Die Meißner Kantorei 1961 glänzte bei ihrem Auftritt in der Erlöserkirche.
Salopp gesagt, konnte man das Konzert der "Meißner Kantorei 1961" in der Bad Kissinger Erlöserkirche als "Erste Sahne" bezeichnen. Den zeitgenössischen geistlichen Chorwerken des 20. und 21. Jahrhunderts verschrieben, glänzten ihre A-cappella-Interpretationen von Feingefühl, Raffinesse und außerordentlichen Schwierigkeitsgraden.
Mit drei bis sechsstimmigen Gesangsstücken, die immer einen religiösen Inhalt hatten, zogen die 45 Sänger und Sängerinnen - unter der musikalischen Leitung von Kirchenmusikdirektor Professor Christfried Brödel - auf höchstem Niveau alle möglichen Register, zu denen ein gemischter Chor fähig ist.
Anspruchsvolle Stücke
So war es auch bei Henning Frederichs (1936-2003) Mottete "Agnus Dei
deutsch". Die Choralfantasie "Agnus Dei" experimentiert mit Text- und Melodiefragmenten aus "O Lamm Gottes" in der neuen, ökumenischen Liedfassung. Anspruchsvoll für die Sänger, die dreistimmig beginnen, um anschließend die beiden folgenden Strophen jeweils einen Ton tiefer anzustimmen, wobei das Werk sechsstimmig mehrmals mit dem Ruf "Gib deinen Frieden, o Jesu" endet.
Trotz hohem Niveau und großer Herausforderung an die Sänger sind die zeitgenössischen Werke etwas gewöhnungsbedürftig. Doch war man von der meisterhaften Interpretation der Sänger angetan.
Doch auch für das Gemüt hatte die "Meißner Kantorei" noch einiges in petto, etwa Johann Hermann Scheins "Ich freue mich im Herren" oder Heinrich Schütz' "Ich bin ein rechter Weinstock".
Mit kurzen Intermezzi füllten Markus Pfeifer als
Solist an der Orgel sowie das Duo Christiane Seidel (Flöte) und Jonas Nikolaus (Orgel) die Chorpausen.
Zeitgenössische Musik
Der Chor besteht aus Teilnehmern einer Singwoche für neue Kirchenmusik, die in diesem Jahr in Bischofsheim/Rhön stattfand. Die Sänger sind größtenteils aktive oder ehemalige Mitglieder der Meißner Kantorei, dazu kamen weitere, die sich auf der deutschlandweiten Ausschreibung
der Singwoche im Rahmen des Chorverbandes der Evangelischen Kirche in Deutschland gemeldet hatten.
Der Name der "Meißner Kantorei 1961" verweist auf Entstehungsort und -jahr des Chores. In den mehr als 50 Jahren ihres Bestehens liegt ihr Schwerpunkt bei zeitgenössischen geistlichen Chorwerken des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Inhalt der Werke, welche die christliche Botschaft mit den musikalischen Mitteln der Gegenwart verkündigen, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die Meißner Kantorei 1961 singt jährlich fünf bis zehn Konzerte mit wechselnden Programmen. Oft ist der Chor zu Gast bei Kirchenmusikfesten, Tagen für neue Musik im In- und Ausland.
Der musikalische Leiter Christfried Brödel wurde 1969 Mitglied und Chorpräfekt von Domkantor Dr. Erich Schmidt in der Meißner Kantorei 1961. 1981 übernahm Christfried Brödel die Leitung dieses Chores.
1988 wurde Christfried Brödel zum Direktor der Kirchenmusikschule Dresden berufen (jetzt Hochschule für Kirchenmusik der Evangelisch Lutherischen Landeskirche) und war bis 2013 Professor für Chorleitung und Rektor der Hochschule.
Individuelle Klangestaltung
Schon lange ist kein Gründungsmitglied mehr in der Meissner Kantorei, aber zum Teil ihre erwachsenen Kinder.
Das Durchschnittsalter der Sänger liegt heute so um die 40. Im Gegensatz zur traditionellen Chormusik geht es der Meißner Kantorei nicht um harmonischen Gleichklang, sondern um individuelle Klanggestaltung. Sich einzustellen auf Klänge, Geräusche, auf Clustersingen, das stellt für alle Beteiligten immer wieder eine besondere Herausforderung dar, macht aber auch den besonderen Reiz dieser Chorarbeit aus. Dies kristallisierte sich auch bei diesem Chorkonzert heraus.