Im März konkurrieren die Obereschenbacher mit einer ortsbezogenen Liste um Stimmen. Die neue Gruppierung bleibt aber nicht die einzige Überraschung.
Mit den Stadträten Alfred Meder (CSU) und Wolf-Dieter Bogner (CBB) war Obereschenbach bis 2002 in der Kommunalpolitik gut vertreten. An diese Zeit will der Ort anknüpfen. Gestern Abend nominierten die Bewohner die Kandidaten für die "Bürgerliste Obereschenbach".
Eigentlich habe er nicht mehr kandidieren wollen, sagte Thomas Reuter, der 2008 auf der CBB-Liste gestanden hatte. "Aber mir gefällt, dass die Leute mitmachen." Mit Heinz Falkenhain und Dominik Sitter hat Reuter die Idee, eine eigene Liste aufzustellen, vorangetrieben.
"Ziel ist es, endlich wieder einen Stadtrat zu haben, vielleicht sogar zwei - das wäre das Höchste", erklärte Falkenhain. Denn als Ortssprecher kann er zwar an den Beratungen im Stadtrat teilnehmen, ist aber nicht stimmberechtigt.
Die Stimmen konzentrieren Die "Bürgerliste Obereschenbach" soll helfen, die Wählerstimmen auf Kandidaten aus dem Stadtteil zu konzentrieren. Klaus Wetzel meinte dazu: "In der Vergangenheit standen Obereschenbacher auf mehrere Listen verstreut. Jetzt ziehen wir an einem Strang."
So nahmen die Obereschenbacher mit 40:4 Stimmen den von Falkenhain und Reuter zusammengestellten Vorschlag an. Angeführt wird die "Bürgerliste Obereschenbach" von Falkenhain, gefolgt von Sitter und Reuter. Zwar gab es eine kurze Diskussion, ob der 72-jährige Falkenhain nicht mit dem 40-jährigen Sitter den Platz tauschen sollte. Doch die Versammlung entschied sich dagegen, da die Wähler dank der Besonderheiten der Kommunalwahl die Platzierungen ja selbst noch ändern können. Ebenso aus pragmatischen Erwägungen stimmten die Obereschenbacher gegen eine Listenverbindung. Bei dem aktuellen Auszählungsverfahren brauche man sie nicht, wie Reuter argumentierte.
Neben rechtlichen Formalien wartet nun noch eine wichtige Hürde auf die neue Gruppierung: Sie muss 180 Unterschriften von wahlberechtigten Hammelburgern sammeln, um zur Kommunalwahl zugelassen zu werden. Dafür wollen die Obereschenbacher bei Verwandten und Bekannten werben. Die Eintragungslisten liegen frühestens ab 18. Dezember in der Stadtverwaltung aus. Außerdem fährt die Verwaltung am Samstag, 25. Januar, alle Ortsteile ab. Am 3. Februar endet die Frist.
Und dann braucht die Gruppierung noch Geld. Reuter: "Wir sind keine Partei, wir haben keine Kriegskasse." Einzelne Kandidaten hätten sich daher schon bereit erklärt, jeweils 30 Euro zu geben. Außerdem plant die neue Gruppierung eine Versammlung in Obereschenbach, in der allgemein das Wahlverfahren erklärt wird. Die Veranstaltung soll weitere Einnahmen bringen, um zum Beispiel Flyer finanzieren zu können.
Die Aufmerksamkeit ist gesichert Die Aufmerksamkeit ist den Obereschenbachern aber schon jetzt sicher. "Für Obereschenbach ist die eigene Liste okay", erklärt Georg Schuler auf Nachfrage. Auch der Ortssprecher aus dem Nachbarstadtteil Untereschenbach erinnert an die Zeit, als die Obereschenbacher zwei Stadträte hatten. Da Untereschenbach grob nur die Hälfte der Einwohner von Obereschenbach hat, schließt Schuler eine Liste für seinen Ort aus.
Dasselbe gilt für Feuerthal. "Man muss nicht unbedingt Stadtrat sein, um bei der Verwaltung Gehör zu finden", sagt Ortssprecher Jürgen Armbruster. Ähnlich äußern sich auch andere. Einem Konflikt zwischen der Kernstadt von Hammelburg und den Ortsteilen möchte keiner das Wort reden.
Auf scharfe Töne verzichten die Obereschenbacher - zumindest öffentlich - bisher ebenfalls. Es ist für sie wohl eher eine Sache des Prestiges, stimmberechtigt am Tisch im Sitzungssaal Platz zu nehmen. Und sie beweisen Gemeinschaftssinn, indem sie sich mit ihrer Idee für eine eigene Liste, die quasi am Stammtisch geboren worden war, bisher durchgesetzt haben.
Eine stadtteileigene Liste ist etwas Neues - abgesehen von den Spezialfällen Gauaschach und Westheim. Denn die H.A.B.-Liste hat sich, ursprünglich als Unterstützung für die SPD gegründet, zu einer starken Gauaschacher Vertretung entwickelt. Die Freie Wählerschaft, Partnerin der CSU, bekommt mit Gabriele Ebert als einziger Stadträtin einen starken Westheimer Einschlag.
Für die Ortsbeauftragte könnte nun Konkurrenz entstehen. Walter Schultheis war mit seiner Kandidatensuche offenbar erfolgreich: Am Donnerstag, 19. Dezember, halten die "Westheimer Wähler" ab 19.30 Uhr im MGV Heim ihre Aufstellungsversammlung ab. Es bleibt also womöglich nicht bei einer Stadtteil-Liste.
Für den Stadtrat kandidieren in der Reihenfolge ihrer Platzierung: Heinz Falkenhain, Dominik Sitter, Thomas Reuter, Erwin Heid, Armin Weidenthaler, Benno Zellhan, Hubert Hofmann, Torsten Wiese, Thomas Reith, Peter Holzinger, Susanne Binder, Matthias Reith, Gustav Hofmann, Gottfried Konietzke, Michael Müller, Wolfgang Faust, Peter Stellwagen, Volker Sitzmann, Holger Reith, Michael Gehring, Jutta Göbel, Gregor Holzinger, Klaus Wetzel, Hans-Georg Binder. Ersatzleute sind Joachim Reith, Achim Meder, Gabi Binder, Adolf Hofmann und Dietmar Meder.