Pius Pfaller soll das Kloster Altstadt schon jetzt verlassen

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Pius Pfaller ist seit mehr als 40 Jahren im Kloster Altstadt. Foto: Arkadius Guzy
Pius Pfaller ist seit mehr als 40 Jahren im Kloster Altstadt. Foto: Arkadius Guzy

Das Kloster Altstadt wird zum ersten Advent geschlossen. Der prominenteste der drei Franziskanerbrüder soll den Schlossberg aber bereits jetzt verlassen.

Alois Felix Pfaller ist empört. "Ich frage mich, wo denn hier noch franziskanische Brüderlichkeit zu finden ist? Ich frage mich, wo bleibt im Kloster noch Achtung vor einem alten, verdienten Mitbruder?" Diese Zeilen hat Alois Felix Pfaller unter anderem an die Franziskanerprovinz in München und an den Generalminister des Franziskanerordens in Rom geschickt. "Wir sind als Familie aufgebracht", erklärt seine Frau Christine Pfaller am Telefon.

Denn Frater Pius Pfaller soll das Kloster Altstadt früher verlassen als erwartet. Zum 26. September wird er offiziell ins Franziskaner Kloster Vierzehnheiligen mit Wohnsitz im Pflegeheim der Franziskusschwestern versetzt, wobei der konkrete Umzugstermin noch abgesprochen werden muss. Pius Pfaller zeigt sich überrascht von der Entscheidung der Ordensleitung. "Das Schreiben ist am Montag wie aus heiterem Himmel gekommen", sagt der Franziskanermönch.

Bisher haben alle damit gerechnet, dass Pius Pfaller bis Ende November am Schlossberg bleiben kann. Zum ersten Advent wird das Kloster offiziell geschlossen, für den 23. November ist die Verabschiedung geplant. Die Kurzfristigkeit der Versetzung sorgt bei der Familie von Pius Pfaller daher für Unverständnis. Er wäre gerne noch bis zum Schluss geblieben, bestätigt Pius Pfaller. Das hatte er der Provinzleitung in einem Gespräch mitgeteilt - nur drei, vier Tage bevor der Brief am Montag kam.

Die Franziskanerprovinz begründet den Schritt mit der Verantwortung gegenüber dem 80-Jährigen. Denn in den kommenden Wochen wäre er nur mit Mitbruder Dagobert oder möglicherweise gar komplett allein im Kloster. Der dritte Franziskanerbruder ist im Krankenhaus.

Seit einer Operation im Frühjahr braucht Pius Pfaller einen Rollator als Gehhilfe. "Aber er ist kein Pflegefall", sagt seine Schwägerin Christine Pfaller. "Er ist noch voll da." Auch Pius Pfaller selbst meint: "Ich bin besser beisammen als noch vor einem halben Jahr."

Christine Pfaller und Alois Felix Pfaller kritisieren, dass die Versetzung innerhalb weniger Tage per offiziellem Obödienz-Schreiben verschickt wurde. Dem sei er normalerweise zu Gehorsam verpflichtet, erklärt Pius Pfaller und lächelt verschmitzt, wie man es von ihm kennt.

Er wird am Freitag bestimmt nicht nach Vierzehnheiligen fahren. Schließlich hat Pius Pfaller noch Verantwortung fürs Kloster. So sperrt er jeden Abend das Haus und auch den Teil, in dem die Musikakademie untergebracht ist, ab. Wer das künftig übernehmen soll, ist noch gar nicht geregelt.

1967 wurde Pius Pfaller ins Kloster Altstadt beordert. Gegen seinen Willen. In den folgenden Jahrzehnten ist ihm Hammelburg aber ans Herz gewachsen. Er sei begeistert von der Stadt, erklärt Pius Pfaller. Und die Hammelburger, Gäste und Besucher haben auch ihn ins Herz geschlossen. Als Koch für das Internat, dann die Polizeischule und später die Musikakademie bleibt Pius Pfaller für viele unvergessen.

Landrat Thomas Bold und Bürgermeister Armin Warmuth, an die Alois Felix Pfaller seinen Brief ebenfalls verschickt hat, wollen auf alle Fälle für einen würdigen Abschied der Franziskaner und ein würdiges Ende der Klostergeschichte sorgen.

Pius Pfaller war der letzte Guardian des Klosters Altstadt, bevor es dem Kloster Kreuzberg unterstellt wurde. Außerdem war er 24 Jahre lang Mitglied des Definitoriums der Franziskaner und damit mitverantwortlich für Ordensangelegenheiten. Pius Pfaller sagt: "In den 24 Jahren haben wir so etwas, was mir jetzt passiert ist, nicht gemacht."