Die Musikinitiative Hammelburg feierte nicht nur zehn Jahre im neuen Domizil, sondern auch die musikalische Vielfalt in der Region.
Zum runden Jubiläum des Wasserhauses hatte die "Musikini" ein Programm zusammengestellt, wie es wohl nicht besser zum Vereinszweck passen könnte. Spannende Mixturen sind auf der Bühne des kleinen Clubs seit jeher Programm. Neben den hauseigenen "Illustrators" hatten sich die ehrenamtlichen Organisatoren deshalb ihre langjährigen Freunde "My New Zoo" aus Nürnberg sowie die Wasserhaus-Debütanten "Hazel The Nut" aus Würzburg eingeladen. Als besonderes Bonbon sorgte das Wasserhaus-Urgestein DJ "nix disco" für eine lange Partynacht.
Viele wunderbare Erinnerungen, fröhliche Runden und dazu noch mehr gute Musik - dieses Bild bot sich den Wasserhaus-Gästen. Mit einer ansehnlichen Zuschauerschar konnten die "Musikini"-Verantwortlichen nun auf zehn Jahre in ihrem liebevoll gehegten Haus vor den Toren der Stadt zurückblicken.
Viel hatten diese "heiligen Hallen" schon gesehen: Größen wie "Jupiter Jones" standen noch vor ihrem nationalen Durchbruch auf der Hammelburger Bühne. Der Gemündener Andreas Kümmert, der vor noch nicht allzu langer Zeit mit Hilfe eines bekannten TV-Formats für deutschlandweites Aufsehen sorgte, war bereits mehrmals zu Gast. Echo-Preisträger Mellow Mark ist dem Haus innig verbunden. Der umtriebige Singer-Songwriter Spaceman Spiff alias Hannes Wittmer ist ein Vollblutmusiker-Gewächs, dessen erste zarten Sprossen vor vielen Jahren im Wasserhaus zu keimen begannen. Und sogar Gäste aus Israel, die Band "Eatlitz", haben die Hammelburger bereits begrüßt. Die Liste ist lang und ließe sich fortsetzen.
"Zur Musik gekommen" Mittlerweile ist die nächste Musiker-Generation in die Probenräume eingezogen. Auch die "Illustrators" gehören dazu.
"Ich bin schon zehn Jahre dabei", erinnert sich Maximilian Fuß. Für den jungen Mann war die damalige Eröffnungsfeier sein persönlicher Startschuss. Das Wasserhaus hat er also "von Grund auf" miterlebt. "Dieser Ort war so etwas wie der Hort meiner Jugend." Auch Lukas Fuß ist dem Wasserhaus bereits seit acht Jahren verbunden. "Musikini"-Kult-Bands wie die "Taschenrocker" und "Gung Fu" hat er noch in guter Erinnerung. Seine Jugend, da pflichtet er seinem Bandkollegen bei, habe dieser Ort besonders geprägt. "Durch das Wasserhaus bin ich zur Musik gekommen. Es ist ein Ort, der mich auch jetzt öfter noch heim bringt", so der Student.
Elektronischer Musik Paroli bieten Institutionen wie das Wasserhaus und die Musikini halten die beiden Kreativen nach wie vor für äußerst wichtig.
Es gelte, der elektronischen Musik Paroli zu bieten und musikalische Aktivitäten gerade in ländlichen Gegenden wie Hammelburg weiterhin zu fördern - auch, wenn es als ehrenamtlich geführte und vor allem nicht-kommerzielle Einrichtung manchmal schwierig sei. Der Verein und sein Domizil sind für sie definitiv wie ein "Fels in der Brandung". "Es gibt viele Bands und viele, die das wollen", sind sich die beiden einig.
Die Infrastruktur nutzen Wichtig sei es, auch künftig, "die Jugend abzuholen". Die Musikini sei kein geschlossener Kreis. Ihr Appell an junge Bands und Menschen, die daran teilhaben und Einblicke gewinnen wollen, fällt entsprechend aus: "Kommt vorbei, bündelt euch hier!" Die Infrastruktur sei da, man müsse sie nur nutzen.
In Zukunft wünschen sie sich deshalb nicht nur viele weitere "Knaller-Bands" auf der Wasserhaus-Bühne, sondern auch den ein oder anderen Workshop. Bei den "Illustrators" selbst geht es jedenfalls voran: Die Fans können sich ab sofort über Merchandise freuen. Im Frühjahr ist obendrein eine kleine Deutschland-Tour geplant.
Ein Platz zum Verwirklichen Gedanken zum Zehnjährigen machte sich natürlich auch Martin Haun alias Wasserhaus-DJ "nix disco". Den Ingenieur hat es beruflich inzwischen in den Süden Deutschlands verschlagen. Er ist seit dem ersten "Tanz in den Mai" des Wasserhauses aktiv. Damals, kurz nach dem Abitur, sei das "ganz aufregend" gewesen. Endlich, so erinnert er sich zurück, habe es ein völlig anderes Angebot zu den sonst üblichen Partys in den Ortschaften gegeben. "Wer Interesse hat, kann sich hier verwirklichen", ist er nach wie vor überzeugt.
Gemeinsame Geschichte Erinnerungen an vergangene Gigs bei der Musikini und obendrein ein musikalisches Geschenk hatten die Mittelfranken von "My New Zoo" im Gepäck. Bereits seit sechs Jahren kennt die Band Teile der "Musikini"-Crew. "Das Wasserhaus und My New Zoo verbindet eine gemeinsame Geschichte", schmunzelt Sänger Danijel Bubic. Unvergessen sind Auftritte, die etwa unter "erschwerten Bedingungen" in einer kühnen Zwei-Mann-Besetzung absolviert wurden. Nun hatte das Quartett neuen Stoff mitgebracht und stellte dem Hammelburger Publikum live Auszüge aus dem neuen Album vor.
Erste Adresse für Einsteiger Auf Institutionen wie das Wasserhaus und die Musikini zu verzichten, erscheint den erfahrenen Musikern unverzichtbar.
"Es gibt sonst keine Einstiegsmöglichkeiten mehr für eine ganz normale Band, ganz gleich, ob jung oder schon etwas älter", so Bubic. Gäbe es solche Häuser in Deutschland nicht, läge diese Hürde sofort bei Häusern mit 15, 20 oder mehr Euro Eintritt.
Sich Gehör verschaffen Zu guter Letzt fanden sich "Hazel The Nut" in die Reihe der Geburtstagsgäste ein. Zwar gaben sie anlässlich des Jubiläums ihr erstes Surf-Punk-Konzert im Wasserhaus. Neuling auf dem musikalischen Parkett ist die 2012 gegründete Formation allerdings nicht. Bereits vor dem Zusammenschluss waren die Mitglieder aktiv und feiern nächstes Jahr ebenfalls ihr Zehnjähriges. "Wichtig ist, dass einen die Leute hören", sind sie sich sicher. Im Fall von "Hazel The Nut" funktioniert das auch ziemlich gut.
Die jungen "WüRG"-Mitglieder ziehen ein Generationen übergreifendes Publikum an. Sie schätzen an Ins titutionen wie dem Wasserhaus vor allem die Möglichkeit des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung - etwa bei Auftritten. Ihrer Ansicht nach müssten die Vereine noch früher ansetzen, Kinder zum Spielen eines Instruments animieren, mit Schulen zusammenarbeiten oder auch Bandtage organisieren, um sich vorzustellen.