Das Denkmal an der Straße bei Untererthal

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Kreisheimatpfleger Roland Heinlein begutachtet den Zustand des Wappens des Fürstbischofs Heinrich von Bibra.Foto: Arkadius Guzy
Kreisheimatpfleger Roland Heinlein begutachtet den Zustand des Wappens des Fürstbischofs Heinrich von Bibra.Foto: Arkadius Guzy
Das Denkmal steht an der Straße schräg gegenüber vom Sägewerk.Foto: Arkadius Guzy
Das Denkmal steht an der Straße schräg gegenüber vom Sägewerk.Foto: Arkadius Guzy
 

An der Brücke in Untererthal steht eine Gedenkwand. Ihr wird meist keine Beachtung geschenkt, dabei erzählt sie ein wichtiges Kapitel der Geschichte.

Für den, der es von der Straße aus durch die Bäume überhaupt bemerkt, sieht es aus wie eines der üblichen Kriegerdenkmale: eine massige Betonwand mit vier eingelassenen Tafeln. Doch das Denkmal, das etwas versteckt und meist nicht näher beachtet neben einer der Hauptverkehrsachsen aus und nach Hammelburg steht, erinnert an eine im wahrsten Sinne wegweisende Entwicklung.

"Es geht um ein Stück Wirtschaft- und Verkehrsgeschichte", sagt Roland Heinlein. Der Kreisheimatpfleger ist selber per Zufall wieder auf das Denkmal gestoßen. Er war vor einigen Tagen auf den Feldern am Ortsausgang von Untererthal unterwegs, um nach Spuren von Niedererthal (siehe Infokasten) Ausschau zu halten.

Die Wand mit den Tafeln verdient seiner Meinung nach mehr Wertschätzung. Denn besonders das große Wappen zeigt mittlerweile starke Witterungsspuren. Was wie eine Tafel aussieht, ist eigentlich der Schlussstein der spätbarocken Brücke über die Thulba, wie die Denkmalliste verrät. Die anderen Tafeln sind Inschriftentafeln der Nachfolgebrücken.

Das Wappen zeigt die fuldischen Kreuze und zwei Biber - der rechte obere ist allerdings schon kaum mehr zu erkennen. Das Tier ist das private Symbol von Heinrich von Bibra. Er war im 18. Jahrhundert Abt und Fürstbischof von Fulda. "Er war ein typischer Vertreter der Aufklärung", sagt Heinlein.

So geht ein umfangreiches Reformprogramm auf den Herrscher zurück. Er leitete eine Schulreform ein und startete ein aufwendiges Straßenbauvorhaben. Die "Bischofsstraße", die Verbindung zwischen Fulda und Hammelburg entstand. Ihrem Verlauf sollte später die Trasse der B 27 folgen.

Die Straße prägte die Region. Neuwirtshaus heißt zum Beispiel nicht von ungefähr Neuwirtshaus: Die Ortsgründung diente als Raststation auf der Strecke, wie Heinlein erklärt.

Im Zuge des Straßenbauprogramms des Fürstbischofs entstand die Brücke in Untererthal an der Stelle einer Furt, über die die Thulba zuvor überquert werden konnte. Naturgewalten zerstörten die Konstruktion etwa hundert Jahre nach der Errichtung. Auf einer der Tafeln heißt es: Der Bau stürzte "am 4. März 1880 in Folge eines Wolkenbruchs" ein.

Der Standort der Brücke sei nicht günstig gewesen, zeigt Heinlein anhand einer alten Katasterkarte. Eine neue Brücke entstand etwas versetzt davon. Im Jahr 1883 wurde sie fertig. Diese Brücke überdauerte wiederum nicht. Im April 1945 wurde sie, wie so viele Brückenbauwerke, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zerstört. Ab 1959 übernahm ein Nachfolgebau ihre Funktion. Diesen wiederum ersetzte im Jahr 2015 altersbedingt 2015 ein Neubau. Heinlein will Aufmerksamkeit auf diese Geschichte und das Denkmal lenken. Er findet, dass die Tafeln zumindest sauber gemacht werden sollten.

Die drei Erthal-Orte Laut der Ullrich-Chronik, verfasst Anfang des 20. Jahrhunderts, gab es drei Orte: Obererthal, Burgerthal - das heutige Untererthal - und Niedererthal. Niedererthal wurde in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts als Siedlung aufgegeben. Die Bewohner zogen nach Untererthal um, und zwar alle in eine Gasse: die heutige Nepomuk-Straße. Kreisheimatpfleger Roland Heinlein ist bemüht, die Lage der einstigen Siedlung zu lokalisieren.