Das Nest auf dem Mönchsturm war zwar bereits besetzt, aber aktuell ist nur noch ein Männchen dauerhaft dort. Die Stadt hat Vorkehrungen getroffen, damit sich die Tragödie vom Jahr 2021 nicht wiederholt.
Während in Westheim das Storchennest bereits belegt ist, fiebern die Hammelburger noch mit, wie es heuer auf dem Mönchsturm weitergeht. Im vergangenen Jahr hatte ein Storchenpaar drei Junge groß gezogen. Durch einen Blitzeinschlag am 28. Juni kamen die Elterntiere jedoch ums Leben, freiwillige Helfer fütterten die Jungtiere so lange, bis sie für sich selbst sorgen konnten. In dieser Woche hat die Stadt nun reagiert: Am Montag und Dienstag wurde ein Blitzableiter auf dem Mönchsturm installiert, die Leitung reicht zunächst innen und am Fuß des Turms dann außen bis zur Erdung im Boden.
"Das war schon länger geplant, nicht nur zum Schutz der Störche, sondern auch zum Schutz des Turmes", sagt 2. Bürgermeisterin Elisabeth Assmann (Grüne), die das Verfahren auch im Namen des Bund Naturschutz verfolgt. Offen sei noch gewesen, ob der Blitzschutz bereits im Frühjahr kommt oder die Arbeiten erst im Herbst stattfinden können. Zudem wurde das Dach des Mönchsturms ausgebessert und eine neue Luke eingebaut. Assmann ist froh, dass der Blitzableiter jetzt einige Meter über das Nest hinausragt. "Wir wollen heuer nicht wieder Störche füttern", hofft sie auf einen glücklicheren Verlauf als im vergangenen Jahr. Allerdings könne natürlich niemand vorhersagen, ob sich überhaupt ein Storchenpaar ansiedelt. Schließlich sei das Nistangebot im Saaletal immer größer: In Hammelburg selbst gebe es ein weiteres Nest, in Diebach und in Euerdorf wurden Nester aufgestellt. "Am Ende entscheidet das Nahrungsangebot", vermutet Assmann.
Wer wollte, konnte die Arbeiten am Mönchsturm live mitverfolgen, denn: Christian Fenn hat im Dach des Rathauses wieder eine Kamera installiert. Ein Objektiv mit 480 Millimeter Brennweite gibt einen guten Einblick ins Nest. Allerdings nicht ganz so gut wie die bisherigen Kameras direkt am Nest, die beim Blitzeinschlag im Juni 2021 ebenfalls zerstört wurden. "Die Zugriffszahlen schwanken zwischen 100 und 650 Besucher am Tag, im Mittel liegen sie etwa bei 200", berichtet Storchenfan und 3. Bürgermeister Christian Fenn (Junge Liste). Der Livestream laufe rund um die Uhr, allerdings sei nachts wenig zu sehen. Die alten Kameras hatten auch nachts mit Infrarot-Licht weiter Einblicke ins Nest geliefert. "Das haben wir dieses Jahr nicht."
Den ersten Besuch im Nest gab es heuer bereits am 20. Februar. Anfang März hielt sich dann ein Pärchen kurz am Nest auf. "Schon nach zwei Tagen, seit dem 11. März ist das Weibchen nicht mehr im Nest gewesen", fasst Fenn seine Beobachtungen zusammen. Das Männchen habe dennoch das Nest beständig weiter ausgebaut, als warte er auf die Rückkunft des Weibchens oder auf ein anderes.
Teleskop sorgt für scharfe Bilder
Die Montage des Blitzableiters sei reibungslos verlaufen: Das Männchen habe das Nest zufällig am Tag vorher verlassen. "Die Installation des Blitzableiters und die dringend notwendigen Außenarbeiten am Mönchsturm ließen sich allerdings nicht unauffällig durchführen", schreibt Fenn auf seiner Seite www.storchencam.de. Zwei ganze Tage lang habe der Storch die Arbeiten aushalten müssen. "Heute wissen wir, dass ihn das kaum stört. Natürlich kam er während der Arbeiten nicht ins Nest, aber dafür kurze Zeit später." In der Nacht nach den Arbeiten schlief er bereits wieder im Nest. Die Montage der Kamera im Rathaus sei "nicht ganz perfekt, aber nicht wesentlich schlechter als vom Kirchturm aus". Im Rathaus sei der Abstand zum Nest etwas größer, aber das Bild sei wegen einer wesentlich besseren Optik trotzdem schärfer als früher. Verbaut sei ein Apochromat von Teleskop-Service. "Das ist ein Teleskop mit einer super Farbreinheit, weshalb das Bild auch sehr scharf abgebildet werden kann", berichtet Fenn. Eigentlich mache er damit seine Astroaufnahmen. Das Signal wird dann über ein Kabel im Dachstuhl und über eine WLAN-Strecke ins Privathaus von Christian Fenn übertragen. Dort streamt ein Rechner Tag und Nacht die Bilder vom Storchennest auf dem Mönchsturm ins Internet.