Bürgerhaus Hammelburg: Schwierige Suche nach einem Konsens

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Moderator Martin Schirmer (Mitte) im Gespräch mit Ronald Höll von der Bürgerinitiative. Arkadius Guzy
Moderator Martin  Schirmer (Mitte) im Gespräch mit Ronald Höll von der Bürgerinitiative. Arkadius Guzy
Bürgerversammlung zum Bürgerhaus: die Architekten René Rissland und Gerd Frese Foto: Arkadius Guzy
Bürgerversammlung zum Bürgerhaus: die Architekten René Rissland und Gerd Frese Foto: Arkadius Guzy
 
Bürgerversammlung zum Bürgerhaus: Alexander Zeller, Regierung von Unterfranken, und Moderator Martin Schirmer Foto: Arkadius Guzy
Bürgerversammlung zum Bürgerhaus:  Alexander Zeller,   Regierung von Unterfranken, und Moderator Martin  Schirmer Foto: Arkadius Guzy
 
Der ursprüngliche Entwurf fürs BürgerhausFoto: Visualisierung/Raum3 Massari und Partner; SRAP/Julia Keidel
Der ursprüngliche Entwurf fürs BürgerhausFoto: Visualisierung/Raum3 Massari und Partner; SRAP/Julia Keidel
 
Ist das schön? So würde das Bürgerhaus mit Walmdach aussehen. Foto: Visualisierung/Raum3 Massari und Partner;SRAP
Ist das schön? So würde das Bürgerhaus mit Walmdach aussehen. Foto: Visualisierung/Raum3 Massari und Partner;SRAP
 

Nach dem Votum der Hammelburger zum Bürgerhaus versucht die Stadt in einer Bürgerversammlung einen Ausweg aus der verfahrenen Situation zu finden.

Wie soll es mit dem Bürgerhaus nach dem Bürgerentscheid vom Oktober weitergehen? Nach den Wochen der Enttäuschung und Frustration, Unsicherheit und Ratlosigkeit, aber auch der Vorwürfe und Gerüchte sollte am Mittwochabend eine Bürgerversammlung die Lage bereinigen.

Rund 200 Bürger nahmen teil - für eine Bürgerversammlung in der Kernstadt, die zumeist nur von einigen wenigen Zuhörern besucht werden, eine außerordentliche Beteiligung. Professor Martin Schirmer vom Planungsbüro, das schon den Architektenwettbewerb fürs Bürgerhaus begleitet hatte, moderierte den Abend. Zur Überraschung der Besucher war grob die Hälfte der Stühle in der Aula der Grundschule im Kreis angeordnet, um ein konfrontationsloses Diskussionsklima zu schaffen. Doch das gelang nicht.

Den Stand der Dinge erläuterte zu Beginn Bürgermeister Armin Warmuth (CSU): "Das Ergebnis des Bürgerentscheids ist zu respektieren", sagte er. Das Ergebnis habe die Wirkung eines Stadtratsbeschlusses und bedürfe daher keines weiteren formalen Beschlusses. Einen solchen hatte die Bürgerinitiative im Vorfeld gefordert. Laut Warmuth ist der Bauantrag für das Bürgerhaus mittlerweile auch zurückgenommen.

Der Bürgerentscheid bedeute ein Ja zum Bürgerhaus, aber zu einem kostengünstigeren Bürgerhaus. Als Herausforderung bezeichnete Warmuth diesen Auftrag. Er verwies auf die steigenden Baupreise und die Fördersituation.

Auf diese ging Alexander Zeller ein, Referent für Städtebauförderung bei der Regierung von Unterfranken. "Unser Haus sieht das Projekt als sehr wichtig für die Region an", sagte er.

Zeller versuchte die Logik hinter der Förderung verständlich zu machen. Das Gebäude setzt sich aus förderfähigen und nicht-förderfähigen Funktionsbereichen zusammen. "Einen Ratssaal allein können wir nicht fördern, einen Bürgersaal schon", sagte er. So könnten nicht-förderfähige Teile von förderfähigen profitieren.

Nach den von Zeller vorgelegten Zahlen sind von den rund 7,2 Millionen Euro Kosten für das Bürgerhaus 5,9 Millionen Euro förderfähig. Für die gibt es drei Finanzierungsvarianten. Nach diesen bewegt sich der konkrete Zuschuss zwischen rund 4,2 und 5,3 Millionen Euro. Zeller sagte dazu: "So einen Fördersatz hatten wir noch nicht." Diesen gebe es aber nur für das vorgelegte Projekt und seine Qualität.

