.

Das Kollage-Panorama sieht aus wie die überdimensionale Ausführung eines gebogenen Flachbildschirms. Am Mittwoch enthüllte Thea Keßler auf dem Ramsthaler Dorfplatz das beschauliche Kunstwerk und erntete gehörigen Beifall. Das Exponat ist ein Zeichen für die Werte Toleranz und Akzeptanz gegenüber Zugewanderten, denen mit dieser Aktion ausdrücklich "Tür und Tor" geöffnet werden soll.
"Jeder von uns hat andere Wurzeln", sagte Bernhard Gössmann-Schmitt. Die Vorfahren kamen vielleicht vor 50 oder 100 Jahren nach Ramsthal. Ja, es sei gut, dass es "Zugeraste" gibt. Und wenn es sich lediglich um eine Zuwanderung aus einem Nachbardorf handle.
Adolf Keller zum Beispiel siedelte vor 30 Jahren von Sulzthal nach Ramsthal über. "25 Jahre lang war Keller Vorsitzender im Winzerverein und er hatte das Amt des 2. Bürgermeisters inne", erinnerte Gössmann-Schmitt.


Flagge der Philippinen

Nicht nur Keller spendete Material für die Kollage. "Ich komme von den Philippinen und wohne hier seit 19 Jahren. Ich fühle mich in Ramsthal wohl", sagt Ruby Kaiser, die ein Flaggenbild ihrer Ursprungsheimat eingereicht hatte. "Meine Großmutter, die vor zehn Jahren starb, ist vor ihrem alten Haus auf dem Foto", erzählt Dieter Schaub. Er und seine Ehefrau Irene sind begeistert von der Kollage.
"Auch ich stehe voll hinter dieser Aktion", bekennt Bernhard Stark, Mitglied des Ramsthaler Gemeinderates. Auf seinem Einschulungsfoto aus dem Jahr 1971 sind auch sein Bruder und zwei Schwestern zu sehen. Stark betont: "Nicht nur Ramsthal ist bunt, sondern die gesamte Welt!".
"Viele haben zu dem Kollage-Projekt das Ihre beigesteuert", bedankte sich Künstlerin Thea Keßler bei den Spendern von Fotos, Zeitungsausschnitten, Dokumenten und ganz persönlichen Briefen. Seit dem Ramsthaler Adventsmarkt i diesem Jahr habe es ganz spontane Resonanzen der Anwohner gegeben. "Und höchst interessante Gespräche", ergänzt Keßler. Je länger sie sich mit diesem Projekt beschäftigt habe, desto mehr habe es sie berührt: "Es hat was mit mir gemacht", sagt sie.


Geschichten und Schicksale

Etwa drei Quadratmeter mit persönlichen Geschichten, Schicksalen und Beschaulichkeiten verfehlten ihre Wirkung nicht. Die rund 100 Besucher auf dem Dorfplatz waren neugierig. "Toll gestaltet" und "eine Superidee", bestätigten die Betrachter.
Unter den Gästen war auch Elfershausens Bürgermeister Karl-Heinz Kickuth: "Geselligkeit und Lebensfreude sind wichtig. Ich sehe hier künstlerische Talente, die andernorts noch schlummern". Thea Keßler, die selbst seit 16 Jahren in Ramsthal wohnt, war zufrieden mit dem Echo der Gäste. "Es gilt, das Selbstbewusstsein zu stärken, damit Ängste überhaupt nicht erst aufkommen", erklärt sie den Hintergrund der Aktion.
Noch bis vor wenigen Tagen hatte sie emsig an der Kollage gearbeitet. "Am vergangenen Samstag waren es elf Stunden am Stück", verrät sie. Nun sei sie gespannt, wie lange diese Panoramawand der Witterung stand hält.