Flüchtlinge aus Äthiopien feiern erst in zwei Wochen

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Eadom Estifanos Belay und Eleni Asrat (vorne) im geschmückten Flur.Foto: Arkadius Guzy
Eadom Estifanos Belay und Eleni Asrat (vorne) im geschmückten Flur.Foto: Arkadius Guzy

Menschen verschiedener Herkunft leben im Flüchtlingsheim unter einem Dach. Besonders an Feiertagen zeigen sich die kulturellen Unterschiede.

Tina öffnet ein Türchen ihres Adventskalenders. Sie schaut nach, ob sich noch Schokolade hinter dem Pappdeckel verbirgt. Die meisten Tage hat die Vierjährige schon geplündert. Der Adventskalender ist ja auch keine große Hilfe, um die Zeit bis zum Fest zu versüßen. Denn er ist zwei Wochen zu kurz.

Eleni Asrat, Tinas Mutter, hält dem Besucher das Handy hin. Im digitalen Kalender ist für den 7. Januar 2014 "Genna" - Weihnachten - eingetragen. "Weihnachten und Ostern fallen in Äthiopien auf andere Daten als in Europa", sagt Asrat. Das Weihnachtsfest beginnt eigentlich schon am 6. Januar mit einem Gottesdienst.
Und noch etwas ist anders: An Weihnachten gibt es in Äthiopien garantiert keinen Winter mit Schnee und Frost. "Es ist warm und sonnig." Daher wartet ihre Tochter jeden Tag darauf, dass es schneit, berichtet Asrat. Die beiden wohnen seit nun rund acht Monaten im Asylbewerberwohnheim in Hammelburg. Asrat hat den Flur, auf dem sich ihr Zimmer befindet, mit Tannenzweigen geschmückt.

Auf dem Stockwerk leben noch andere Flüchtlinge aus Äthiopien. Das Weihnachtsfest am 7. Januar werden sie gemeinsam feiern, so wie es in ihrem Heimatland üblich ist. "Die Nachbarn, die Familie - alle kommen zusammen, um gemeinsam zu essen", erklärt Asrat. Ihre Flurnachbarin Eadom Estifanos Belay ergänzt: "Es werden keine Unterschiede zwischen Christen und Muslimen gemacht."

Eine der traditionellen Speisen zu Weihnachten ist "Doro", das typische äthiopische Festtagsgericht. "Doro" ist Hühnerfleisch, das in Zwiebeln und Paprika gekocht wird. Besucher des Begegnungsfests im Sommer erinnern sich vielleicht noch an das Essen. Sie durften die Speise damals bereits probieren. Zu "Doro" wird "Injera", ein Fladenbrot, gereicht. Zu trinken gibt es "Tej", einen Honigwein. Er besteht aus Honig, Wasser und Stängeln des Gesho-Strauchs, erklärt Asrat.

Die traditionelle Kaffeezeremonie, bei der die Bohnen frisch geröstet werden, darf auch nicht fehlen. Dabei wird der Kaffeesud bis zu dreimal aufgekocht. Auch das durften die Besucher des Begegnungsfests miterleben.
Auch Geschenke gibt es zu Weihnachten. Asrat und Estifanos Belay betonen aber immer wieder den gemeinschaftlichen Charakter der Feier. So gehöre das Spiel "Yegena Chewata" zum Programm dazu. Es wird mit Stöcken und einem Ball gespielt. "Es erinnert ein bisschen an Golf - nur ohne Löcher", erklärt Asrat. Vor dem Fest gebe es einen großen Basar in der Hauptstadt Addis Abeba und kleinere Märkte in anderen Städten. Und so hat Asrat auch beim Altstadtadvent selbst gebastelte Sachen für einen guten Zweck angeboten.