Fiebermessen gehört dazu

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Prüfling Georg Walter ist hier dabei, die Körpertemperatur des Kälbchens zu messen. Sein Prüfer ist Markus Hartmann, dem auch der Hof, auf dem die Prüfung stattfindet, gehört. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Prüfling Georg Walter ist hier dabei, die Körpertemperatur des Kälbchens zu messen. Sein Prüfer ist Markus Hartmann, dem auch der Hof, auf dem die Prüfung stattfindet, gehört. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Prüfling Dominik Lieb aus Oberbach an der Sämaschine. Hier stellt er die Schieberstelle ein. Prüfer Stefan Büttner, Landwirt aus Oberwaldbehrungen, schaut zu. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Prüfling Dominik Lieb aus Oberbach an der Sämaschine. Hier stellt er die Schieberstelle ein. Prüfer Stefan Büttner, Landwirt aus Oberwaldbehrungen, schaut zu. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Prüfling Dominik Lieb dreht ab, sagen die Fachleute. Damit ist ein Testlauf der Sämaschine gemeint, um die richtige Menge des Saatgutes zu bestimmen. Seine Prüfer Herbert Lang, Leiter des AELF Schweinfurt (rechts) und Stefan Büttner, Landwirt aus Oberwaldbehrungen, schauen genau zu. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Prüfling Dominik Lieb dreht ab, sagen die Fachleute. Damit ist ein Testlauf der Sämaschine gemeint, um die richtige Menge des Saatgutes zu bestimmen. Seine Prüfer Herbert Lang, Leiter des AELF Schweinfurt (rechts) und Stefan Büttner, Landwirt aus Oberwaldbehrungen, schauen genau zu. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Dominik Lieb hat eine Prüfungsaufgabe zur Pflanzenkunde zu bewältigen. Unter anderem muss er den Ertrag dieses Weizenfeldes errechnen und bewerten. Hier erklärt er seine Ergebnisse seinen Prüfer Herbert Lang, Leiter des AELF Schweinfurt (rechts) und Stefan Büttner, Landwirt aus Oberwaldbehrungen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Dominik Lieb hat eine Prüfungsaufgabe zur Pflanzenkunde zu bewältigen. Unter anderem muss er den Ertrag dieses Weizenfeldes errechnen und bewerten. Hier erklärt er seine Ergebnisse seinen Prüfer Herbert Lang, Leiter des AELF Schweinfurt (rechts) und Stefan Büttner, Landwirt aus Oberwaldbehrungen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Prüfling Georg Walter muss hier ein Strickhalfter anlegen. Das dient dazu, damit das Kälbchen nicht abhaut, wenn man es zu einem anderen Ort führen muss. Grundsätzlich jedoch ist Strickhaltung bei Kälbchen verboten. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Prüfling Georg Walter muss hier ein Strickhalfter anlegen. Das dient dazu, damit das Kälbchen nicht abhaut, wenn man es zu einem anderen Ort führen muss. Grundsätzlich jedoch ist Strickhaltung bei Kälbchen verboten. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

Vier angehende Landwirte haben den praktischen Teil auf dem Bio-Milchhof von Markus Hartmann abgelegt.

Wie wird bei einem Kälbchen Fieber gemessen? Genauso wie bei einem Baby, im After. Nur, dass das gar nicht so einfach ist. Denn ein Baby legt man hin, ein Kälbchen jedoch nicht. Das bleibt aufrecht stehen und spürt zudem, dass der Mensch mit ihm etwas vorhat. Und wenn dieser Mensch dazu ein Prüfling und entsprechend aufgeregt ist, spürt das kleine Tier noch mehr. Demzufolge bleibt es nicht stehen, sondern springt umher und versucht auszuweichen.
Doch wer wie Georg Walter aus Rottershausen Landwirt werden will, der kommt auch damit zurecht.
Zunächst lässt er das Kälbchen etwas toben, dann wird es sanft in eine Ecke gedrückt. Ein beherzter Griff, und das Thermometer steckt. "Es hat 39,8 Grad Temperatur. Das ist in Ordnung", sagt er. Prüfer Markus Hartmann wirft einen letzten Blick auf das Messinstrument und stellt auch gleich die nächste Frage. Georg Walter soll sagen, ab welcher Temperatur ein Kälbchen Fieber hat. Doch das ist kein Problem für den angehenden Landwirt. Schließlich verfügt er nach seiner dreijährigen Ausbildung mit Schwerpunkt Rinderaufzucht über ausreichende Kenntnisse zum Thema. Zudem hat er sich auf die praktische Abschlussprüfung gut vorbereitet.
Die findet auf dem Bio-Milchbauernhof von Landwirt Markus Hartmann in Frauenroth statt. Außer dem Rottershäuser werden hier Dominik Lieb aus Oberbach, Peter Reitz aus Eußenheim und Niklas Treutlein aus Geldersheim geprüft. Ihr Aufgabenspektrum ist wirklich breit gefächert. So muss Georg Walter nicht nur den Gesundheitszustand der beiden Kälbchen "Sandra" und "Caramell" begutachten, sondern auch Futter auf seine Qualität untersuchen, daraus Tagesrationen und den Jahresverbrauch berechnen, Jungrinder bewerten und einen passenden Bullen zur Zucht auswählen.


