Pfarrer Marcus Döbert will sein ungewöhnliches Projekt am 9. März starten. Sein Vorhaben steht jedem Menschen mit Freude am mehrstimmigen Gesang offen.
"FreiSingen!" nennt der neue evangelische Pfarrer Marcus Döbert sein ungewöhnliches Gesangsprojekt, zu dem er jetzt alle Sangesfreunde aus der Region in die Bad Bockleter Johanneskirche einlädt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich: "Jeder Mensch, mit Freude am mehrstimmigen Gesang, ist zum Mitsingen eingeladen." Sein erstes offenes Singen ist am Donnerstag, 9. März, ab 19 Uhr.
"Unsere Johanneskirche hat eine so tolle Atmosphäre und prima Akustik", ist Döbert vom Bad Bockleter Gotteshaus ganz begeistert. "Schade, dass sie so selten genutzt wird." Das will der 47-Jährige, der seit Juli 2016 in Bad Kissingen als dritter Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde hauptsächlich für
Bad Bocklet und Umgebung zuständig ist, mit seinem Projekt "FreiSingen!" ändern. "Es ist mir ein Herzensanliegen, spirituelles Leben in diese Kirche zu bringen."
Kein Aufführungsdruck
Vergleichbare Projekte wie Döberts "FreiSingen!" gibt es längst in den Vereinigten Staaten, aber auch vereinzelt in Europa. Bei einem großen internationalen Sängertreffen in Irland war er selbst schon dabei. "In Deutschland wäre es eine Premiere", ist er überzeugt. Wichtig ist für den Pfarrer, dass sein Vorhaben jedem Menschen mit Freude am mehrstimmigen Gesang offen steht. Es soll kein Chor mit regelmäßigen Proben und Aufführungsdruck werden. "Wir singen nur für uns selbst, wie lange und wie schön wir wollen oder können." Döbert geht es um "das seelische Moment des Singens", nicht um künstlerische Perfektion.
Für das erste Treffen am 9. März hat er einige Lieder aus dem evangelischen Kirchengesangbuch herausgesucht, weil damit schon erstes Notenmaterial gegeben ist. Es ist eine Reihe einfacher Lieder wie "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius. Doch später sollen die Teilnehmer selbst ihre Wunschlieder vorschlagen. Es soll kein festes Repertoire vorgegeben werden. "Mehrstimmiges Singen bewirkt etwas in unserer Seele", weiß Döbert aus Erfahrung. In der Kindheit sang der Nürnberger im Jugendchor des Opernhauses, später machte er eine musiktherapeutische Ausbildung und war in der Erwachsenenbildung tätig. Die Idee zu seinem Projekt kam ihm spontan: "Ich singe gern, aber in der Badewanne kann man nur allein singen." Doch zum gemeinschaftlichen mehrstimmigen Singen ohne den typischen Zwang einer Chormitgliedschaft gibt es nach Döberts Meinung "leider viel zu selten Gelegenheit".
Mehrstimmig und die Seele
Beim Projekt "FreiSingen!" soll den teilnehmenden Sangesfreunden also nicht etwas von außen aufgezwungen werden, sondern die Mitwirkenden "sollen sich selbst von innen heraus ausdrücken dürfen". Döbert wünscht sich, dass die Sängerinnen und Sänger selbst die Erfahrung machen, "dass mehrstimmiges Singen die Seele befreit". Sollten beim ersten Treffen am 9. März nur wenige Sangesfreunde um 19 Uhr kommen, wäre Döbert nicht enttäuscht: "Wer da ist, ist da. Singen kann man auch mit wenigen Menschen." Vielleicht spricht sich das Projekt aber herum, hofft er.
Deshalb schlägt Pfarrer Döbert schon Folgetermine am 30. März und 6. April vor, immer um 19 Uhr in der Bad Bockleter Johanneskirche. Alles weitere will er am 9. März besprechen - "ganz locker, ganz ohne Zwang, aber mit viel Freude am Singen".