Der Porzellanmaler Ehrenfried Riegel zeigte sein Handwerk im Schmuckatelier Meinck.
Manchmal kommen verschiedene Dinge zufällig zusammen, und es ergibt sich etwas ganz Neues daraus. Manchmal begegnen einander zufällig Menschen, deren Vorstellungen von Ästhetik dicht beieinander liegen, und sie entwickeln gemeinsam Ideen, deren Umsetzung dann auch andere begeistert. So ähnlich war es bei Ehrenfried Riegel, Meister der Porzellanmalerei, und Malte Meinck, Schmuckdesigner.
Es sind vier Dinge, die die beiden miteinander verbinden: Bad Kissingen, die
Rose, der Sinn für Farben und Formen und der Wille zu experimentieren, um etwas ganz Individuelles zu erschaffen. Ganz zufällig war es daher nicht, dass Ehrenfried Riegel, der 2010 aus familiären Gründen von Frankfurt-Höchst nach Bad Kissingen gezogen war, eines Tages das Schmuck-atelier in der Ludwigstraße betrat. Er hatte eine Idee.
Der aus Annaberg-Buchholz im Erzgebirge stammende Porzellanmaler hegt eine besondere Liebe zum Malen von Rosen, ganz gleich, ob auf Porzellan oder Elfenbein, als Ölbild oder Aquarell. Es verwundert nicht: Einen Großteil seines Berufslebens hat die Blumenmalerei in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen bestimmt, in der er ab 1984 Leiter der Abteilung Unterglasurmalerei war.
Musik und Zeichnen waren die Stärken des jungen Ehrenfried Riegel, dem sein Kunstlehrer eines Tages sagte: "Porzellanmalerei in Meißen - das wäre doch etwas für dich." Mit 14 Jahren ist er in Meißen angenommen worden, erzählt er. "Fünf Jahre hat die Lehrzeit in der Manufaktur gedauert." Riegel hat die Entscheidung nie bereut: "Ich male nach wie vor mit Freude." Ab 1991 war er in der Porzellanmanufaktur Höchst fünf Jahre künstlerischer
Leiter, dann machte er sich als Porzellandesigner selbständig.
Vision einer ganz neuen Kollektion Doch zurück zu den Rosen. "Ich könnte mir vorstellen, im Schmuckbereich etwas in Porzellan zu machen", hat er Malte Meinck vor etwa zwei Jahren vorgeschlagen. Der war angetan von der Vorstellung: Die Vision einer gemeinsamen Kollektion entstand. Etwas Besonderes sollte es werden. "Wir wollten eigene Formen", sagt Meinck.
Die sonst üblichen, fertig erhältlichen Porzellanplättchen sollten nicht zum Einsatz kommen. Die Designer entschieden sich für Kugeln und Halbkugeln, so genannte Cabochons. Eine kleine Manufaktur in Losheim am See fertigte Prototypen. Ein halbes Jahr verging, bis die Grundform zufriedenstellend gefunden war; ein gutes Jahr, bis die endgültigen Entwürfe für Form und Bemalung festgelegt waren.
Die Rose als eins der Bad Kissinger Symbole würde den Schmuck zieren, das stand fest. Riegel wollte eine Form für seine Rosen finden, die abweicht von der üblichen Art, Rosen auf Porzellan zu malen. "Etwas Neues und Einzigartiges sollte es sein." Die Form ist reduzierter und moderner geworden, dabei spielen aber Licht und Schatten sowie die Plastizität eine große Rolle. "Es war kein Entwurf aus der Schublade", sagt Meinck über das Ergebnis.
Sein Part war es nun, den handgefertigten Kunstwerken eine entsprechende Fassung zu geben und sie tragbar zu machen. Durch Bajonettverschlüsse lassen die Kunstwerke sich ganz verschieden kombinieren, wirken für sich oder im Zusammenspiel mit weiteren Zutaten.
Sechs Farben plus Gold Riegel hatte die sechs Farben für die Kollektion nach Edelsteinfarben gewählt, als siebente Möglichkeit Gold
hinzugefügt, das nach dem Brand matt wirkt und dann mit Achat glatt poliert wird. Wie die Rosen auf das Porzellan kommen, zeigte er am vergangenen Samstag im Schmuck-Atelier. Er verwendet Porzellanmalfarben, deren Grundlage Metalloxyde sind, die sehr fein in Pulverform ausgemahlen sind; als Flussmittel dient verschieden dickflüssiges reines Terpentinöl. Mit einem feinen Haarpinsel trägt der Meister die Farben auf, kratzt mit kleinen Klingen weg, was stört.
Bei Temperaturen zwischen 800 und 840 Grad wird die Bemalung gebrannt.
Jedes Stück, versehen mit Riegels Meisterzeichen, ist ein Unikat. Etwas, das Maria Schneider fasziniert: "Das ist es, was ich besonders daran mag", sagt sie. "Und es ist toll, hier den Kontakt zum Maler zu haben." Gemeinsam mit Eva Ackermann schaut sie Ehrenfried Riegel über die Schulter, der beim Malen auch Fragen beantwortet. Etwa, ob die Farbe ausbleichen kann. Sie kann nicht.
Maria Schneider kann sich gut vorstellen, diesen Schmuck zu tragen. Sie hat einen Blick auf ein blaues Rosenschmuckstück geworfen. "Ich bin ganz begeistert von dieser Idee", meint sie. Die Möglichkeiten, zu variieren, findet sie reizvoll. "Und die Verbindung zum Rosengarten."