Holger Reith baut und vertreibt Drums. Seine spezielle Herstellungsmethode hat schon einige bekannte Schlagzeuger und Kenner überzeugt.
Der Klang überrascht Carsten Martin. "Ich habe eigentlich gedacht, dass Fichte zu weich ist", sagt er. Martin sitzt an einem Schlagzeug-Set von Holger Reith. Er schätzt dessen Arbeit.
Seit einigen Jahren baut Reith Schlagzeugtrommeln. In der Zeit hat er schon mit einigen auch ungewöhnlichen Hölzern experimentiert, wie zum Beispiel Apfelholz. Vor sieben Jahren hat alles angefangen. "Bei meinem Schlagzeug hat eine Trommel gefehlt, so habe ich sie nachgebaut", sagt Reith. Ein Kollege habe daraufhin vorgeschlagen, er solle ein ganzes Set anfertigen. "Mein Kollege ist Schlagzeuglehrer, er hat mir Tipps gegeben."
Holzbrettchen bilden den Kessel Mit Holz kennt sich Reith aus. Der 45-jährige Obereschenbacher ist schließlich als Schreinermeister beim Bundeswehrdienstleistungszentrum beschäftigt. Dennoch war das Herstellungsverfahren auch für ihn eine ganz neue Arbeitstechnik.
Reith stellt die Kessel, also die Körper der Trommeln, in Fassbauweise her. Er ist von der Methode überzeugt: "Durch den geringen Leimanteil klingen die Drums anders."
Die je nach Art der Drum unterschiedlich großen und tiefen Kessel entstehen aus verzahnten und zusammengeklebten Holzbrettchen. Den Ring spannt Reith dann in eine Drehbank, um einen perfekten, runden Zylindermantel zu formen. Die Oberkante wird abgeschrägt, damit das Fell frei schwingen kann. Der Holzkörper wird geschliffen und die Oberfläche je nach Kundenwunsch gebeizt, lackiert oder geölt. Dann muss Reith nur noch das Fell und die Spannreifen, die er extern bezieht, an den Kessel montieren.
Anfertigung nach Wunsch Ein kompletter Schlagzeugsatz besteht aus vier, fünf unterschiedlichen Trommeln. Reith hat bisher 20 bis 25 Sets gebaut. "Jedes ist ein Unikat", sagt er. Die Kunden kommen aus ganz Deutschland.
Für einen hat der Obereschenbacher nur nach telefonischen Angaben ein Set zusammengestellt. Besser sei es aber, wenn die Musiker bei ihm zu Hause zunächst einige Drums ausprobieren. Den Klangcharakter seiner "Handmade"-Instrumente beschreibt Reith als erdig. Sie seien ideal für Jazz, Rock und auch Klassik. Fachmagazine haben den Drums eine gute Qualität attestiert.
Reith hat mittlerweile Kontakt zu bekannten Musikern. "Jürgen Zöller, Schlagzeuger der Band BAP, spielt eine Snare-Drum von mir", berichtet er. Das hat ihm während der BAP-Tournee in Hannover einen Backstage-Besuch verschafft. Mike "Gomezz" Gommeringer von Reamonn habe sogar drei Snare-Drums aus Obereschenbach. Mit seinen Instrumenten war Reith außerdem bereits auf der Musikmesse in Frankfurt. Ein Laden in Köln und einer in Frankfurt verkaufen seine Schlagzeug-Sets.
Sechs bis sieben komplette Sätze produziere er im Jahr.
Anfangs habe er draufgelegt, aber jetzt funktioniere das Geschäft - auch wenn die Konkurrenz groß sei. Reith erklärt: "Viele orientieren sich nur an den großen Markennamen, weil sie auf einen hohen Wiederverkaufswert hoffen."
Reith will aber mit dem Klangcharakter seiner Drums Musiker für seine Produkte einnehmen. Demnächst einmal will er Nussbaumholz für den Kesselbau ausprobieren.