Josef Merz (79), Georg Stein (80) und Eduard Schilling (80) konnten ich noch gut daran erinnern, wie es früher in Hammelburg war.
Von wegen "gute alte Zeit". In der Landwirtschaft war das Leben hart, und das nicht nur für die Erwachsenen, auch die Kinder mussten schon früh mitarbeiten. In der Veranstaltungsreihe "Erlebt & Erzählt - Hammelburger Zeitzeugen erzählen Geschichten" anlässlich des Stadtjubiläum saßen diesmal drei Landwirte auf dem Podium in der Stadtbücherei.
Josef Merz (79), Georg Stein (80) und Eduard Schilling (80) konnten ich noch gut daran erinnern, wie es früher war. Das Thema des Abends hieß zwar "Dreschen von Getreide", aber ihre Erzählungen gingen ging weit darüber hinaus. Die Moderation hatte Altbürgermeister Ernst Stross. Auch er hat die Zeit erlebt: "Ich bin in einem Dorf mit 13 Höfen aufgewachsen mit einer Dresch-Scheune am Dorfrand und einer Dreschmaschine, die von Haus zu Haus gezogen wurde."
Die Arbeit mit dem Mähdrescher heute sei natürlich auch Arbeit, "aber das ist kein Vergleich." Das Dreschen des Getreides sei fast der Höhepunkt des Jahres in der Landwirtschaft gewesen. Josef Merz schilderte zunächst, dass man die Felder mit dem Getreide rundherum "aufräumen" musste, bevor mit den seinerzeit sehr einfachen Maschinen das Getreide gemäht werden konnte. Das bedeutet, die Ränder mussten mit der Sense freigemacht werden.
"Warum ist das Getreide heute so niedrig?" wollte Ernst Stross wissen. Das Stroh sei früher als Futter verwendet worden, wussten Josef Merz und Eduard Schilling, "heute kann man das Stroh nicht mehr gebrauchen, deshalb wird das Getreide zurückgezüchtet."
Die Flurbereinigung hat das Bild Felder verändert. Durch das fränkische Erbrecht seien sie in der Vergangenheit immer kleiner geworden, so Stross. "Ohne die Flurbereinigung hätte man gar nicht mit den großen Maschinen auf den kleinen Äckern arbeiten können", erklärte dazu Josef Merz. Wie es vor der Flurbereinigung war, schilderte Eduard Schilling: "Ich hatte 30 Äcker von Ortschaft zu Ortschaft. An- und Rückfahrt war en zeitaufwendig. Mit dem Pferd habe ich zum Teil eine Stunde gebraucht, um hin zu kommen." Auch die Kinder wurden in der Landwirtschaft gebraucht, besonders bei der Ernte. "Wir waren immer froh, wenn die Schule wieder angegangen ist", erzählte Josef Merz.
Wie das mit der Milchleistung der Kühe war, wollte Ernst Stross wissen. "Wir hatten vier Kühe, eine hat schon 20 Liter am Tag gegeben" erzählte Georg Stein. Der Hof habe zehn Liter Milch pro Tag für den RAD (Reichsarbeitsdienst) liefern müssen, manchmal auch 20 Liter. "Wir hatten viel Milch-Kundschaft" erinnerte er sich. Nach Kriegsbeginn zog der RAD ab und alle Milch musste an die Sammelstelle geliefert werden.
Mindestens 103 Milchlieferanten gab es in der Jugend von Georg Stein in der Stadt. "Das Schlimmste für mich als war das Bündeln der Ähren. Ich musste mir dazu raue Stricke um den Hals legen, der ganz rot wurde" erinnert sich Josef Merz heute noch und "die gute alte Zeit, die wolle mer nimmer."