Wo fühlt sich die Wildbiene wohl? Ein Forschungsprojekt der Universität Würzburg untersucht Dörfer in Rhön und  Mainfranken.
                           
          
           
   
          Mit Sonnenhut und Kescher ist Sonja Schröck in diesen Tagen in  Oberelsbach und Weisbach unterwegs: Sie untersucht, welche  Wildbienenarten in den beiden Dörfern vorhanden sind und welche  Lebensräume sie bevorzugen. Bereits Anfang April war Schröck in den  beiden Projektdörfern unterwegs und hat Pfosten mit Nisthilfen  aufgestellt. Die Pfosten wurden mit Schilfrohr gestopft, und nur einen  Monat später sind bereits zahlreiche Röhrchen von Insekten bewohnt. 
       
Sonja Schröck ist Doktorandin an der Julius-Maximilians-Universität  Würzburg und forscht im Zuge ihres Dissertationsprojektes am Lehrstuhl  für Tierökologie und Tropenbiologie zum Thema "Wildbienen in den Dörfern  Mainfranken und Rhön". Dabei handele es sich um echte  Grundlagenforschung, da die Bedeutung von Dörfern für die rund 550  Wildbienenarten bisher kaum untersucht seien. "Wir wissen recht gut, wie  die Landwirtschaft und die Artenvielfalt zusammenhängen. 
Aber welche  Rolle das Dorf spielt, das einen wichtigen Teil der bayerischen  Kulturlandschaft darstellt, wissen wir bislang kaum. Dabei sind die  Dörfer sehr strukturreich: Streuobstwiesen, Trockenmauern, alte  Holzscheunen und Bauerngärten bieten wertvolle Lebensräume für  Insekten." Doch auch im Dorf sei zunehmend der Verlust von  Strukturvielfalt festzustellen: Flächenversiegelung, pflegeleichte  Grünflächen und gut aufgeräumte Gärten bedeuten einen Rückgang der  Artenvielfalt im ländlichen Raum. Insgesamt vierzig Dörfer mit jeweils fünf verschiedenen Flächen  untersucht Sonja Schröck, davon 20 Dörfer rund um Würzburg und  20 Dörfer in den beiden Landkreisen Bad Kissingen und  Rhön-Grabfeld. Betreut wird das Forschungsprojekt von Professor Ingolf  Steffan-Dewenter und Dr. Andrea Holzschuh. "Ich untersuche auf insgesamt  200 Flächen, welche Auswirkungen der Strukturreichtum für die  Wildbienenarten hat. Welche Blütenpflanzen und Nistplätze bevorzugen  sie? 
Wie kann man die Artenvielfalt im Dorf fördern? Meine  Forschungsergebnisse sollen zur Diskussion anregen und konkrete Pläne  zur Förderung der verschiedenen Bienenarten liefern", betont Schröck,  die Biodiversität und Ökologie in Göttingen studiert hat. 
ie Auswahl der Projektdörfer erfolgte statistisch anhand von  Geoinformationsdaten. Es handelt sich bei den ausgewählten Flächen um in  sich abgeschlossene Dörfer, mit 800 bis maximal 3.000 Einwohnern, die  unterschiedliche Flächenanteile wie zum Beispiel Acker- und Landflächen  aufweisen und unterschiedlich in die Landschaft eingebunden sind.  Mainfranken sei dabei eher strukturärmer, die Rhön strukturreicher. 
Im Landkreis Rhön-Grabfeld ist unter anderem die gesamte  Kreuzbergallianz mit jeweils einem Dorf vertreten. Das neu entstandene  Biodiversitätszentrum Rhön in Bischofsheim, das Teil des Bayerischen  Landesamtes für Umwelt ist, fördert das Forschungsprojekt mit einem  Betrag von 380.000 Euro. Der Markt Oberelsbach ist die einzige Gemeinde im Forschungsprojekt, von  der gleich zwei Dörfer untersucht werden. "Es freut mich, dass unsere  Gemeinde mit Weisbach und Oberelsbach Teil des Forschungsprojektes ist.  Als Umweltgemeinde im Biosphärenreservat Rhön sind wir an den  Ergebnissen sehr interessiert und möchten helfen, für die Artenvielfalt  im ländlichen Raum zu sensibilisieren. Es reicht nicht, dass die  Landwirtschaft Maßnahmen ergreift. Sondern jeder und jede kann mit ihrem  Garten, ihrem Balkon, der Streuobstwiese mit Totholz und der alten  Sandsteinmauer zur Artenvielfalt beitragen. Wir brauchen weniger  deutsche Gründlichkeit in unseren Gärten, dann summt und brummt es  wieder", erklärt Bürgermeisterin Birgit Erb und lädt Sonja Schröck schon  heute ein: "Wir freuen uns auf Ihren Abschlussbericht und werden gerne  die kommunalen Grünflächen auf Ihre Ratschläge hin überprüfen." 
Auch der staatlich geprüfte Techniker für Garten- und Landschaftsbau,  Markus Henneberger, sowie die BNE-Beauftragte (Bildung für nachhaltige  Entwicklung) Kathrin Scholz, sind gespannt auf die Ergebnisse der  Wildbienen-Studie. "Die Forschungsergebnisse könnten in künftige  Workshops im Rhöner Bauerngarten einfließen oder Teil der Vortragsreihe  "Oberelsbacher Gespräche" werden. Die Umweltgemeinde Oberelsbach setzt  sich dafür ein, wissenschaftliche Forschung und Praxis miteinander zu  verknüpfen und konkrete Umsetzungstipps einer breiten Öffentlichkeit  zugänglich zu machen", so Scholz.