Einzigartige Natur am Hammelberg

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Über eine Magerwiese mit Wiesensalbei führt die Exkursion mit Katja Winter am Hammelberg. Fotos: Elisabeth Assmann
Über eine Magerwiese mit Wiesensalbei führt die Exkursion mit Katja Winter am Hammelberg.  Fotos: Elisabeth Assmann
Die Ziegen haben es sich im Schatten gemütlich gemacht.
Die Ziegen haben es sich im Schatten gemütlich gemacht.
 
Auf einer Hand sitzt der seltene Fetthennenbläuling.
Auf einer Hand sitzt der seltene Fetthennenbläuling.
 
 

Der ehemalige Weinberg beheimatet heute seltene Falter und Pflanzen. Ziegen werden als Landschaftspfleger eingesetzt. Naturführerin Katja Winter stellte das Projekt bei einer Exkursion vor.


Unter dem Motto "Was gibt es denn zu Meckern am Hammelberg" hatten Katja Winter vom "Main-Muschelkalk-Life+-Projekt" und Friedrich Mährlein vom Bund Naturschutz zu einer besonderen Tour eingeladen. Beteiligt sind die Landkreise Bad Kissingen, Main-Spessart und Stadt und Landkreis Würzburg und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit.
Nur ein paar Meter nach dem Hammelburger Wohngebiet "Am Rod" Richtung Westheim beginnt das Abenteuer, das sich in ein paar Stunden an einem Vormittag erleben lässt. Die Tour gestaltete sich sehr informativ und kurzweilig. 40 Interessierte folgten der Umweltwissenschaftlerin Katja Winter und dem Naturschutzwächter Friedrich Mährlein hinauf zu den restaurierten Weinbergsmauern. Steil ging es bergauf, der grandiose Ausblick über das Saaletal entlohnte. Dass aber diese früher von Winzern geschaffene Kulturlandschaft heute nicht mehr traditionell betrieben werden kann, wurde jedem bei dem beschwerlichen Anstieg klar. Maschinen können nicht eingesetzt werden. Daher wurden die Weinberge im Laufe der Jahre aufgegeben und wuchsen zu. Damit verschwanden aber auch wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere, die sich auf diese extrem heißen, trockenen, kalkreichen Bedingungen spezialisiert hatten.

Besseres Naturverständnis

Das Anliegen des "Main-Muschelkalk-Life+-Naturprojektes" ist es nun Voraussetzungen zu schaffen, durch regionale Vermarktung und Umweltbildung, Verständnis, Faszination und eine sich selbst tragende Bewirtschaftung der Trockenstandorte zu schaffen. Nachdem die Weinbergsmauern mühevoll restauriert wurden, kommen nun die Vierbeiner als Landschaftspfleger ins Spiel. Ziegen sind die Vorreiter, können Büsche entlauben und sind trittsicher im steilen Gelände. Dazu hat der Landkreis eine eigene Ziegenherde aufgebaut. Schafe können auf flacherem Gelände und weniger verbuschten Flächen unterstützen.
Die kurze Exkursionsstrecke wurde immer wieder von neuen Entdeckungen unterbrochen. So beginnt der Diptam gerade zu blühen. "Hier sind viele Spezialisten zu Hause - denn nur die besonders gut Angepassten überleben bei den vorherrschenden extremen Bedingungen auf felsigen, kargen Standorten, bei extremer Trockenheit und starker Sonneneinstrahlung", erläuterte Winter. So wie Zippammer, Neuntöter oder Segelfalter und Fliegenragwurz. Oder die Blauflügelige Ödlandschrecke. Eine andere seltene Art ist der Fetthennenbläuling. Doch dieser Schmetterling posiert heute ganz lange auf der Hand eines Teilnehmers. Interessante Zusammenhänge vom Leben am Hammelberg hat die Naturführerin zu berichten. So lässt sich die kleine Märzenschnecke über Schafe transportieren. Fehlen diese Vierbeiner in der Kulturlandschaft, kann die Schnecke ihren Standort nicht verlassen.
Mährlein wies darauf hin, dass das Projekt schon einen Vorläufer hatte, den Xerothermverbund Fränkische Saale-Lauer. Auch hier ging es darum durch Beweidung mit Schafen aufgelassene Kulturlandschaft zwecks der Arten- und Landschaftsvielfalt nicht verbuschen zu lassen.
Roland Lenhart, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde ist stolz auf eine der "schönsten mageren Flachlandwiesen des Landkreises", die jetzt gerade mit Wiesensalbei in Blau leuchtet. Geplant ist noch ein Musterweinberg mit altem Pflanzsystem ohne Drahtgerüst. "Wir spielen in der Championsleague bei den Naturschutzprojekten", sind sich die beiden Naturführer Winter und Mährlein einig.
Zum Schluss der Exkursion wartete Schäfer Dietmar Weckbach aus Wüstensachsen auf die Gruppe. Er betreut die Ziegen, am Hammelberg. Auf 240 Vierbeiner ist die Herde angewachsen. Weitere Informationen unter www.mainmuschelkalk.de.