Jochen Willecke spricht über das Storchenjahr

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So kennt man Jochen Willecke als unermüdlichen Fachmann in Sachen Natur. Hier bei einer seiner regelmäßigen Storchen-Informationsveranstaltungen in diesem Sommer. Foto: Archiv/Arkadius Guzy
So kennt man Jochen Willecke als unermüdlichen Fachmann in Sachen Natur. Hier bei einer seiner regelmäßigen Storchen-Informationsveranstaltungen in diesem Sommer. Foto: Archiv/Arkadius Guzy

Die Hammelburger Jungstörche sind schon seit einigen Tagen weg. Damit enden für Jochen Willecke wieder einmal aufregende Wochen und Monate - auch wenn seine Sorge noch anderen Vögeln gilt.

Hammelburg — Jochen Willecke setzt sich seit etwa 30 Jahren in der Kreisgruppe des Bund Naturschutz für den Vogelschutz ein. Der 1941 geborene ehemalige Soldat überwacht Brutplätze und veranstaltet für das Ferienprogramm Touren durch die Natur. Seine wichtigste Aufgabe, für die er auch jüngst das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt bekommen hat, ist ihm mit den Störchen zugeflogen.

War es ein glückliches Storchenjahr für Sie?
Jochen Willecke: Wir hatten zwei besetzte Storchennester im Saaletal und fünf Jungtiere - wir können zufrieden sein. Die Vogelwelt allgemein ist in diesem Jahr im Gegensatz zu 2013 gut durchgekommen, da es wenige Nassperioden gab.

Können wir künftig mit mehr als zwei Storchenpaaren rechnen?
In den 1970er und 80er Jahren gab es 170 Nester in Bayern. Heute sind es 320. Der Druck der Störche wird also größer. Das Nest in Obererthal wird wahrscheinlich als nächstes besetzt werden. Beim Nest an der Dreisaale bin ich skeptisch. Es ist dort Störungen ausgesetzt: Ich habe selbst beobachtet, wie aus Neugier, was drinnen ist, gegen den Mast geschlagen wurde.

Woran liegt es, dass es wieder Störche gibt?
Man ist dabei, Flussläufe zu renaturieren. Die Trockenlegung von Flächen ist vorbei. Sicher spielt auch der Klimawandel eine Rolle.

Ist der Storch ihr Lieblingstier?
Mein Gebiet war schon immer die Vogelwelt. Die Störche sind zu meinen Lieblingstieren geworden. Ich muss zugeben, dass die Monate zwischen der Ankunft und dem Wegflug eine aufregende Zeit für mich sind.

Wie ist das Interesse für die Natur bei Ihnen entstanden?
Das hat schon in der Kindheit angefangen. Ich bin in einem Dorf in Oberfranken aufgewachsen. Als Kind - Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre - hat man jedes Nest gekannt. Damals war es auch nichts Ungewöhnliches, dass man als Kind eine Dohle oder Elster hatte, die man aufzog.

Heute nehmen Sie Vögel zur Pflege auf. Wie viele waren es in diesem Jahr?
Ich hatte bisher einen Waldkauz und mehrere Turmfalken. Dazu Kleinvögel, die verletzt waren oder gefunden wurden. Ich weise aber immer darauf hin, Kleinvögel nicht vorschnell in Obhut zu nehmen. Man sollte sie zunächst an einen vor Katzen geschützten Ort setzen. Die Altvögel kümmern sich in der Regel um das Junge, wenn sie es dann schreien hören. Denn die Aufzucht ist nicht problematisch, aber die Auswilderung.

Wie ist es um die Vogelwelt im Saaletal bestellt?
Bei uns kommen 100 verschiedene Vogelarten vor, die durchziehenden Vögel nicht mitgerechnet. Es hapert aber zum Beispiel bei der Rauchschwalbe. Sie braucht Innenräume zum Brüten, doch es gibt immer weniger Ställe. Erfreulich ist dagegen die Vielzahl der Grasmückenarten, auch die Nachtigall ist gut vertreten.

Wie kann man der Natur helfen?
Indem man Lebensräume erhält und neu schafft. Ich versuche immer zu erklären, wie die Lebensräume zusammenhängen. Wer alle 14 Tage seinen Rasen mäht, darf sich nicht wundern, dass die Vögel nicht kommen. Körnerfressern wie dem Stieglitz oder dem Grünfink fehlen die halbreifen Sämereien. In einem aufgeräumten Garten hat die Natur keine Chance. Ich denke dabei zum Beispiel auch an den Igel.