Bei drei Bewerbern für das Bürgermeisteramt fällt die Entscheidung schwer. Bei der Podiumsdiskussion von Saale-Zeitung und Mainpost kristallisieren sich aber die Unterschiede heraus.
Zwei Wochen vor der Kommunalwahl ist klar, dass die Lage unklar bleibt. Viele Wähler wissen immer noch nicht, wie sie sich entscheiden sollen. Wer soll die Nachfolge von Ernst Stross antreten?
Armin Warmuth (CSU), Stefan Lang (CBB, SPD, Grüne/ BfU, Junge Liste, H.A.B.) und Dominik Sitter (Bürgerliste Obereschenbach) wollen die Stadt attraktiv halten, Gewerbeflächen ausweisen und die Schulden abbauen. Beim Wahlforum von Saale-Zeitung und Mainpost meißeln die beiden Moderatoren, Hans-Jürgen Burdack und Wolfgang Dünnebier, aus dem Massiv der einzelnen Wahlprogramme die persönlichen Unterschiede der Kandidaten heraus.
Besonders die erste Befragung motiviert die Kandidaten zu einem lebhaften Meinungsaustausch. Der letzte Rest von Nervosität ist seit der Vorstellungsrunde längst verflogen.
Die drei Kandidaten sind absolut konzentriert bei der Sache und wollen jeweils gegenüber den Mitbewerbern klare Kontur zeigen.
Es geht um die Finanzen. "Ich sehe die Stadt dauerhaft nicht schuldenfrei", sagt Warmuth. Ein Schuldenabbau sei nur behutsam möglich. Sitter spricht sich dafür aus, die Dinge unkonventionell anzugehen. "Wer will, sucht Wege. Wer nicht will, sucht Gründe." Sitter hat sich im Wahlkampf weit vorgetraut. Er hatte den Bürgermeister von Rednitzhembach zu einer Veranstaltung eingeladen, um dessen Weg aus den Schulden vorzustellen. Das hat unter den Beschäftigten der Stadtverwaltung für Wirbel gesorgt.
"Der Sitter hat vor, Leute zu entlassen - das stimmt nicht", erklärt der Kandidat aus Obereschenbach. Durch Fluktuation geben es aber Möglichkeiten für Einsparungen. Er spreche sich nicht für einen radikalen Personalabbau aus, wirft Warmuth ein.
Für Lang ist das Thema eine Steilvorlage, um seine Verwaltungserfahrung auszuspielen. Er ist in seinem Element. Die Verwaltung müsse immer komplexere Aufgaben erfüllen, "die Anträge werden immer mehr", sagt Lang.
Kritik am Ideenwettbewerb Beim Outsourcing, der Auslagerung kommunaler Aufgaben auf Fremdfirmen, müsse man die Konsequenzen im Blick haben. Lang veranschaulicht dies am Beispiel der Gebäudereinigung: "Dann sind die Klassenzimmer eben nicht ordentlich gewischt." Die Folge von Outsourcing sei, dass die Leute "nicht mit Herzblut dabei sind".
Bei Einsparungen geht es für Lang auch um die Frage, welche Qualität Angebote wie zum Beispiel die Bücherei haben sollen. "Je besser das Angebot sein soll, desto mehr muss man reinstecken." Kultur bleibe immer defizitär, nimmt Warmuth den Faden auf.
Und fügt hinzu: "Sie macht aber die Lebensqualität aus." Sitter kritisiert konkret den Ideenwettbewerb für den Viehmarkt. Es gebe dort genügend Anwohner, die man nur fragen müsse. Das Geld für den Wettbewerb solle besser gleich in die Umgestaltung des Platzes investiert werden, meint er.
Die Diskussion darüber, was die Stadt sich leisten kann und sollte, ist inhaltlich der stärkste Part des Abends. Er lässt auch die Zuschauer nicht kalt. Jeweils Teile des Publikums quittieren einzelne Aussagen der Kandidaten mit spontanem Applaus. In der Pause diskutieren die Besucher weiter.
Ähneln der Diebacher Armin Warmuth und der Nüdlinger Stefan Lang sich in ihren Aussagen zu den Finanzen der Stadt, so trennt sie ihre Meinung zur Alten Volksschule in Hammelburg und zum Kaufhaus am Marktplatz scharf. "Ich bin ein Freund davon, dass Gebäude zu erhalten", erklärt Lang. Auch Sitter hält an der Schule fest.