Die Stimmungslage in der Bürgerversammlung war von Anbeginn des Diskussionsteils an aufgebracht. Schirmer musste sich als Moderator einbringen, um die Debatte nicht gleich aus dem Ruder laufen zu lassen. Die Fronten wurden dennoch immer wieder deutlich.

Die Gegner des Bürgerhauses kritisierten das Vorgehen der Stadt. "Man macht eine solche Bürgerversammlung, bevor man plant", sagte Zita Zeier. Sie war mit dieser Meinung nicht allein. Ronald Höll von der Bürgerinitiative, der sich mehrmals zu Wort meldete, machte noch einmal die Position der Gruppe deutlich: "Bei den Kosten werden wir sicher nicht bei 7,2 Millionen Euro bleiben." Er gehe eher von 10 Millionen Euro aus. Die Bürgerinitiative habe "gute Ideen", wie das Bürgerhaus billiger werden könne, sagte Höll.

Denn das warfen die Befürworter des Bürgerhauses der Initiative vor: das Fehlen eines eigenen Konzepts. "Von den Ideen der Initiative haben wir wenig gesehen", sagte Reiner Stein. Die Pläne seien schon vor einem Jahr zugänglich gewesen. "Wieso hat sich nicht schon damals eine Bürgerinitiative gebildet", fragte Stein. Andere verwiesen auf den Nutzen des Bürgerhauses. So merkte Winfried Schmitt an: "Wir brauchen das Bürgerhaus. Es ist barrierefrei, das Kellereischloss ist es nicht."

Die Architekten René Rissland und Gerd Frese stellten eine veränderte Raumvariante für das Bürgerhaus vor. Neben dem Verzicht auf die Lüftung für das Archiv im Keller und der Verlegung von Verwaltungsräumen vom Dachgeschoss einen Stock tiefer würde sie insbesondere eine Verkleinerung der Bibliothek um 100 Quadratmeter bedeuten. Die erzielbaren Einsparungen rechnete Frese mit den notwendigen Planungskosten gegen. Laut dem Architekten würden unterm Strich 70 000 bis 80 000 Euro weniger anfallen. Frese versuchte ansonsten deutlich zu machen, dass es zum Beispiel aufgrund von Brandschutzanforderungen und der engen Gassensituation wenig Einsparmöglichkeiten gibt.

Die Architekten zeigten auch mehrere Fassadenvarianten: einmal mit Gesims wie am Rathaus und dreimal mit einem Walmdach statt der umstrittenen Giebelfront. Dabei machten sie keinen Hehl daraus, dass ihnen das Walmdach überhaupt nicht gefällt - wie auch einigen, die sich in der Versammlung zu Wort meldeten. "Ein Walmdach hat nichts mehr mit einem Bürgerhaus zu tun", sagte Frese. Damit würde sich seiner Meinung nach das Gebäude zu wenig herausheben. Der Architekt bezeichnete das Nachbargebäude mit Walmdach sogar als lausig.

Frese wollte das aus städtebaulicher Sicht verstanden wissen, wie er kurz später entschuldigend einfügte. Denn Sieglinde Schilling äußerte sich durch diese Abqualifizierung ihres Hauses betroffen.

Da sich kein Konsens herausschälte, wollten mehrere Bürger wissen, wie nun die weitere Vorgehensweise aussehen wird. Der Bürgerentscheid bindet die Stadt für ein Jahr. Ein Bürgerhaus 1:1 so wie bisher geplant ist in dieser Zeit nicht möglich, wie Bürgermeister Warmuth erklärte. Daraufhin wurden in der Bürgerversammlung stimmen nach einem zweiten Bürgerentscheid laut.

"Der Stadtrat muss nun entscheiden", sagte Warmuth. Dabei sollen alle Möglichkeiten berücksichtigt werden. Eine Frage wird zum Beispiel sein, wie kostengünstig das Bürgerhaus ausfallen soll. Warmuth führte aus: "Was heißt eigentlich kostengünstig? Darüber streiten sich die Juristen."

Der Bürgermeister appellierte an den Gemeinschaftsgeist und verurteilte die Spaltungstendenzen, auch von außen. Elfriede Dickert von der Bürgerinitiative forderte, dass künftig alle Beratungen des Stadtrats über das Bürgerhaus öffentlich sein sollen. Das sicherte Warmuth zu, soweit es möglich sei.