Der Kulturausschuss stellt wichtige Weichen für das geplante Schulzentrum. Die Kosten liegen alleine für Gymnasium, Mensa und Turnhalle bei rund 58,5 Millionen Euro.
Rund dreieinhalb Stunden lang hat der Kulturausschuss des Kreistages am Dienstag über die Planung des neuen Schulzentrums im Bereich Hochstein-Süd beraten. Am Ende standen jede Menge Beschlüsse zum angestrebten Energieverbrauch, der Art der Heizung, technischen Ausstattungen und vielem mehr, was sich nicht automatisch aus gesetzlichen Vorgaben ergibt. Damit liegen zum ersten Mal belastbare Kostenschätzungen vor: Auf 58,45 Millionen Euro summieren sich alle beschlossenen Maßnahmen, davon entfallen 57,35 Millionen Euro auf den Neubau des Gymnasiums, der Mensa und der beiden Turnhallen sowie die Gestaltung des Außenbereichs mit Sportanlagen. Weitere 1,1 Millionen Euro sind notwendig, um die Voraussetzungen für den späteren Bau einer Real- und einer Förderschule auf dem Areal vorzubereiten.
"Das ist das größte Bauvorhaben, das sich der Landkreis Bad Kissingen bisher vorgenommen hat", sagte Landrat Thomas Bold (CSU) und nannte das Schulzentrum einen "Quantensprung für die Stadt- und Schulentwicklung". Auch auf Kritik an der Kostensteigerung ging Bold mehrfach ein. "Im Altbau hätten wir weder das pädagogische Konzept so umsetzen, noch diesen Energiestandard erreichen können." Beschlossen wurde für die weitere Planung, dass die Schule nach BEG-40-Standard gebaut wird. Das heißt: Die Gebäude benötigen nur 40 Prozent der Energie, die maximal gesetzlich verbraucht werden darf. Bisher war - wie beim neuen Berufsbildungszentrum Münnerstadt - mit BEG 55 geplant worden. Die Mehrkosten für die zusätzliche Energieeinsparung bezifferte Architekt Grant Kelly vom Büro "Numrich, Albrecht, Klumpp" auf 1,37 Millionen Euro.
Größter Brocken ist dabei die Lüftung: Bisher war eine Hybridlüftung aus maschinellem Luftaustausch und Lüften über die Fenster fürs Gymnasium und Lüftungen lediglich für Umkleiden und Küche im Turnhallen- und Mensagebäude vorgesehen. Nun wurden eine stärkere Lüftung für die Schule sowie zusätzliche Lüftungen für Sporthallen, Mensa und Ganztagsbetreuung ergänzt. Hinzu kommen mehr Wärmedämmung und mehr Fläche für Photovoltaik.
Ob sich der höhere Energiestandard neben der Einsparung von Energie auch über Zuschüsse rentiert, ist aktuell offen. Bauphysiker Stefan Heimpel verwies auf den Förderstopp der Bundesregierung im Januar. Rund 6,7 Millionen Euro hatte sich der Landkreis erhofft. Ob und unter welchen Bedingungen nun überhaupt Zuschüsse möglich seien, wisse niemand. Heimpel kündigte an, dass sich künftige Förderprogramme vermutlich nicht nur am Kohlendioxid-Ausstoß, sondern auch an weiteren Fragen der Nachhaltigkeit orientieren. Deshalb plädierte er zum Beispiel auch für eine extensive Begründung aller Dächer, die zusätzliche 335 000 Euro kostet. Der Kulturausschuss sprach sich zudem dafür aus, sämtliche Flachdächer statt mit Folie mit Edelstahl abzudichten. Mehrkosten: 365 000 Euro. "Es kostet mehr, aber es hält auch so lange wie das Gebäude", verwies Bold auf bisherige Erfahrungen bei anderen Schulgebäuden.
Einstimmig fiel auch der Beschluss für Holz-Hybrid-Decken in den oberen beiden Stockwerken des Gymnasiums aus. Das spare Beton und damit Kohlendioxid, kostet aber rund 600 000 Euro zusätzlich. Länger diskutiert wurde darüber, ob der 60 mal 90 Meter große Sportplatz einen Natur- oder einen Kunstrasen bekommen soll. "Die Voraussetzung für den Erwerb war, dass der Sportverein den Platz ganzjährig nutzen kann", erinnerte Bold an Absprachen mit der Stadt und dem FC Hammelburg. Der Landkreis stehe im Wort, ein Kunstrasen-Platz sei zudem auch für den Schulbetrieb strapazierfähiger. Auch der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) warb für den Kunstrasen, während seine Stellvertreterin Elisabeth Assmann (Grüne) ihn aus ökologischen gründen ablehnte. Trotzdem gab es eine eindeutige Mehrheit dafür. Mehrkosten: 326 000 Euro.
Weitere Extras über den Standard hinaus sind eine Bus-Technik zur Steuerung der Elektroanlage (plus 425 Euro), eine tageslichtabhängig gesteuerte Beleuchtung (210 000 Euro) und eine Vergrößerung der Photovoltaikanlage auf bis zu 100 Kilowatt Leistung (125 000 Euro). Zudem soll geprüft werden, ob das Kommunalunternehmen des Landkreises eine weitere Photovoltaikanlage auf den Dächern von Gymnasium, Mensa und Turnhallen in einer ähnlichen Größenordnung errichten könnte.
Architekt Grant Kelly verkündete allerdings auch Einsparungen: Indem beide Gebäude nach Norden verrückt wurden, verringert sich die Campus-Fläche etwas. Die Lehrer-Parkplätze wurden an die Straße im Westen des Schulzentrums verlegt, dadurch entfällt eine Erschließungsstraße am geplanten Busbahnhof. Zudem wurden Raumzuschnitte optimiert, und durch die Verlegung der Lüftungsgeräte vom Keller auf die Dächer müssen deutlich weniger Kellerräume gebaut werden. Die größte Einsparung brachte die Grundsatz-Entscheidung des Ausschusses, Mensa und Turnhallen auf einer Ebene anzuordnen. Bislang war eine weitgehend einheitliche Dachfläche vorgesehen, durch die die sieben Meter hohen Hallen tiefer gegründet werden müssten. Alles auf einer Ebene anzuordnen spart Platz und Geld für Treppen und zwei Aufzüge. Weil das Untergeschoss wegfällt, sprach sich der Architekt auch gegen eine unterirdische Verbindung aller Gebäude aus. Einsparung insgesamt: 2,3 Millionen Euro.