Als zweiter Vorsitzender des Fördervereins für musikalische Jugendausbildung wisse er, wie wichtig das Gebäude sei.
Alte Volksschule Zusammen mit den Vereinen will Lang die Alte Schule "peu à peu" erneuern. Ein ganz anderes Ziel verfolgt Warmuth: "Ich spreche mich für den Verkauf aus." Warmuth denkt dabei an die Schaffung altersgerechter Wohnungen. Im Stadtrat sei es bereits fast zu einer solchen Entscheidung gekommen, erinnert der langjährige CSU-Stadtrat auch an die entsprechende Haltung der CBB-Fraktion damals.
Mit den Betroffenen wie der Kleiderkammer oder dem Jugendzentrum wolle er eine Lösung finden, verspricht Warmuth. Auch wenn er auf die Nachfrage, die ein Zuschauer an den Kandidaten notiert hat, einräumt, noch keinen alternativen Standort zu haben. Einen privaten Investor will Warmuth ebenfalls für die städtischen Wohnungen suchen.
Warmuth: "Hammelburg muss nicht Hauseigentümer sein."
Umgekehrt sieht es beim Kaufhaus am Marktplatz aus. Für Warmuth ist es der richtige Standort für eine zentrale Touristinfo. Daher will er es für die Stadt haben. "Ein Kaufhaus, das Kaufkraft bringt, in eine Tourist info verwandeln, das passt nicht", sagt Lang dazu. Für ihn ist sowieso Bad Kissingen der richtige Standort für eine Vinothek, wie er später freimütig erklärt.
Das städtische Gebäude neben der Herrenmühle kann sich Sitter für die Lehrsammlung der Infanterieschule vorstellen. "Wir haben die Lehrsammlung der Infanterie - wir müssen es nicht Museum nennen - die Raum braucht." Sitter fehlt bisher eine "Dreierbeziehung zwischen Bundeswehr, Stadtverwaltung und den Reservisten, die sich um die Sammlung kümmern".
Damit haben sich die Unterschiede zwischen den Kandidaten dann auch erschöpft.
Nach einer Weinprobe, bei der Sitter als Einziger dreimal die richtige Weinsorte - es ist jeweils ein Hammelburger Silvaner unterschiedlicher Prädikatsabstufung, erkennt, ist die Luft raus. Die Themen Parkplätze und Verkehrsführung sollen den Schlagabtausch zwar noch einmal befeuern. Moderator Dünnebier: "Haben Sie schon einmal jemandem den Weg von der Bahnhofstraße nach Feuerthal erklärt?" Die Frage sorgt aber eher für angeregte Diskussionen im Publikum.
Warmuth spricht sich für weitere Parkareale nach dem Vorbild des Schlettenhofs aus. Sitter nennt spezielle Dauerparkplätze für Mitarbeiter der Innenstadtgeschäfte. Und für Lang persönlich waren Parkplätze in Hammelburg dank eines Parkausweises "bis dato kein Thema". Alle drei bezeichnen es als schwierig, etwas gegen die leeren, teils zugeklebten Geschäfte in der Bahnhofstraße zu unternehmen.
Und das touristische Hüttenkonzept finden auch alle drei Kandidaten gut.
UmfrageFragebogen Die Besucher des Wahlforums durften einen Fragebogen ausfüllen. 117 Zettel wurden am Ende der Veranstaltung abgegeben, wobei die Bögen nicht immer komplett ausgefüllt waren.
Entscheidungshilfe Das Ergebnis bestätigt das allgemeine Bild: 81 Befragte waren sich im Vorfeld noch nicht sicher, wen sie wählen werden. Nur 33 hatten bereits eine Entscheidung getroffen. Daher war für 87 Hammelburger das Wahlforum auch aufschlussreich für den 16. März.
Favorit Armin Warmuth hat die meisten Befragten (46) überzeugt. Stefan Lang folgte mit 37 Stimmen vor Dominik Sitter mit 19 Stimmen.
Noch deutlicher fiel das Ergebnis auf die Frage nach dem künftigen Bürgermeister aus: 53 Befragte erwarteten Armin Warmuth als Sieger der Kommunalwahl. 32 Befragte hielten Stefan Lang für den künftigen Bürgermeister und 14 Dominik Sitter.