Ertrag muss ermittelt werden

Dominik Lieb hingegen hat eine Aufgabe zum Thema Pflanzenanbau zu bewältigen. Er soll den Ertrag eines Weizenfeldes ermitteln und bewerten. "Dabei muss er auch den Krankheitsbefall und die Art und Schwere der Verunkrautung berücksichtigen", erklärt Norbert Götz.
Der Aschacher ist Agrarbetriebswirt, unterhält einen eigenen Milchviehbetrieb und unterrichtet auch an der landwirtschaftlichen Berufsschule in Schweinfurt. Heute ist er ebenso wie vier weitere Landwirte und vier Mitarbeiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als Prüfer eingeteilt. Was Götz sieht, stimmt ihn zuversichtlich, dass die vier Prüflinge bestehen werden. "Wir haben wirklich sehr gute Ausbildungsbetriebe in der Region", sagt er. Allerdings gibt es immer weniger junge Leute, die Landwirt werden wollen.
Im Prüfungsbereich Schweinfurt, zu dem die vier Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Haßfurt und Schweinfurt gehören, nehmen in diesem Jahr 26 Lehrlinge und 22 Quereinsteiger an den Prüfungen teil. "Das ist in Relation zu den 5000 Betrieben die wir im Bereich haben, viel zu wenig", sagt Joachim Dömling vom AELF, der auch Lehrer an der Berufsschule in Schweinfurt ist. Nur etwa 20 Landwirte würden jedes Jahr ihren Meister machen. "Im Handwerk würde man bei solchen Zahlen die Hände überm Kopf zusammenschlagen", fügt Dömling hinzu. Ein Grund dafür ist, dass immer mehr als Landwirte im Nebenerwerb tätig sind. Ein Trend, der deutschlandweit zu beobachten ist, aber nicht bei unseren vier Prüflingen in Frauenroth.
Zwei davon, Peter Reitz und Niklas Treutlein, planen, demnächst die elterlichen Betriebe zu übernehmen. "Ich werde noch meinen Meister machen", fügt der Eußenheimer hinzu. Georg Walter hingegen hat vor, als Nächstes eine Ausbildung zum Techniker anzuhängen. "Ich werde erst mal in meinem Ausbildungsbetrieb weiterarbeiten", sagt Dominik Lieb.
Er ist inzwischen beim nächsten Thema seiner Prüfung in Sachen Pflanzenkunde angelangt. Nachdem er den Ertrag des Weizenfeldes ermittelt hat, soll er nun erklären, wie darauf eine Zwischenfrucht aufgebracht wird. Dafür hat Lieb einen Schlepper mit Kreiselegge und Sämaschine auf den Hof gefahren, erklärt seinen beiden Prüfern nun die nächsten Arbeitsschritte. Versiert drückt er Hebel, befestigt Bleche, stellt an der Schieberstelle, füllt das Saatgut ein und dreht ab. Wie bitte? Ist die Prüfung so schwer? "Nein. So nennt man den Testlauf mit dem Saatgut", erklärt Norbert Götz. Der ist dringend notwendig, nicht nur um das richtige Maß zu finden, sondern auch die Kosten im Blick zu haben. "Landwirt zu sein ist schon ein anspruchsvoller und vielseitiger Beruf", fügt er hinzu. Zudem gebe es kaum eine Sparte, in der so viele technische Innovationen umgesetzt werden, schwärmt er.


Weil es ein schöner Beruf ist

Die Beweggründe, den Beruf des Landwirts zu erlernen, sind bei den Prüflingen ganz unterschiedlich. Jedoch bringt es der aus Rottershausen stammende Georg Walter auf den Punkt: "Weil es ein schöner Beruf ist", sagt er. Egal ob man rechnet, das Wetter schlecht ist oder bei einem Kälbchen die Temperatur gemessen werden muss.