Pfarrer Thomas Eschenbacher stellt seine vier Säulen für Hammelburg vor

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Neuer Arbeitsplatz: Pfarrer Thomas Eschenbacher in der Stadtpfarrkirche St. Johannes. Foto: Arkadius Guzy
Neuer Arbeitsplatz: Pfarrer Thomas Eschenbacher in der Stadtpfarrkirche St. Johannes. Foto: Arkadius Guzy

Thomas Eschenbacher erklärt im Gespräch, was er als neuer Pfarrer von Hammelburg vor hat.

Thomas Eschenbacher (48) stammt aus Wipfeld (Landkreis Schweinfurt). Nach dem Abitur studierte er in Würzburg und Freiburg im Breisgau Theologie. 1993 empfing er die Priesterweihe. Nach seiner Kaplanszeit wurde Eschenbacher Pfarrer in Rechtenbach und Jugendseelsorger für das Dekanat Lohr, später Diözesanjugendpfarrer. Nun leitet er die Pfarreiengemeinschaft "Sieben Sterne im Hammelburger Land" und hat sich im Hammelburger Pfarrhaus schon fast komplett eingerichtet.

Herr Pfarrer Thomas Eschenbacher, haben Sie Vorfahren aus Ober- oder Untereschenbach?
Thomas Eschenbacher: Ein Cousin, der Ahnenforschung betreibt, sagt, dass die Familie nicht aus dem Hammelburger Raum stammt. Es gibt nun aber auch die Meinung, dass es doch Wurzeln geben könnte. Ahnenforschung ist aber nicht so mein Hobby.

Sie bevorzugen die Gegenwart?
Ich lebe gerne im Jetzt. Geschichte ist wichtig, aber es zählt, was jetzt gemacht wird.

Wie haben sie sich auf ihr neues Jetzt in Hammelburg vorbereitet?
Ich habe mir natürlich Informationen geben lassen. Es ist aber auch nicht gut, wenn man zu viele Informationen hat. Denn man sollte ohne Vorbehalte herangehen. Wenn man mit den Leuten vor Ort spricht, hat es eine andere Qualität.

Die Hammelburger Pfarrei hat aber eine besondere Geschichte.
Ich bin sehr für das Zölibat als Lebensform für mich persönlich. So wie ich meine Arbeit mache, kann ich sie nur als zölibatär lebender Pfarrer machen. Ich hatte deswegen schon Kontroversen mit den Jugendlichen. Ich versuche bei ihnen für diese Lebensweise zu werben.

Wie stehen Sie zur Initiative "Kirche in Bewegung" (KiB)?
Ich sehe KiB als Teil der Pfarrei. Man muss die Anliegen ernst nehmen.

Das Donnerstagsgebet wird es also nach wie vor geben?
Wieso sollte ich jemandem verbieten zu beten? Es gibt unterschiedliche Wege zum Gebet. Noch dazu sind Leute dabei, die in der Pfarrei selbst sehr engagiert sind.

Sie setzen den Weg von Pfarrer Christian Müssig fort?
Ich bin Christian Müssig dankbar, dass er Ruhe eingebracht hat. Die Zeit mit Pfarrer Müssig war ganz wichtig für die Gemeinde. Jeder Pfarrer ist aber natürlich anders.

Wird für Sie als ehemaliger Diözesanjugendpfarrer die Jugendarbeit der eigene Schwerpunkt sein?
Ich habe natürlich Ideen. Die werde ich mit dem Team besprechen. Ich höre den Wunsch nach Jugendseelsorge. Die Jugendarbeit war und bleibt mein Leben.

Im Gottesdienst anlässlich ihrer Einführung haben Sie vier Säulen als Grundlage für ihre Arbeit aufgezählt. Erläutern Sie bitte, wie Sie die vier Säulen verstehen.
Es sind zentrale Erfahrungen. Es ist ein Punktraster für die Arbeit. Begegnung: Zu allem, was man tut, gehört Begegnung dazu. Dabei ist der Faktor Zeit wichtig. Ich möchte mir Zeit nehmen für spontane Begegnungen, Zeit nehmen, mit dem Team auch mal überraschend ein Bier zu trinken. Rechnet mit Überraschungen.

Glaube:
Dabei darf man nie aus den Augen verlieren, dass alles mit Gott zu tun hat. Eine Begegnung, ein Essen steht in Verbindung mit Gott.

Wie kommt die Kommunikation als dritte Säule des Fundaments ins Spiel?
Ich habe erlebt, wie stark sich Jugendliche engagieren - ganz im Gegensatz zu dem Bild von der Jugend, das allgemein vorherrscht. Nicht die gefühlten Meinungen, sondern echter Dialog sollte daher immer im Vordergrund stehen. Ich glaube, wir müssen an einer guten Kommunikationskultur arbeiten.

Freude:
Bei allem, was man tut, ist Freude wichtig - nicht im Sinne von einer einfachen Hurra-Freude, sondern im Sinne von einer tiefen Freude.

Sie sagen, Sie wollen sich Zeit für Überraschungen nehmen. Wird es also noch häufiger ein Konzert mit Ihnen geben?
Ich bin für alles offen. Ich habe schon unterschiedliche Angebote.

Haben Sie außer der Musik noch andere Hobbys? Inline Skating haben Sie ja aufgegeben.
Inline Skates fahre ich schon lange nicht mehr. Ich fotografiere gerne in der Natur. Und ich bin Pfarrer in einem FC-Nürnberg-Fanclub. Natürlich schaffe ich es nicht zu jedem Heimspiel. Ich bin froh, wenn ich ein- oder zweimal im Jahr ins Stadion gehen kann.

Als Club-Fan braucht man manchmal einen starken Glauben.
Manchmal? Pfarrer und Club-Fan das passt schon zusammen.

Wie finden Sie es in Hammelburg?
Ich fühle mich wohl. Die Landschaft ist toll. Gut ist, dass Hammelburg an der Saale liegt. Dadurch kann man gut Fahrrad fahren, ohne viele Hügel überwinden zu müssen. Ich versuche mindestens 1000 Kilometer im Jahr zu schaffen, was mir im vergangenen Jahr trotz des kaputten Knies gelungen ist. Im Mai will ich eine Radwallfahrt nach Retzbach organisieren.

Für Sie war es kein Problem von Würzburg nach Hammelburg zu ziehen?
I ch habe kein Problem damit, wenn abends die Gehsteige hochgezogen werden. Ich genieße die Ruhe. Ich habe direkt am Domplatz gewohnt. Nachts konnte ich immer damit rechnen, dass Besoffene krakeelen.

Das hört sich danach an, als ob Sie länger als Ihr Vorgänger in Hammelburg bleiben möchten?
Ich habe keinen Bock mehr auf Umzug. Damit, dass ich die Pfarrwohnung jetzt so einrichte, möchte ich eine längerfristige Perspektive ausdrücken. Sofern ich nicht rausgeworfen werde, möchte ich länger hier bleiben. Ich habe das Gefühl, dass Hammelburg gut passt.

Das Interview führte Arkadius Guzy