Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig. Trotzdem ist das Theater in Wartmannsroth auch weiterhin sehr beliebt.
Theater in Wartmannsroth gehört ab dem 2. Weihnachtsfeiertag zur jährlichen Tradition und ist seit 1996 Kult. Heuer öffnete sich der Bühnenvorhang im Feuerwehrhaus wieder am Samstag und Sonntag. Eine weitere Vorstellung gibt es dort am Samstag, 2. Januar 2016, um 19 Uhr. Karten sind unter Tel.: 09737/ 82 85 95.
"Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig", kündigte Moderator Andreas Tröger an, nachdem er die Handglocke zum Beginn des Dreiakters "Wunder, Zoff und Zunder" von Bernd Gombold geläutet hatte. Dieser bewährte Autor von Bauerntheaterstücken und eine hoch motivierte Gruppe der Laiendarsteller mit reichlich viel Spielfreude waren die Garanten für einige Stunden Frohsinn.
Neue Beleuchtung
Die Mimen standen in gutem Licht, hat doch die Theatergruppe gerade eine neue Scheinwerferanlage für die Bühne installiert.Der Saal war restlos
gefüllt mit erwartungsfrohen Besuchern, die rechtzeitig ihren Platz gebucht hatten. "Für mich gehört das Theater in Wartmannsroth zum Abschluss der Weihnachtsfeiertage einfach dazu", sagt Karola Müller, die dafür extra aus dem Nachbarlandkreis Main-Spessart anreiste.
"Ich komme jedes Jahr von Schondra hier hin und freue mich auf das Theater", sagt Zuschauerin Maria Schneider. Dieser Termin sei fest in ihrem Jahreskalender eingeplant. "Sie spielen gut, und das Theater passt in die Landschaft", bestätigt Schneider. Zufrieden war auch Zuschauer Lothar Henning aus Heiligkreuz, der seit zwei Jahren zu den Stammgästen gehört: "Die spielen einwandfrei". Es gab nicht nur gewaltigen Applaus zum Schluss, sondern auch viel Beifall zu einzelnen Szenen.
Wird Wartmannsroth eines Tages zum gewinnbringenden Wallfahrtsort? Zumindest die Option war in Sicht, als ein historisches Wandgemälde in der abbruchreifen Kapelle entdeckt wurde.
"Rom und Florenz werden bald nach Wartmannsroth hinauf schauen", war die Meinung der selbst ernannten Experten.
Dabei war der Abbruch des Gebäudes doch schon vertraglich unter Dach und Fach und die Fläche als lukrativer Bauplatz eingeplant. Nicht nur für den Bürgermeister (Marko Richter) und den Pfarrer (Karl Hagemann) war die Kapelle ein ständiges Reizthema. Auch die resolute Bauherrin in spe namens Zickenbach (Vanessa Reinhart) hinterließ deutliche Spuren ihrer Verhandlungsstrategie.
Von Stacheldraht bis runder Tisch
Der Zaun zwischen den benachbarten Gärten von Pfarrer und Bürgermeister wechselte je nach Stimmung seine Höhe. Katzendreck und Hundekot verschärften die Schieflage und ließen diesen Zaun zeitweise mannshoch wachsen. "Am liebsten mit Stacheldraht und Schießanlage", wünschte sich der Bürgermeister.
In Zeiten gemeinsamer Gewinnaussichten durch den Verkauf des Bauplatzes jedoch war der Zaun ganz verschwunden, und die Tische von Pfarrer und Bürgermeister rückten zusammen. Doch das hielt nicht lange an. Da hatte der Gemeindearbeiter (Jochen Reith) viel zu schrauben.
Überlagert wurde die Handlung von der Liebesgeschichte zwischen der Tochter des Bürgermeisters (Nicole Iten) und einem jungen Mann (Dominik Müller), der in die Rolle eines Mönches schlüpfte und sich beim Pfarrer einquartierte, um in ihrer Nähe zu sein. So gab es die "Nächstenliebe" über den Gartenzaun hinweg. Weitere Rollen wie die Pfarrersköchin (Steffi Wickel) und eine Witwe (Gabi Reinhart) bereicherten den bunten Dreiakter. Letztere führte auch die Regie.
Die Zuschauer genossen vornweg die Aufführung des Jugendtheaters. "Das neugierige Schandmaul" , so der Titel des Einakters von Bernd Reuter, wurde auf eindrucksvolle Weise gestopft.
Die Dorfkneipe "Olgas Imbiss" war der ideale Ort für Gerüchte, Histörchen und Intrigen. Wer es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und sogar Lügengeschichten verbreitet, muss mit einer Gegenreaktion rechnen.
Die Schauspieler
Es spielten Maike Breitschopf, Fabian Fink, Sabrina Roth, Sabine Müller, Madeleine Reith und Alina Diemer. Sowohl bei der Jugend als auch bei den Erwachsenen soufflierte Ursula Zeitz-Hagemann. Michaela Reinhart sorgte für die Maske.