An der Brücke in Untererthal steht eine Gedenkwand. Ihr wird meist keine Beachtung geschenkt, dabei erzählt sie ein wichtiges Kapitel der Geschichte.
Für den, der es von der Straße aus durch die Bäume überhaupt bemerkt, sieht es aus wie eines der üblichen Kriegerdenkmale: eine massige Betonwand mit vier eingelassenen Tafeln. Doch das Denkmal, das etwas versteckt und meist nicht näher beachtet neben einer der Hauptverkehrsachsen aus und nach Hammelburg steht, erinnert an eine im wahrsten Sinne wegweisende Entwicklung.
"Es geht um ein Stück Wirtschaft- und Verkehrsgeschichte", sagt Roland Heinlein. Der Kreisheimatpfleger ist selber per Zufall wieder auf das Denkmal gestoßen. Er war vor einigen Tagen auf den Feldern am Ortsausgang von Untererthal unterwegs, um nach Spuren von Niedererthal (siehe Infokasten) Ausschau zu halten.
Die Wand mit den Tafeln verdient seiner Meinung nach mehr Wertschätzung. Denn besonders das große Wappen zeigt mittlerweile starke Witterungsspuren. Was wie eine Tafel aussieht, ist eigentlich der Schlussstein der spätbarocken Brücke über die Thulba, wie die Denkmalliste verrät. Die anderen Tafeln sind Inschriftentafeln der Nachfolgebrücken.
Das Wappen zeigt die fuldischen Kreuze und zwei Biber - der rechte obere ist allerdings schon kaum mehr zu erkennen. Das Tier ist das private Symbol von Heinrich von Bibra. Er war im 18. Jahrhundert Abt und Fürstbischof von Fulda. "Er war ein typischer Vertreter der Aufklärung", sagt Heinlein.
So geht ein umfangreiches Reformprogramm auf den Herrscher zurück. Er leitete eine Schulreform ein und startete ein aufwendiges Straßenbauvorhaben. Die "Bischofsstraße", die Verbindung zwischen Fulda und Hammelburg entstand. Ihrem Verlauf sollte später die Trasse der B 27 folgen.
Die Straße prägte die Region. Neuwirtshaus heißt zum Beispiel nicht von ungefähr Neuwirtshaus: Die Ortsgründung diente als Raststation auf der Strecke, wie Heinlein erklärt.
Im Zuge des Straßenbauprogramms des Fürstbischofs entstand die Brücke in Untererthal an der Stelle einer Furt, über die die Thulba zuvor überquert werden konnte. Naturgewalten zerstörten die Konstruktion etwa hundert Jahre nach der Errichtung. Auf einer der Tafeln heißt es: Der Bau stürzte "am 4. März 1880 in Folge eines Wolkenbruchs" ein.