29 Schülerlotsen aus ganz Unterfranken haben gestern in Bad Bocklet die Bezirkssieger ermittelt, die zum Landesentscheid fahren.
Ein Bus der Bundespolizei kommt mit 60 Stundenkilometern angefahren. Wie schnell der Bus genau ist, wissen die 29 Schülerlotsen, die in Warnwesten neben der Straße warten allerdings nicht. Sie müssen es schätzen, genauso wie die Geschwindigkeit zweier Pkw vorab. Der Test war gestern Teil des Bezirksentscheids für Schülerlotsen in Bad Bocklet: Die Landesverkehrswacht und die Kreisverkehrswacht Bad Kissingen hatten 29 Schülerlotsen aus ganz Bayern eingeladen, die sich vorab in ihren jeweiligen Landkreisen qualifiziert hatten, fünf davon kamen aus dem Landkreis Bad Kissingen.
"Ich mache Lotsendienst, so oft ich kann", sagt der zwölfjährige Leo Seufert. Er stammt aus Sulzthal und besucht die 6. Klasse der Mittelschule Langendorf. "Ich habe mich freiwillig gemeldet", berichtet er, wie er zum Beginn des Schuljahres zu dem Dienst gekommen ist. Seitdem passt er an der Bushaltestelle, im Bus und vor der Schule auf, dass seine Mitschüler sicher zum Unterricht kommen. In Bad Bocklet vertrat er gestern die Gebietsverkehrswacht Hammelburg. Die drei Prüfungen fand er spannend, die theoretischen Fragen und der praktische Test dauerten mehrere Stunden, danach gab es ein Mittagessen für alle und die Siegerehrung: Lea Heinisch aus Ochsenfurt hatte am Ende die Nase vorne, sie erhielt ein Licht für ihr Fahrrad und qualifizierte sich für den Landesentscheid am 1. Juli in Bamberg. Mit ihr darf Sabrina Keidel aus Bad Neustadt fahren, die den 2. Platz holte und einen Fahrradcomputer gewann. Für den Drittplatzierten Benjamin Weber aus Kitzingen gab es ein Fahrradschloss. Als Sonderpreis gewann der Beste bei der Geschwindigkeitsschätzung, Finn Kölbl aus den Haßbergen, eine Fahrt mit der Wasserschutzpolizei.
Alleine die Polizeiinspektion (PI) Bad Kissingen bildete im vergangenen Jahr 142 Schülerlotsen an neun Schulen sowie 21 Schulweghelfer an zwei Grundschulen neu aus. Insgesamt waren 252 Schülerlotsen, 125 Schulbuslotsen und 83 Schulweghelfer im Einsatz. Der Aufwand hat sich gelohnt: "Im Jahr 2015 kam es zu keinem Schulwegunfall", freut sich Lothar Manger, Sachbearbeiter Verkehr bei der Bad Kissinger PI.
Aber auch für andere Zielgruppen gab es Präventionsarbeit: 97 Schüler des Berufsbildungszentrums Münnerstadt beschäftigten sich etwa mit den Auswirkungen von Alkohol und Drogen auf den Straßenverkehr. Unter anderem wurden sie mit einer so genannten Rauschbrille auf einen Kart-Parcour geschickt. Weitere Trainings gab es unter anderem zum Thema Toter Winkel. Zudem seien 2015 die Zweiradfahrer ein Schwerpunkt gewesen.
Von den 1698 Unfällen, die die PI Bad Kissingen bearbeitete, ereignete sich knapp die Hälfte, nämlich 773, im Stadtgebiet Bad Kissingen. Insgesamt die häufigste Unfallursache sind Fehler beim Abbiegen, Ein- und Ausfahren oder Rückwärtsfahren mit 227 Fällen. Allerdings blieb der Anteil in etwa konstant. In 107 Fällen war zu hohe Geschwindigkeit die Hauptunfallursache, das sind rund 6 Prozent mehr als 2015. Deshalb gab es auch 2015 wieder jede Menge Geschwindigkeitsüberwachungen, darunter 185 mit dem Laser-Handgerät der PI Bad Kissingen. Dabei kam es zu 732 Anzeigen, davon 37 mit Fahrverbot, sowie 91 Verwarnungen.
Die größte Steigerung gab es bei den Unfällen, die durch Alkohol und Drogen bedingt waren: Von 6 auf 22 hat sich deren Zahl im Raum Bad Kissingen erhöht. "Das hat uns 2015 einige Sorgen", bereitet, sagt Manger. Allerdings seien keine konkreten Gründe bekannt. Zum Glück seien bei den 22 Unfällen nur drei Personen verletzt worden.
Insgesamt würden immer weniger Alkoholfahrten registriert. Aber die wenigen, die das Alkoholverbot ignorieren, würden eben häufiger Unfälle verursachen. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 15 550 Autofahrer auf Alkohol und Drogen kontrolliert, 4017 wurden konkret getestet. Ergebnis: 86 Fahrten unter Alkohol- und 45 unter Drogeneinfluss wurden unterbunden.
Unfallschwerpunkte waren laut Manger die Schlachthof- und die Krankenhauskreuzung in Bad Kissingen mit jeweils neun Unfällen, der Schindberg bei Münnerstadt mit 23 Unfällen, darunter ein tödlicher Motorradunfall. Ein weiterer tödlicher Unfall ereignete sich and er Aschacher Kreuzung, die auch deshalb heuer zum Kreisverkehr umgebaut wird.