Die Einwohner werden immer älter. Umso wichtiger ist eine gute ärztliche Versorgung. Diesem Thema widmete sich diesmal der Stammtisch.
Die Senioren-Union hatte sich für den monatlichen Stammtisch ein ganz besonderes Thema einfallen lassen. Im Rahmen der diesjährigen Informationsreihe nahm die Senioren-Union "Die gesundheitliche Versorgung im Markt Oberthulba" auf die Agenda. Hierzu gab es im Sportheim in
Reith eine interessante Podiumsdiskussion, an der niedergelassene Ärzte, Physiotherapeuten, Seniorenheim-Betreiber, aber auch Bürgermeister Gotthard Schlereth und andere eingeladen waren. Diese stellten sich den zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Durchs Programm führte der Ortsvorsitzende der Seniorenunion, Manfred Manger.
Wie Manger mitteilte, habe die Einwohnerzahl des Marktes Oberthulba von 2015 auf 2017 zugenommen, von 5018 auf 5077 Personen. Die Zahl der über 60-Jährigen ist in der Zeit von 25,3 auf 27,4 Prozent gestiegen. Bei den über 65-Jährigen liegt die Zahl derzeit bei rund 19,6 Prozent, 2015 hatte sie noch bei 18 Prozent gelegen. Bei einer solchen "alternden" Gesellschaft sei die gesundheitliche Versorgung umso wichtiger, wie Manger betonte. "Wir wollen alle lange leben, gesund bleiben und geistig fit sein", so der Wunsch vieler älterer Menschen. Deshalb sei es - unabhängig von der ärztlichen Versorgung - wichtig, dass man sich viel bewege, denn so könne vielen Krankheiten vorgebeugt werden.
Die erste Frage, die sich die Podiumsteilnehmer stellten war: "Ist die gesundheitliche Versorgung im Markt Oberthulba sichergestellt?". Manfred Manger zählte dazu im Vorfeld alle Ärzte für Allgemeinmedizin, die Apotheken, die Physiotherapeuten sowie Wohnheim und soziale Einrichtung auf, die zeigten, dass die hiesige Bevölkerung auf ein großes Angebot zurückgreifen kann. "Das Thema hat uns sehr intensiv umgetrieben", bestätigte der Bürgermeister. Denn die Daseinsvorsorge beinhalte auch die medizinische Versorgung. Man habe als Gemeinde das Heft des Handelns in die Hand genommen und dabei berücksichtigt, dass die Gesellschaft sich verändert. "Es war uns wichtig, dass es mit den Hausarztpraxen weiter geht, hier hatten wir viel Glück mit den Ärzten", sagte Schlereth. Die Ärzte hier seien sehr verantwortungsbewusst und leistungsbereit. Auch freue er sich, vor Ort einen Apotheker zu haben, der den Fühler am Puls der Zeit hat. "Die Versorgung vor Ort muss gewährleistet sein, auch in Zeiten des Internets", so seine Forderung. Hier könnten auch die Konsumenten einiges tun, nämlich, vor Ort in die Apotheke zu gehen und Präparate nicht über das Internet zu kaufen.
Manger präsentierte weitere Fragen, die in diesen Bereich gingen. "Gibt es in Zukunft noch Hausarztbesuche oder brauchen wir einen Fahrdienst zum Arzt?" Dr. Ewald Schlereth vom "Haus der Gesundheit" in Oberthulba merkte an, dass für ihn Hausbesuche eher kontraproduktiv seien: "Man kann in der Zeit, in der man einen Hausbesuch machte, drei bis vier Patienten konventionell in der Praxis versorgen. Außerdem hat man hier zur Diagnose Ultraschall, EKG und Personal direkt vor Ort". Hausbesuche dürften nicht ausgeschlossen werden, man müsse damit aber sehr zurückhaltend umgehen. "Meist können ältere Leute, die gehfähig sind, zum Arzt fahren. Heute haben auch ältere Patienten ein Auto", gab Ewald Schlereth zu bedenken. "Vielleicht ist es aber auch so, dass wir wieder mehr aufeinander zugehen müssen: Schließlich kann auch einmal ein Bekannter den Patienten zum Arzt fahren, das sollte doch kein Problem sein", meinte Manger. Dr. Albin Friedrich sagte, dass man hier in der Region sehr eng vernetzt sei, auch was Krankenhäuser, Fachärzte und andere betrifft. In eher dünn besiedelten Regionen könne der Fahrdienst zu einem Arzt aber schon sehr nützlich sein.
Auf die Frage, ob mehr Telemedizin zum Einsatz kommen sollte, hatte Dr. Joachim Hepp eine differenzierte Antwort: "Telemedizin kann beispielsweise mit Videochats durchaus nützlich sein. Dennoch ist es wichtig, den Patienten vor Ort persönlich untersuchen zu können. Sicherlich kann durch den Einsatz dieser elektronischen Helfer manches erledigt werden, den persönlichen Kontakt können sie aber nicht ersetzen." Ewald Schlereth merkte an, dass Telemedizin besonders bei der Zustandskontrolle gut eingesetzt werden könne, besonders deshalb, weil hier die Ressource Zeit geschont wird.
Gesprochen wurde ein ärztliches Versorgungszentrum in der Zukunft. "Für mich steht ein solches nicht zu Debatte", so Joachim Hepp. Albin Friedrich betonte, dass der persönliche Kontakt zu den Patienten sehr wichtig sei und man dessen Krankheitsgeschichte kenne. In großen Versorgungszentren sei dies oft nicht gewährleistet.
Die Lieferservice der Apotheke ist ein weiterer Vorteil, wenn eine solche noch vor Ort ist, merkte Manger an. "Hier macht uns aber der Internet-Versandhandel zu schaffen", gab Apotheker Anton Schorn zu bedenken. Salben, Rezepturen, überhaupt alles, was Arbeit macht und an dem nicht verdient sei, würden von den Versandriesen nicht hergestellt, weshalb eine Apotheke vor Ort immer noch unersetzlich sei.
In der Marktgemeinde gebe es zwar eine sehr gute medizinische Versorgung, bestätigte Physiotherapeut Markus Füller. Dennoch werde es immer schwerer, gerade in seinem Beruf Nachwuchs zu finden. "Hier sehe ich eine große Herausforderung für die Zukunft", gab er zu bedenken. Wenn es immer weniger Physiotherapeuten gebe, dann dauere es für die Patienten immer länger, einen Termin zu bekommen. "Dabei ist es gerade für die Nachsorge sehr wichtig, dass man eine Physiotherapie macht", so Ewald Schlereth. Denn nur so könne der Patient optimal genesen, hier gehe eines ins andere.
Zahlreiche weitere Fragen wurden beim Nachmittag der Senioren-Union geklärt. Die Teilnehmer bekamen in manche Themenbereiche ganz neue Einblicke. Gleichzeit wurde deutlich, dass die gesundheitliche Versorgung im Markt Oberthulba gut ist, was besonders den Patienten zugute kommt.