Ein Bus aus Oberbayern brachte gestern 50 Kriegsflüchtlinge nach Hammelburg. Vom Bürgerspital aus sollen sie möglichst schnell weiterverteilt werden. Stadt und Landratsamt sind an der Belastungsgrenze.
Drunter und drüber ging es gestern im Hammelburger Bürgerspital: 50 Kriegsflüchtlinge auf einmal kamen aus Oberbayern an. Während sie sich im Erdgeschoss testen ließen, brachten Bürger draußen noch Sachspenden, drinnen registrierten Mitarbeiter des Landratsamtes die Menschen und verteilten sie auf die Zimmer. "Die Dinge überschlagen sich", sagt der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth. Seine Mitarbeiter würden seit Tagen alles andere stehen und liegen lassen. "Der Regulärbetrieb im Rathaus ist außer Kraft gesetzt", weist Warmuth darauf hin, dass derzeit niemand in der Verwaltung zu erreichen sei. Auch er selbst habe alle geplanten Termine abgesagt, um im Bürgerspital zu helfen: "Der Kalender ist komplett leer geräumt."
Schnelle Weitervermittlung geplant
Auch das Landratsamt improvisiert: "Wir testen noch, wie es am schnellsten und besten geht", sagt Abteilungsleiter Benedikt Weber, und: "Wir wissen von den Menschen nur Namen und Geburtsdatum." Das sei immerhin schon mehr als bei der ersten Ankunft einer Gruppe für die Not-Unterkunft am Heiligenhof vergangenen Freitag. Trotzdem müsse nun geklärt werden, wer zu wem gehöre, wer in Hammelburg bleiben oder zu Bekannten weiterreisen wolle. "Im Idealfall bleiben die Menschen hier nur zwei bis drei Nächte", sagt Weber. Danach sollen sie auf die gemeldeten Wohnungen verteilt werden. Mehr als 200 Angebote gebe es im Landkreis Bad Kissingen bereits, allerdings müsse jede Wohnung zunächst von Mitarbeitern des Jugendamts kontrolliert werden. Die Wohnungen sollten möbliert sein, weil die Kriegsflüchtlinge nur ihr Gepäck dabei haben. Zudem sollten es abgeschlossene Einheiten mit eigenem Sanitärbereich sein, beschreibt Weber die Anforderungen.
Erst am Mittwochabend habe das Landratsamt erfahren, dass am Donnerstag ein Bus mit 50 Flüchtlingen aus Oberbayern ankommt. "Wir hangeln uns halt durch", sagt Bürgermeister Warmuth dazu, und: "Das wird jetzt öfter auf uns zukommen." In dieser Notlage gehe es um humanitäre Hilfe, deshalb müssten schnelle Entscheidungen getroffen werden. Beispiel Essen: Am ersten Tag kochten freiwillige Helfer, ab Freitag soll zunächst ein privater Catering-Service einspringen, vermutlich werde danach die Carl-von-Heß-Sozialstiftung übernehmen. Mit im Bus waren auch mehrere Hunde, Helfer besorgten Näpfe und Hundefutter. Zudem gibt es bereits freies WLAN im Haus. Viele Fragen müssten auch noch geklärt werden, etwa die geplante Rund-um-die-Uhr-Betreuung."Die Nachtwache für die nächsten Tage ist geregelt, aber auf Dauer können wir das nicht leisten", sagt Warmuth und vermutet, dass langfristig ein Betreiber für die Unterkunft gesucht werden muss. Auch Formalitäten blieben auf der Strecke: "Wir haben nicht einmal einen Vertrag mit dem Landkreis", so Warmuth.
Drei offizielle Not-Unterkünfte mit Verpflegung und Betreuung hat der Landkreis laut Weber bis jetzt: Den Heiligenhof, der aber nur bis 1. April zur Verfügung stehe, das Hammelburger Bürgerspital und das Euerdorfer Seniorenhaus (bislang noch nicht genutzt). Alle anderen Unterkünfte wie das BBZ Münnerstadt gingen auf andere Initiativen zurück. Weber geht davon aus, dass die drei Not-Unterkünfte reichen, wenn die Weitervermittlung klappe. Vom Heiligenhof seien am Mittwoch die ersten Bewohner bereits verteilt worden.
Vor allem Frauen und Kinder
In Bad Kissingen und in Burkardroth hat der Landkreis zudem jeweils zwei dezentrale Unterkünfte angemietet, in denen sich die Bewohner selbst versorgen. Im Gegensatz zu Asylbewerbern dürften sich Kriegsflüchtlinge ihren Wohnsitz frei wählen. Es sei deshalb völlig offen, wie viele am Ende in den Landkreis kommen und hier bleiben. Im Bürgerspital seien im Moment vor allem Frauen und Kinder untergebracht. Mit im Bus saßen auch einige Nicht-Ukrainer, etwa ausländische Studierende, die vom Krieg überrascht worden waren. In den Zimmern stellten Helfer Getränke und Hygieneartikel wie Duschgel bereit. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm", freut sich Bürgermeister Warmuth: Viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung, des Bauhofs und des Testzentrums sowie ehrenamtliche Helfer packen mit an. Auch genügend Dolmetscher waren vor Ort.