Gelbe Gefahr am Zahlbacher Straßenrand

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Brigitte Krieglstein durchkämmt in Zahlbach Straßenböschungen und Grünflächen in der Nähe ihrer Weiden, um das giftige Jakobs-Kreuzkraut per Hand zu bekämpfen. Hier ist sie im Gewerbegebiet Zahlbach fündig geworden, in der Kurve oberhalb der Disco. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Brigitte Krieglstein durchkämmt in Zahlbach Straßenböschungen und Grünflächen in der Nähe ihrer Weiden, um das giftige Jakobs-Kreuzkraut per Hand zu bekämpfen. Hier ist sie im Gewerbegebiet Zahlbach fündig geworden, in der Kurve oberhalb der Disco. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Die Blüten des Jakobs-Kreuzkrautes. In einer können sich zwischen 60 und 80 Samen entwickeln. Somit kann sich die Pflanze sehr effektiv vermehren. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Die Blüten des Jakobs-Kreuzkrautes. In einer können sich zwischen 60 und 80 Samen entwickeln. Somit kann sich die Pflanze sehr effektiv vermehren. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Eine noch junge Pflanze des Jakobs-Kreuzkrautes. Häufig wird diese mit Rucola verwechselt, so dass auch schon Menschen vergiftet wurden. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Eine noch junge Pflanze des Jakobs-Kreuzkrautes. Häufig wird diese mit Rucola verwechselt, so dass auch schon Menschen vergiftet wurden. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

Das Jakobs-Kreuzkraut breitet sich rasant aus. Es ist sehr giftig, schadet vorwiegend Weidetieren. Selbst das Trocknen oder Silieren ändert nichts daran.

Brigitte Krieglstein macht sich Sorgen, große Sorgen. Denn nicht nur ihre Tiere sind bedroht, sondern sämtliche Rinder, Schweine, Pferde, Schafe und Ziegen, die mit Heu oder siliertem Gras gefüttert werden. Und davon leben im Markt Burkardroth einige. Anlass zu ihrer Besorgnis gibt die extreme Verbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes, das auch als Jakobs-Geiskraut bekannt ist.
Die Pflanze gilt wegen ihres hohen Pyrrolizidin-Alkaloid-Gehaltes als hochgiftig, führt unter anderem zu schweren Leberschäden und letztlich zum Tod.

Zwar enthält das Kraut Bitterstoffe, weshalb es Weidetiere normalerweise nicht fressen. "Aber bei Jungtieren oder bei Futterknappheit ist das nicht ausgeschlossen", ist die Agraringenieurin überzeugt. Ins Futter von Rindern, Schweinen, Pferden, Schafen und Ziegen kann das hochgiftige Kraut dennoch gelangen. Denn beim Trocknen oder Silieren von Grünschnitt bleiben die giftigen Alkaloide erhalten.


Vorschriften zur Kontrolle

Neu sind diese Informationen nicht. Das Jakobs-Kreuzkraut ist eine einheimische Pflanze, ihre Wirkung ist als Schweinsberger Krankheit und auch bei Landwirten bekannt. In England, Irland und der Schweiz wird seit langem an Möglichkeiten zur Bekämpfung geforscht. In England gibt es sogar Vorschriften zur Kontrolle des Jakobskreuzkrautes.

"Besorgniserregend ist, dass sich das Kraut in den vergangenen Jahren bei uns gravierend ausgebreitet", sagt Brigitte Krieglstein. Besonders an Straßenrändern, auf Brachen und ungenutzten Grünflächen hat sie schon zahlreiche, leuchtend gelbe Blütenstände entdeckt. "Ich sage nur, wehret den Anfängen. Da steht uns was bevor, was wir nicht unter Kontrolle bringen", ist sie überzeugt. Diese Einstellung kommt nicht von ungefähr, denn die Hobbypferdezüchterin arbeitet im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt, hat somit direkten Zugang zu Fachleuten und Informationen. "Wir haben es im Amt thematisiert, die Pflanze ausgestellt und auch Informationsmaterial versendet", erzählt sie. Doch nun ist sie auch selbst betroffen.


