Erneut verlässt ein Laden die Bahnhofstraße. Eine Initiative will den Niedergang der Einkaufsgegend nicht so einfach hinnehmen.
Sie will einfach raus aus der Bahnhofstraße, sagt Ursula Lochner. Vor sechs Jahren hat sie dort ein Geschäft für Reitsport-Bedarf eröffnet. Doch nun zieht der Laden um. "Seit der Kupsch zu ist, gibt es keine Laufkundschaft mehr", sagt sie. Das Sortiment richtet sich zwar an eine spezielle Kundschaft, aber die Bekleidung sei auch von Nicht-Reitern gekauft worden.
Lochner hat nach anderen Standorten in Hammelburg gesucht, wie sie erklärt. Da sie die Räumlichkeiten, die sie wollte, nicht bekommen habe, und andere zu teuer oder zu groß gewesen seien, verlässt sie nun ganz die Stadt.
Bis Ende März läuft der Ausverkauf in ihrem Laden, zum 1. April eröffnet Lochner das Reitsportgeschäft dann in Euerdorf neu. "Natürlich versprechen wir uns von der Wiedereröffnung des Mützel-Kaufhauses auch etwas", räumt sie ein.
Am ehemaligen Matratzen-Geschäft, dem neuen Ladenlokal, seien Parkplätze zudem kein Problem, sagt Lochner. "Über die Parkraumüberwachung in Hammelburg habe ich mich oft geärgert."
Denn die Kunden wollten nun mal direkt vors Haus fahren. Laut der Geschäftsinhaberin kaufen bei ihr auch Reiter aus Würzburg oder Bad Neustadt ein. Lochner erklärt: "Für sie ist es egal, ob sie nach Hammelburg oder nun eben nach Euerdorf fahren müssen."
Geschäftsinhaber befürchten Attraktivitätsverlust der Bahnhofstraße Erst Anfang des Monats machte Xara-Fashion dicht. Jetzt befürchten die Geschäftsinhaber, dass die Bahnhofstraße mit zusätzlichen leeren oder zugeklebten Fenstern weiter an Attraktivität verliert.
Zumal sie beobachten, dass sich der Aktivitätsschwerpunkt zunehmend auf die Kissinger Straße und das direkte Marktplatzumfeld verlagert. Auch Ellen Keß macht sich daher über die Situation Gedanken.
Sie zog vor nicht ganz einem Dreivierteljahr mit ihrer "Landgalerie" in die früheren Räumlichkeiten von Xara Shoes in der Bahnhofstraße. Keß verließ den damaligen Standort "Am Bahnhof", weil sie sich von der neuen Lage für ihr Geschäft mit Wohnaccessoires vor allem mehr weibliche Laufkundschaft versprach.
Es sei noch zu früh zu urteilen, ob die Erwartungen enttäuscht wurden. Schließlich sei sie noch nicht allzu lange in der Bahnhofstraße, sagt Keß. Den Ladenschließungen will sie aber auch nicht tatenlos zuschauen. Am Samstag, 1. März, will Keß mit einer Aktion auf die Bahnhofstraße aufmerksam machen.
Ein Künstler wird das Schaufenster der "Landgalerie" für Einkaufsbummler beleben. Außerdem sind die Geschäftsinhaber zu einem kleinen Empfang geladen.
Das soll der Auftakt zu einer Unterschriftenaktion sein. Die Listen werden danach für mehrere Wochen in den Läden ausliegen. Sie sollen dem Stadtrat übergeben werden. Keß: "Wir wollen die Leute wachrütteln, was die Entwicklung in der Bahnhofstraße bedeutet."