Fuchsstädter macht als Spacemann Karriere

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Nein, ein Außerirdischer ist der "Spacemann Spiff" nicht. Hannes Wittwer kommt aus Fuchsstadt. Foto: Klaus Werner
Nein, ein Außerirdischer ist der "Spacemann Spiff" nicht. Hannes Wittwer kommt aus Fuchsstadt. Foto: Klaus Werner

Aus der "Schmuckhof Serenade" wurde witterungsbedingt zwar ein Konzert im Rossini-Saal, doch Hannes Wittwer und sein Begleiter Clara Jochum und Jonny König begeisterten dennoch ihr Publikum.

Rhythmus betonte, eingängige Melodien und tiefgründige Texte sind Markenzeichen aktueller deutscher Pop-Kultur. Das Trio "Spaceman Spiff" um den Sänger und Songwriter Hannes Wittmer steht für diese Richtung und begeisterte bei der "Schmuckhof Serenade" im Kissinger Rossini-Saal die etwa 100 Besucher.

Ein lauer Sommerabend, das wunderbare Ambiente des Schmuckhofes und eine Musik, die die Seele berührt. So hätte es sein sollen.
Übrig blieb wegen des Wetters nur die Musik, das Konzert wurde vom Schmuckhof in den Rossinisaal verlegt.

Texte schwer verständlich

Dessen Bühne erstrahlte zwar dank ausgeklügelter Lichttechnik in allerlei Farben, doch - und das war der einzige Makel des Abends - verstärkte der Raum die Musik derart, dass die hervorragenden, nachdenklich stimmenden Texte gelegentlich in den Hintergrund gedrängt wurden. Von daher lohnt sich ein Blick auf die Internet-Präsenz von Spaceman Spiff, weil dort die Texte zu allen Liedern abgedruckt sind. Absolut lesenswert!

Verantwortlich für Text und Musik von "Spaceman Spiff" ist Hannes Wittwer. Der 28-Jährige wurde in Fuchsstadt (bei Hammelburg) geboren, lernte klassische Gitarre, schrieb sein erstes Lied im Alter von knapp 16 Jahren und war in mehreren Bands aktiv. Im Hammelburger Wasserhaus sammelte er erste Bühnenerfahrungen. Von daher war der Berufswunsch des jungenhaft wirkenden Fuchsstädters geprägt: "Irgendetwas rund um Konzertorganisation." Würzburg und Hamburg, das waren die nächsten Stationen und dort entschied sich auch, dass die Musik seine Berufung ist.

Ein Versprechen für Mama

"Hallo Ihr lieben Menschen", so begrüßte Hannes Wittwer die Besucher und ein besonderer Gruß galten "Mama und Papa", wobei er mit "Ich geb´ mein Bester, Mama!" ein Versprechen gab, das er im Laufe des zweistündigen Konzertes einlöste.

Diese authentische Bodenständigkeit, die sich bei der Begrüßung und bei der Bühnenpräsenz zeigte, ist die Basis für seine Musik und für seine Songtexte. Die musikalische Stilrichtung ist vielschichtig, wird virtuos durch Gitarre, Schlagzeug, Schifferklavier mit Jonny König und der Würzburgerin Clara Jochum am Cello gemeistert. Wenn man die Augen schließen würde, könnte man vergessen, dass nur ein Trio auf der Bühne steht. Der Musik merkt man auch die klassische Ausbildung Wittmers an: konzertante Harmonien in den Balladen, symphonische Melodien in den schnelleren Stücken lassen die Besucher den Takt aufnehmen.

Gerade in den schnelleren Stück - ein Tipp: "Vorwärts ist keine Richtung" - nimmt "Spaceman Spiff" einen treibenden Rhythmus, führt diesen über vielfältige Klangmuster zu einem Höhepunkt, bevor die Melodie zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt und verstummt. Ergänzt wird das musikalische Können der drei durch ihre sicht- und hörbare Freude an der Musik, durch ihre Lockerheit auf der Bühne und durch ihr blindes Verständnis, das keine Noten braucht.

Publikum ist begeistert

Ein eigenes Kapital der besonderen Musikalität von Hannes Wittwer ist seine Fähigkeit als Liedermacher. Man könnte große Vorbilder bemühen, die für ihre Zeit die richtigen Worte fanden, um die Qualität der Liedertexte zu loben. Dabei geht es Wittmer nicht um das Revolutionäre eines Konstantin Wecker, sondern eher um die Gefühle und Empfindungen eines Ludwig Hirsch oder eines Reinhard Mey. Es ist Poesie in den Texten zu Stücken wie "Milchglas", "Melancholie und Ich", "Zeit zu bleiben".

Es sind Texte, die in die heutige Zeit und zur Musik passen, die das Lebensgefühl, die Verzweiflung, die Zerrissenheit, die Wünsche und Sehnsüchte beschreiben und die manchmal in einem Satz enden, der schaudern lässt: "Vernunft kann so kalt sein" aus dem Stück "Egal" ist so ein Beispiel.

Zwanzig Stücke - mit Zugabe - begeisterten die Besucher des Konzerts, und diese Begeisterung drückte sich am Ende mit stehenden Beifallsbekundungen im Zuschauerraum und einem überglücklichen Trio auf der Bühne aus.