Dass jemand eine gute Idee hat und eine Erfindung macht, reicht nicht aus. Ein Geistesblitz muss auch umsetzbar sein. Und er muss geschützt werden. Dabei helfen Fachleute im Rhön-Saale-Gründerzentrum (RSG) Bad Kissingen.
Auf den ersten Blick handelt es sich ein ganz normales Stück aus Aluminium, wie es ähnlich seit vielen Jahren im Regalbau verwendet wird. Ist es aber nicht. Der Schreinermeister und Geschäftsführer von Holz-Akzente, Matthias Schäfer (37), hat nachgedacht, neu entwickelt und sich "seine" Schiene gesetzlich schützen lassen. Denn sie bietet beachtliche Vorteile.
Damit niemand das "Copy-right" missversteht, hat Schäfer für sein "Baby" Gebrauchsmusterschutz - gibt es für maximal zehn Jahre - erwirkt. Das war nicht ganz billig und einfach. Beraten und betreut haben ihn im Rhön-Saale-Gründerzentrum (RSG) Geschäftsführer Matthias Wagner und Rechtsanwalt Stefan Detzner. Aus dem Programm KMU-Patent-Aktion gab es eine Förderung.
Möglich war das, weil das RSG seit 2001 Signo-Partner ist, seit 2008 zusammen mit der "Schwester" Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) Würzburg. Signo (Schutz von Ideen für die gewerbliche Nutzung) ist ein Programm des Bundeswirtschaftsministeriums.
Fit machen für Innovationen Davon hat Schäfer nicht nur finanziell profitiert. Wagner: "Wir unterstützen über 18 Monate bis hin zur Verwertung". Die Erfinder bekommen dabei einen "Fahrplan" und sollen auch fit gemacht werden für weitere Innovationen, sagt Detzner.
Beim RSG fühlte sich Schäfer gut aufgehoben. Die Betreuung war gut, "da gibt es gar nichts". Neue Ideen hat er auch schon, aber da hält er sich noch bedeckt.
Zurück zu seiner Schiene. Das System funktioniert wie Legosteine und ermöglicht flexible Ladeneinrichtungen auf höchstem Niveau. "Das Rad haben wir nicht neu erfunden", sagt Schäfer, aber ein Bauteil, das es in sich hat. Er hatte festgestellt, dass marktübliche Schienen oft nicht kompatibel und Platz sparend sind. Auch benötigen sie viel Holz, um sie für die Ständer in den Läden optisch elegant zu "verstecken".
"Ein echter Mehrwert" Schäfer ließ sich eine extrem flache Schiene einfallen. Sie ist statt 30 bis 40 Millimeter nur 19 Millimeter stark; die Profile sind leicht kombinierbar. Das erlaubt 38 Millimeter schmale Regal-ständer. Bislang waren 60 Millimeter üblich. Dort werden je nach Wunsch horizontale und vertikale Teile eingehakt. Das ist ein- und beidseitig möglich.
Der Kunde hat den Vorteil, dass er mehr Ware unterbringt und Platz gewinnt für eine optimale Präsentation. Er bekomme, sagt Schäfer, echten Mehrwert. Die Investition - meist zum Preis eines gut ausgestatteten Mittelklassewagens - rentiere sich früher. In der Mode- und Wäschebranche sei es üblich, eine Einrichtung nach fünf bis sieben Jahren zu erneuern. Ladenbau sei schnelllebig.
Überproportionales Wachstum Nicht nur davon profitieren er und "Holz-Akzente". Dank seiner Schiene muss deutlich weniger Holz verbaut werden. Außerdem sei die Fertigung rationeller möglich. Er hat schon etliche Kunden von seinem System überzeugen können. Es wurde nicht nur bei Pecht in Bad Neustadt und in der Schweinfurter "Stadtgalerie" eingebaut, sondern in etwa 50 Abteilungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein namhafter Hersteller von Handtüchern hat sich auch dafür erwärmen können. Schäfers Regale sind bald auch im Pariser Nobel-Kaufhaus "Galeries Lafayette" im Einsatz. Aktuell ist Schäfer mit einer großen Kette in viel versprechenden Verhandlungen.
Demnächst in Pariser Nobel-Kaufhaus Das sichert 24 Arbeitsplätze, darunter fünf Azubis, seines 2008 gegründeten Betriebs in Burkardroth. Ob durch seine Schiene neue hinzugekommen sind, könne er nicht sagen. Sie habe aber "zum überproportionalen Wachstum beigetragen".
Seit 2001 ist das RSG Signo-Partner. In dieser Zeit hat es nach Angaben von Geschäftsführer Matthias Wagner knapp 200 Tüftler betreut, davon kamen 120 aus dem Landkreis Bad Kissingen. Zehn Unternehmen profitierten von der KMU-Patent-Aktion des Bundeswirtschaftsministeriums. Auf den Markt gebracht wurde nicht nur Matthias Schäfers Alu-Schiene für Ladeneinrichtungen, sondern auch ein Sattelpad, eine leichte Biertischgarnitur, Medikamente, eine Schneidevorrichtung oder Abdichtungssysteme.
Erfinder können sich kostenlos und fachkundig beraten lassen. Das ist möglich bei Sprechtagen (Dienstag, 19. März, 15 Uhr im RSG, Sieboldstraße 7) oder nach Vereinbarung. Die KMU-Patentaktion führt in Schritten zum Ziel: Recherche, Kosten-Nutzen-Analyse, Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung für Deutschland oder das Ausland sowie Vorbereitung einer Verwertung.
Die finanzielle Förderung beträgt maximal 8000 Euro.
Infos beim RSG Bad Kissingen (Telefon: 0971/ 72 36 0: www. rsg-bad-kissingen.de).
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