In der geriatrischen Abteilung der Frankenparkklinik wird auf die Hilfe von Tieren gesetzt: Therapiehündin Fine hilft als ergotherapeutische Assistentin.
Seit zehn Monaten ist Therapiehündin Fine in der geriatrischen Abteilung der Frankenparkklinik als ergotherapeutische Hilfskraft erfolgreich im Einsatz. Allein ihre Anwesenheit und ihr sanfter Blick aus treuen Hundeaugen erleichtern es vielen Patienten, mögliche Hemmungen zu verdrängen und den geschwächten Körper, die Arme und Beine, nach Vorgabe von Ergotherapeutin Lisa Gerlach, zu bewegen. "Mein Hund verleitet den Patienten zu Bewegungen, die er sonst vielleicht nicht machen würde."
Mehrjähriges Training
Häufig ist es die Angst zu versagen oder das mangelnde Selbstvertrauen, weshalb Patienten mit körperlichen Einschränkungen - zum Beispiel bei Lähmungen nach einem Schlaganfall - sich gehemmt fühlen, einfachste Handgriffe und Bewegungen auszuführen. "Doch in Anwesenheit des Hundes öffnet sich der Patient und ist zugänglicher", hat Lisa Gerlach (21) festgestellt. "Es ist eine Therapie auf emotionaler Ebene."
In mehrjährigem Training hat sie ihre Labradorhündin zu einem einfühlsamen Therapiehund trainiert. Man könne jeden Hund trainieren, meint die Therapeutin. Es sei nicht die Frage der Rasse oder des Alters, sondern eher eine Frage des Charakters und der Intelligenz des Hundes. Die zehnjährige Fine weiß offensichtlich genau, was von ihr in der Klinik erwartet wird. Sie weiß vor allem zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. "Wenn ich mit ihr Gassi gehe und ein anderer Hund gefällt ihr nicht, kann sie schon mal knurren", macht ihr Frauchen dies an einem Beispiel deutlich. Sobald Fine aber ihren Arbeitsanzug trägt, das Geschirr mit dem deutlich sichtbaren Schriftzug Therapiehund, "kann man sie an den Ohren ziehen, ohne dass sie einen Mucks von sich gibt".
Diesmal muss Fine im Rollstuhl sitzen und sich von Senior Pius Amend (79) durch den Flur schieben lassen. Der Patient, abgelenkt durch die Hündin, verliert die Scheu vor dem selbständigen Gehen. Minuten später muss Fine im Therapieraum still zu Füßen von Karl Macht (80) und Anton Schwemmlein (90) liegen. Die beiden Senioren sollen einen fußballgroßen Schaumstoffwürfel werfen, um Arme und Oberkörper zu stärken. Obwohl die Hündin nicht aktiv beteiligt ist, bekommt sie je nach geworfener Punktzahl dieselbe Anzahl Leckerlis. "Nicht nur das Werfen des Würfels, sondern auch das Füttern des Hundes zwingt zu bestimmten Bewegungen, die für den Alltag wichtig sind", erläutert Gerlach die Einbindung ihres Hundes auch bei dieser Übung. "Fine steht immer im Mittelpunkt aller Übungseinheiten."
Brücke zum Patienten
Tiergestützte Therapien werden in Kliniken und Pflegeheimen immer beliebter. "Das Tier ist für uns eine Brücke zum Patienten", bestätigt Evelyn Müller-Bödefeld, Chefärztin der Geriatrie in der Frankenparkklinik. Natürlich wird kein Patient gezwungen, mit dem Hund zu arbeiten. "Jeder wird vorher gefragt, und auch die Ärzte müssen ihre Zustimmung geben." Schließlich gibt es nicht nur die Angst vor Hunden, sondern auch die Möglichkeit einer Hundehaar-Allergie. Doch viele ihrer Patienten hatten früher selbst einen Hund, hat Müller-Bödefeld erfahren. "Wir haben nur positive Rückmeldungen von den Patienten."
Oft ist die Hundetherapie sogar Gesprächsthema der Patienten beim Abendessen. Mancher wirbt regelrecht bei anderen Leidensgenossen für dieses Angebot. Aus ärztlicher Sicht zeigt der Einsatz von Therapiehündin Fine bei den Übungen zur Stärkung kognitiver Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgezeichnete Ergebnisse.
"Der Hund ist ein Lichtblick"
Müller-Bödefeld: "Diese Patienten trauen sich schneller, die von ihnen erwünschten Bewegungen auszuführen, und finden somit zügiger in ihren Alltag zurück." Labradorhündin Fine sorgt für Abwechslung in einer sonst nüchternen Therapiestunde. Derart aufgelockert, gehen diese Patienten gestärkter auch in andere Therapien. "Der Hund ist ein Lichtblick", weiß die Chefärztin heute.