Schnell am Blühen hindern

Vor etwa vier Wochen ist sie beim Heumachen auf einer ihrer Wiesen in Zahlbach auf einige Blütenstände des Jakobs-Kreuzkrautes aufmerksam geworden. "Sie standen am Rand der Staatsstraße, der unmittelbar an die Grasfläche grenzt", erzählt sie. Sofort habe sie den Burkardrother Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) darauf angesprochen und quasi um Amtshilfe gebeten. "Wir sind einige Stellen abgefahren und ich habe ihm das Wichtigste erklärt", so Brigitte Krieglstein. Schließlich muss die Pflanze, die zwischen Juli und September blüht, so schnell und umfassend wie möglich daran gehindert werden, sich zu vermehren. "Denn eine Blüte bildet zwischen 60 bis 80 Samen aus, eine ganze Pflanze somit bis zu 150.000 Samen", erklärt sie.

Das Burkardrother Ortsoberhaupt hat in Sachen Jakobs-Kreuzkraut sofort reagiert. "Ich habe beim Straßenbauamt angerufen und darum gebeten, dass die Bankette der Staatsstraßen im Markt so schnell wie möglich gemäht werden", sagt er. Das habe dann auch sehr gut geklappt, innerhalb kürzester Zeit seien die Mitarbeiter der Straßenmeisterei ausgerückt und haben zwischen Zahlbach und Lauterer Kreuzung losgelegt. Doch Brigitte Krieglstein hält das nicht für ausreichend. Deshalb durchkämmt sie nun das Gelände rund um ihre Wiesen in Zahlbach, um die hochgiftigen Pflanzen mit Stumpf und Stiel auszureißen.

"Schließlich ist das Kraut mehrjährig, die Wurzel treibt wieder aus", erklärt sie, warum sie das tut. Auch anderen Wiesenbesitzern und Landwirten empfiehlt sie, das zu tun, aber nur mit Handschuhen, langen Ärmeln und langen Hosen bekleidet, wegen des Giftes.


Mangelnde Pflege?

Doch woher kommt diese plötzliche und extreme Ausbreitung des Kreuzkrautes? Eine Antwort darauf zu finden, ist schwer. Möglicherweise ist die mangelnde Pflege von Grünflächen daran schuld. "Das Jakobs-Kreuzkraut gilt als nicht schnittverträglich. Eine einfache Verdrängung erfolgt daher durch einen regelmäßigen Schnitt vor der Blütenbildung. Bei einer drei oder mehrmaligen Schnittnutzung kann sich Jakobs-Kreuzkraut nicht mehr auf der Fläche entwickeln und wird damit langfristig verdrängt", lautet eine Erklärung des Bayerischen Landesanstalt der Landwirtschaft.

Die Behörde bestätigt außerdem die Vorgehensweise von Brigitte Krieglstein. "Anfangsbefall kann durch Ausstechen der Einzelpflanzen beseitigt werden", ist auf der Homepage unter der Rubrik Pflanzenschutz/Unkrautvernichtung nachzulesen. "Auf stark befallenen Flächen ist eine direkte chemische Bekämpfung erforderlich. Die Einsatzmöglichkeit muss allerdings in Bezug auf den Natur- und Artenschutzstatus der betroffenen Flächen abgeprüft werden", heißt es dazu weiter. Brigitte Krieglstein sieht die chemische Keule jedoch als letzten Ausweg. Allerdings empfiehlt sie, ausgegrabene Pflanzen in einen Müllsack zu stecken und über den Restmüll zu entsorgen oder diese zu verbrennen. "Denn die Samen sind bis zu 20 Jahre keimfähig", fügt sie hinzu.