Seit einem halben Jahr läuft die Grundwassersanierung auf dem Gelände des Bauhofs. Die Verunreinigung durch die frühere Ziegelei ist nicht die einzige Hinterlassenschaft, die die Vergangenheit der Stadt aufbürdet.
Wer das frühere Magazin des Bauhofs betritt, kann das Problem wortwörtlich riechen: Ölausdünstungen breiten sich aus. Sie entweichen nicht aus den Fahrzeugen, die nebenan stehen, sondern steigen aus dem Boden auf. Denn der ist mit Öl verschmutzt.
Es ist eine Hinterlassenschaft der Ziegelei Paul. Die Stadt hat die Fabrikgebäude vor mehr als 30 Jahren nach der Insolvenz des Unternehmens übernommen, um den Bauhof aus dem alten Gefängnis dorthin auszulagern. In der Ziegelei gab es einen Tank, der leckte. Öl ist ins Erdreich gedrungen.
Nachdem Mitarbeiter von einem unangenehmen Geruch und auch von Kopfschmerzen gesprochen hatten, wurde 2011 eine Luftprobe genommen. Sie offenbarte eine Belastung mit Kohlenwasserstoffen. Das Magazin ist seitdem geräumt und wie die Werkstatt in das Gebäude der Stadtwerke auf demselben Gelände verlegt.
Der Stadtrat beauftragte das Büro B&O Concept aus Haßfurt, Boden und Grundwasser zu untersuchen. Die Fachleute fanden bei Bohrungen Mineralölkohlenwasserstoffe sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.
Im Juni des vergangenen Jahres entschied der Stadtrat sich daraufhin für eine Grundwassersanierung: Unterhalb des Bauhofgebäudes reicht ein Bohrloch 13 Meter tief in die Erde. Aus dieser Messstelle wird seit dem vergangenen Sommer Grundwasser in das Bauhofgebäude gepumpt. Dort fließt es in zwei Behälter mit Aktivkohlefiltern. Das gereinigte Wasser wird danach in den Kanal geleitet.
Von Anfang Juli bis Mitte Dezember durchliefen insgesamt 596 Kubikmeter Wasser diese Prozedur. Das sind rund 160 Liter in der Stunde.
"Die Werte sind zurückgegangen", sagt Berthold Bangert.
Anfangs war Stufe 2 deutlich überschritten, jetzt liegt die Verunreinigung zwischen Stufe 1 und Stufe 2, wie der Geologe von B&O Concept erklärt. Die Abstufung folgt dabei einer Einteilung des Bayerischen Landesamts für Wasserwirtschaft.
Stufe 1 stellt die "Geringfügigkeitsschwelle" dar. Übersteigen die Werte dieses Niveau ist von einer "erheblichen Grundwasserverunreinigung" auszugehen. Das bedeutet, dass in der Regel Maßnahmen notwendig sind, zum Beispiel detailliertere Untersuchungen. Übersteigen die Schadstoffwerte Stufe 2 ist in der Regel eine Grundwassersanierung erforderlich.
Laut Bangert soll das Abpumpen zumindest bis Sommer fortgesetzt werden. Er geht davon aus, dass sich die Werte auf einem Level zwischen Stufe 1 und Stufe 2 einpendeln werden.
Für Mineralölkohlenwasserstoffe zum Beispiel reicht die Spanne von 200 (Stufe 1) bis 1000 (Stufe 2) Mikrogramm pro Liter.
Für die Bevölkerung bestehe aber kein Grund zur Beunruhigung, wie es im vergangenen Jahr in einer Stadtratssitzung hieß. Das Hammelburger Trinkwasser stamme nicht aus dem Grundwasser, sondern aus dem Thulbagrund.
Auch die Geologie kommt Hammelburg zu Hilfe. Bangert erklärt: "Wegen der feinkörnigen Struktur des Erdreichs bewegt sich die Verunreinigung nur langsam in die Tiefe."
Auf Anraten des Wasserwirtschaftsamts wird noch eine weitere Messstelle angelegt. Im Frühjahr soll im Bereich der Parkplätze zwischen der Seeshofer Straße und der Rote-Kreuz-Straße 13 Meter tief bis zum Grundwasser gebohrt werden, um es auf Belastungen zu untersuchen.
Die Prüfung soll die Fließrichtung des Grundwassers noch einmal abgrenzen, auch wenn Bangert überzeugt ist, mit der ersten Messstelle den richtigen Bereich getroffen zu haben.
Bis 2016 hat die Stadt Zeit, sich ein Konzept für den Bauhof zu überlegen. Denn die Ursache für die Verunreinigung des Grundwassers muss beseitigt werden. Der Schadensherd liegt unter der Werkstatt und hat einen Durchmesser von zwölf bis 15 Metern. Die Verunreinigung ist ab vier Meter Tiefe zu finden. Sie reicht ungefähr 10,50 Meter ins Erdreich hinein. "Einfach gesprochen, muss ein entsprechend großes Loch gebaggert werden", meint Bangert.
Seit dem Einzug des Bauhofs in die frühere Ziegelei hat sich der Fahrzeugbestand verändert und vergrößert. Die Räume der Fabrik genügen den Anforderungen rationeller Betriebsabläufe nicht mehr.
So müssen die Fahrzeuge die Halle nacheinander verlassen und genauso wieder in die Halle fahren, wie Bauhofleiter Arnold Zier veranschaulicht. Einzelne Garagen oder Buchten wären für einen schnellen Einsatz besser. Eine beheizbare Halle würde die Startzeit verkürzen. Außerdem fehlt ein Abzug für die Abgase der Fahrzeuge. Ein neuer Standort, zum Beispiel am Bauhoflager, könnte die Probleme lösen.
Die Stadt hat aber nicht nur mit der Altlast unter dem Bauhof zu kämpfen. Sie muss sich noch um andere Hinterlassenschaften kümmern: Die alten Deponien, die längst stillgelegt und wohl schon überwiegend in Vergessenheit geraten sind. "Fast jeder Stadtteil hatte früher eine", sagt Detlef Mohr.
Diese Hausmülldeponien müssen genau untersucht und danach wohl saniert werden. Laut dem Stadtbaumeister wird die Wahl zunächst auf die Deponien in Hammelburg, Obereschenbach und Morlesau fallen. Die Hammelburger Deponie schlummert zwischen Hammelburg und Untererthal in der Nähe der Fotovoltaikanlage vor sich hin.