Die Nachfrage nach naturnahen Bestattungen steigt. Die Kommunen Fuchsstadt und Hammelburg antworten mit unterschiedlichen Baumgräbern.
Er wurde angesprochen, ob es in der Gemeinde auch Bestattungsmöglichkeiten im Wald gebe, erklärt Peter Hart. So ist in Fuchsstadt vor einiger Zeit die Idee entstanden, einen Ruhewald anzulegen. "Der Bedarf ist da. Es gibt schon Anfragen von auswärtigen Interessenten", sagt der Bürgermeister.
Auch wenn es nach den anfänglichen Diskussionen etwas ruhiger um das Vorhaben geworden ist, sei es nicht vom Tisch. Hart: "Wir wollen die Sache ordentlich durchdenken und die Entscheidung überlegt treffen." Die Gemeinderäte wollen Informationen sammeln. Daher besuchen sie am Samstag den Ruheforst in Zeitlofs.
Danach gilt es laut Hart zu prüfen, ob der Standort an der Kohlenbergkapelle geeignet ist oder ob es andere Möglichkeiten gibt.
Denn die Lage auf dem Kohlenberg ist vor allem wegen der Zufahrt umstritten.
Ruhewald ist für alle offen Im Gegensatz zum regulären Friedhof im Ort würden im Ruheforst auch Menschen bestattet werden, die nicht aus Fuchsstadt kommen. Hart sieht einen Vorteil darin, dass Interessenten für eine naturnahe Bestattung nicht extra in die Rhön fahren müssten. Bis zum Frühjahr soll die Entscheidung über den Ruheforst getroffen sein. "Wir werden ihn konform mit der Kirche machen", erklärt Hart.
Derweil hat die Stadt Hammelburg damit begonnen, auf ihrem Friedhof Bestattungen unter Bäumen zu ermöglichen. "Ruheforste sind mehr und mehr im Gespräch. Es gibt Nachfrage nach naturnahen Bestattungen", sagt August Brendan von der Stadtverwaltung, der sich auch ehrenamtlich viel um den Friedhof kümmert.
Auf größeren Friedhöfen seien Baumbestattungen bereits möglich.
Auf dem Hammelburger Friedhof gibt es seit kurzer Zeit zwei Urnengräber, die im Schatten eines Baums angelegt wurden. Außerdem sind zwei spezielle Urnenflächen angelegt. Eine davon liegt hinter der Friedhofskapelle. In einem Rasenstück neben einer Linde finden acht Urnen Platz. Steinplatten werden die einzelnen Felder bedecken. "Es gibt Leute, die mit einem Ruheforst geliebäugelt haben, sich dann aber aufgrund des Baumbestands für den Friedhof entschieden haben", berichtet Brendan.
Sarggräber verschwinden Im Stadtteil Diebach gibt es ebenfalls Bestattungsmöglichkeiten mit Naturbezug: Unter drei Ahornbäumen ist Platz für insgesamt 30 Urnen. Aber vor allem der Hammelburger Friedhof wird in Zukunft noch vielgestaltiger werden als bisher.
Denn wo Lücken entstehen, weil die Ruhefrist klassischer Grabstellen ausgelaufen ist, können Rasenflächen für weitere Urnenfelder angelegt werden.
Die Nachfrage ist groß. Urnenbestattungen machen laut Brendan 70 Prozent der Beisetzungen aus. Beerdigungen im Sarg haben nur noch einen Anteil von 30 Prozent. Urnenruhestätten gibt es in verschiedenen Formen: als Urnengrab, Urnenröhre, Urnenwand, Urnenfeld oder anonymes Urnengrab. Die Urnenbeisetzung unter einem Baum ist darunter nur die neueste Variante.
Die Kohlenbergkapelle ist ein Bauwerk der NS-Zeit. Nur "reinarische" deutsche Handwerker und Firmen durften die Kapelle bauen. Jüdische Firmen aus der Region wurden von der Auftragsvergabe ausgeschlossen. Aus diesen Gründen ist die Kohlenbergkapelle "per se" als Standort für einen Ruheforst ungeeignet. Eine Kommune darf nicht ein NS-Bauwerk zum Ruheforst erheben. Der Gemeinderat Fuchsstadt sollte sich der Aufarbeitung der lokalen NS-Zeit stellen und die Entstehungsgeschichte der Kohlenbergkapelle nicht verdrängen: eine deutsche "reinarische" Kirche war Ziel der Nazis. So hässlich das alles klingt, das war Sinn und Zweck der Kohlenbergkapelle, und Pfarrer Wiesen aus Fuchsstadt, der Nazifresserpfarrer, der Todfeind der Nazis in Fuchsstadt und Hammelburg, wurde gezwungen, in dieser NS-Kapelle Gottesdienste zu halten. Es ist doch unmöglich, ein solches historisches Bauwerk zum Ruheforst zu machen. Da dreht man sich ja noch in der Urne um.