Ruine Aura vor dem Verfall retten

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Aus der Luft ist der kreuzförmige Grundriss der unvollendeten Klosterkirche gut zu erkennen. Neben ihr steht die Gaststätte. Foto: Dirk Zirwick
Aus der Luft ist der kreuzförmige Grundriss der unvollendeten Klosterkirche gut zu erkennen. Neben ihr steht die Gaststätte. Foto: Dirk Zirwick
Joachim Zeune erklärt die Konstruktion im Inneren. Fotos: Arkadius Guzy
Joachim Zeune erklärt die Konstruktion im Inneren. Fotos: Arkadius Guzy
 
Ruine Aura
Ruine Aura
 
Ruine Aura
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Ruine Aura
Ruine Aura
 
Ein altes Steinmetzzeichen an der Ruine Aura
Ein altes Steinmetzzeichen an der Ruine Aura
 
Ruine Aura
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Die Grundmauern der nie fertiggestellten zweiten Klosterkirche bröckeln langsam. Der historische Rohbau ist ein bedeutendes Denkmal. Sein Erhalt fordert aber nicht nur einen hohen finanziellen Aufwand.

Nicht erst seit heute ist die Ruine ein beliebtes Ausflugsziel. Bereits im 19. Jahrhundert wanderten Bad Kissinger Kurgäste, angezogen von der Sehnsucht nach Romantik, auf die Anhöhe bei Aura. Im Gegensatz zu damals ist die Ruine heute aber nur noch mit Vorsicht zu genießen: Eine Absperrkette verhindert, dass die Ausflügler dem Gemäuer zu nahe kommen.

"Es sind bereits Steine herausgefallen", erklärt Kreisbaumeister Günter Stammwitz. Daher wurde die Sperrung veranlasst. Doch dabei allein sollte es nicht bleiben. Die Gemeinde, der private Eigentümer, der Bezirk Unterfranken, die Sparkassenstiftung und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege brachten gemeinsam 23 000 Euro auf, um ein Gutachten für die Ruine erstellen zu lassen.

Von einem bedeutenden Objekt spricht Burgenforscher Joachim Zeune. Er hat die Bauhistorie der Ruine untersucht. Sein Fachkollege Thomas Starke hat das Schadensbild erfasst und Architekt Jürgen Bergmann hat errechnet, was die Sicherung der Anlage kosten würde.

Kirche als Rohbau

Die Ruine ist ein frühes Beispiel einer Wandpfeilerkirche, erklärt Zeune. Bei dieser architektonischen Konstruktionsweise stehen die Pfeiler nicht frei im Raum, sondern ragen von den Längswänden nach innen. Zeune: "Dadurch entstehen viele Nischen, die Platz für Seitenaltäre bieten."

Die Kirche sollte einst das geistliche Zentrum einer neuen Klosteranlage werden. Das ursprüngliche Kloster, einige hundert Meter näher am Ort gelegen, war im 16. Jahrhundert zerstört und aufgelöst worden. 1618 gab der Würzburger Bischof Johann Gottfried von Aschhausen den Neubau in Auftrag. Die Arbeiten wurden aber nur vier Jahre später eingestellt. Die Ruine ist im strengen Sinn also keine Ruine, sondern ein Rohbau, der sich über die Jahrhunderte erhalten hat - zu 90 Prozent authentisch, wie Zeune meint.

Allerdings zerstört der Bewuchs nach und nach das Mauerwerk: "Die Schäden kommen hauptsächlich von der Mauerkrone", sagt Starke. Die Pflanzen müssen entfernt, die Wandfugen erneuert und Steine wieder vermörtelt werden. Der historische Zustand der Grundmauern erfordert einen "sensiblen Umgang" und viel Handarbeit. Die Gutachter schätzen die Kosten für die reine Sicherung der Bausubstanz auf fast 900 000 Euro. Die Summe ist auch der Spezifik der Wandpfeiler-Architektur geschuldet. "Wir haben viele Wandflächen und Vorsprüge", erklärt Bergmann.

Nach den Sicherungsmaßnahmen kann die Ruine wieder für Besucher geöffnet werden. Sie kann zum Beispiel als Veranstaltungsort für Konzerte dienen. Den Burgenforschern schwebt eine sehr behutsame Nutzung und Erschließung vor. Zeune: "Die Ruine soll keine zweite Trimburg werden."

Für eine kleine Gemeinde wie Aura sind 900 000 Euro zunächst einmal aber sehr viel Geld. Auch wenn sie sich trotz des Privateigentums für die Ruine verantwortlich und mit dem Bauwerk historisch-emotional verbunden fühlt, wie Bürgermeister Thomas Hack (CSU/ Bürger für Aura) sagt. Daher geht es jetzt darum, Fördermöglichkeiten zu suchen.

Suche nach Geldgebern

Als Lösungsweg scheint sich abzuzeichnen, dass in einem ersten Schritt ein kleineres Wandstück für eine überschaubare Summe saniert wird. Diese Musterfläche könnte der Öffentlichkeit die geplanten Sicherungsmaßnahmen anschaulich präsentieren. Das könnte helfen weitere Geldquellen zu erschließen.

Karlheinz Friedel, Eigentümer der Ruine, arbeitet bereits an der Gründung eines Fördervereins, wie er auf Nachfrage bestätigt. Er kann sich vorstellen, das Eigentum an dem Denkmal per Schenkung abzugeben. Der Gemeinwohlaspekt spiele bei dem Gebäude eine große Rolle. "Mein Traum ist, dass in der Ruine Konzerte stattfinden", sagt Friedel.

Die Sicherung des Gemäuers ist auch ihm wichtig. Bei der Erstellung des Gutachtens kooperierte er mit der Gemeinde, die für die Untersuchung die Federführung übernommen hatte.

Wohl seit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts ist die Ruine im Privateigentum. Friedels Urgroßmutter kaufte sie 1912. Ihr ging es, wie der Nachfahre erzählt, nicht um die Ruine, sondern die Gaststätte, die damals direkt angebaut war: Das eine Gebäude war nicht ohne das andere zu haben, da die Küche in den Kirchenraum ragte. Die Urgroßmutter führte die Wirtschaft selbst. Ende der 1950er Jahre errichtete Friedels Vater die heutige Gaststätte, die alte sei Anfang der 60er Jahre abgerissen worden.

Die Ruine und die Lage mit Blick weit ins Saaletal hinein sind touristisch attraktiv. Die Gaststätte ist an Sonn- und Feiertagen immer sehr gut besucht. "Viele Leute kommen nur wegen der Ruine", sagt Pächter Andreas Büttner.