Bis Ende des Schuljahres müssen alle Schulen im Landkreis ein Medienkonzept erstellen. Dabei geht es auch um Chancen und Risiken der Digitalisierung.
Das Schuljahr nimmt Fahrt auf. Laut Gesetz müssen Handys im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof bis auf wenige Ausnahmen ausgeschaltet bleiben (siehe Info-Kasten). Aber selbst in der Unterstufe haben bereits zwei Drittel der Schüler ein Handy. Deshalb beschäftigen sich sämtliche Schulen im Landkreis Bad Kissingen mit dem Thema. Christian Buchner, Leiter der Jakob-Kaiser-Realschule Hammelburg, zum Beispiel tendiert eher zu einem Handy-Verbot, vor allem wegen des hohen Suchtpotenzials: "Die Schüler gehen schon auf die Toilette, um die sozialen Medien auf ihrem Handy zu checken."
Erste Versuche an Gymnasien
Eine Nachfrage der Redaktion bei den drei Realschulen und vier Gymnasien im Kreis sowie beim Staatlichen Schulamt hat ergeben, dass die Schulen grundsätzlich offen sind für die Digitalisierung: Alle Realschulen und Gymnasien würden die Recherche mit digitalen Medien unterstützen, vorausgesetzt der Lehrer will es einsetzen und die technischen Voraussetzungen wären vorhanden. Für den Unterricht tendieren die Schulleiter zu Tablets statt Handys.
Sachaufwandsträger für Realschulen und Gymnasien ist der Kreis. Der hatte 2007 den Aufbau von WLAN-Netzen an Schulen aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Ende 2016 wurde der Beschluss aufgehoben. Das Bad Brückenauer Gymnasium hat mittlerweile drei, das Münnerstädter Gymnasium sieben sogenannte WLAN-Accesspoints, weitere Schulen sollen laut Landratsamt folgen. Das Franz-Miltenberger-Gymnasium in Bad Brückenau ist also Vorreiter im Landkreis, aber: "Wir haben leider erst einen Teil der Klassenzimmer mit ausreichendem WLAN-Empfang ausstatten können", schränkt Schulleiter Stefan Bub ein. Für eine effektive Nutzung des Handys im Unterricht sei jedoch ein zuverlässiger Internetempfang nötig. Am Frobenius-Gymnasium Hammelburg dürfen die Schüler in Einzelfällen und nach Absprache mit den Lehrern ihre Handys nutzen, um gezielt Informationen im Internet zu suchen. Dadurch soll ihnen laut Schulleiter Helmut Schreiner unter anderem das Thema Datenschutz erläutert werden.
Schüler und Eltern sprechen mit
Um neue Medien besser zu integrieren, müssen alle bayerischen Schulen bis Ende des laufenden Schuljahres ein Medienkonzept erarbeiten. "Es setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: die neue Ausstattung der Klassenzimmer, die Schulung der Lehrkräfte und das Mediencurriculum", berichtet Michael Kreil, Leiter der Realschule Bad Brückenau. Beim Mediencurriculum geht es um die konkrete Einbindung in den Unterricht.
"Die Lehrer sollen, in Zusammenarbeit mit den Schülern und dem Elternbeirat, die Kinder an den sicheren und bewussten Umgang mit den Medien heranführen", nennt Kreil als Ziel. Aus seiner Sicht kommen bei immer mehr Jugendlichen Lesen, Sport oder eine gesunde Lebensweise zu kurz. Hier wolle die Bad Brückenauer Realschule gegensteuern: Mehr Zeit am Handy würde andere Aktivitäten zwar nicht ausschließen, aber wesentlich erschweren.
Auch sein Schulleiter-Kollege aus Bad Kissingen, Torsten Stein, schlägt kritische Töne an: "Keinesfalls dürfen notenrelevante Aufgabenstellungen durch den Besitz eines Mobiltelefons vereinfacht beziehungsweise Schüler ohne internetfähiges Telefon benachteiligt werden."
Die Bedeutung des Datenschutzes und der Sicherheit betonen die Leiter aller Schulen. Am Gymnasium Münnerstadt gibt es deshalb bereits Schulungen für die Unterstufe, bei denen es unter anderem um den Schutz der Privatsphäre geht. Gegen die intensive Handy-Nutzung sprechen aus Sicht des Hammelburger Realschulleiters Christian Buchner "immer öfter auftretende Augenprobleme durch ständige Smartphone-Nutzung". Auch Stefan Bub sieht die kleinen Bildschirme der Handys als Problem an.