Die katholische Schönstattbewegung hielt am Mahnmal des vor 75 Jahren hingerichteten Geistlichen eine Andacht ab.
So viel Aufmerksamkeit findet das kleine Denkmal zu Ehren des vor 75 Jahren hingerichteten Pallottiner-Paters Franz Reinisch (1903-1942) auf dem Gelände der früheren Manteuffel-Kaserne in Bad Kissingen nur selten. Doch am Mittwoch erinnerten etliche Mitglieder der katholischen Schönstattbewegung gemeinsam mit der Herz-Jesu-Gemeinde vor diesem Mahnmal - an der Einmündung des Pater-Reinisch-Weges in den Geschwister-Scholl-Platz - an die Ermordung des Märtyrers: Reinisch wurde als einziger deutscher Geistlicher wegen Verweigerung des Fahneneides auf Adolf Hitler am 21. August 1942 im Zuchthaus Brandenburg-Görden im Alter von 38 Jahren hingerichtet. In Stichworten fasste Pfarrer Armin Haas aus Schondra, geistlicher Begleiter der Schönstattbewegung im Landkreis, das Leben des aus Tirol stammenden Paters zusammen: 1928 hatte er seine Priesterweihe erhalten und war wenige Monate später dem Orden der Pallottiner beigetreten, einer Gesellschaft apostolischen Lebens in der katholischen Kirche.
Schon frühzeitig war der junge Seelsorger, der von Schönstatt aus häufig als Missionar in Deutschland unterwegs war, mit seinen Predigten der Gestapo aufgefallen. 1940 wurde ihm schließlich Redeverbot erteilt. Zum 14. April 1942 war Reinisch in die Bad Kissinger Manteuffel-Kaserne einbefohlen worden, doch traf er aus Protest erst einen Tag später ein. "Mit kleiner Tasche wird er damals vom Bahnhof zur Kaserne marschiert sein", gab Pfarrer Haas zu bedenken, "denn sein Priestergewand durfte er getrost zu Hause lassen." Den Kriegsdienst hätte Reinisch gar nicht abgelehnt, meinte Haas, denn auch die Priester seien zur Wehrmacht einberufen worden. Doch Reinisch verweigerte den Eid auf den "Verbrecher und Antichristen", wie er Adolf Hitler öffentlich nannte. Trotz Versuche anderer Priester in der Kaserne, ihn doch noch zu überreden, hielt Reinisch an seiner Weigerung fest, "auch wenn ich sterben sollte". Schon am nächsten Tag wurde er verhaftet, kam Anfang Mai in ein Berliner Gefängnis und wurde am 21. August in Brandenburg durch das Fallbeil hingerichtet.
Zitate von Augenzeugen und aus Briefen, vorgelesen von Reinisch-Kenner Franz-Josef Tremer aus Fuchsstadt, zeigten die Charakterfestigkeit des Pallottiner-Paters und dessen tiefen Glauben. "Ich denke, rede und handle nicht, was und weil es andere denken, reden, handeln, sondern weil das meine innere Überzeugung ist", wird Reinisch deshalb auch am Bad Kissinger Denkmal zitiert. Tremer meinte sogar, Reinisch komme als Märtyrer nahe an Jesus. "Beide starben an einem Freitag."
Der christliche Liedermacher sang ein von ihm zu Reinischs Gedenken komponiertes Lied zur Gitarre. Passend zur festen Überzeugung des ermordeten Paters las Pfarrer Gerd Greier das Verhör der Apostel vor dem Hohen Rat aus der Apostelgeschichte. Auch dort beugen sich die Apostel nicht der weltlichen Macht, sondern Petrus erwidert: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen."
Sterbelied gesungen
Seinen unerschütterlichen Glauben und seine Überzeugung behielt Franz Reinisch bis zur letzten Minute. Im Berliner Gefängnis schrieb er sein bekanntes Sterbelied, dessen Text zum Abschluss der halbstündigen Gedenkfeier von Pfarrer Armin Haas verlesen und dessen Melodie von Abiturient Clemens Metz auf der Trompete gespielt wurde. Die letzten, mit Bleistift auf einen Zettel niedergeschriebenen Worte des Pallottiner-Paters vor seiner Hinrichtung lauteten: "Lieben und Leiden in Freuden."