Feier-Marathon in der Fairtrade-Stadt

3 Min
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das neue Konzept bescherte Bad Brückenau drei Party-Tage. Zudem wurde eine begehrte Auszeichnung überreicht.

Überwiegend positiv war die Resonanz aus den Reihen der zahlreichen Besucher, der Standbetreiber und der städtischen Verwaltung zu dem Versuch, das Stadtfest erstmals bereits am Freitagabend zu beginnen. Im Nachhinein stellt sich die Frage, warum nicht schon vor Jahren der Mut da war, das Stadtfestkonzept dahingehend zu ändern.
"Die Stadtfesteröffnung war eine gelungene Sache und fand nicht mehr wie bisher irgendwie im Vorbeigehen am Samstagvormittag statt", sagte die
Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks. Auch für die beteiligten Vereine hat's Vorteile: "Wir haben Sonntagabend weniger Abbaustress, unsere Helfer gehen leichter in die kommende Arbeitswoche, Freitag sind wir sowieso verplant mit dem Aufbau", sagte Gabi Pankerl von den Brückenauer Karnevalisten, die wieder mit dem Weinausschank am Marktplatz betraut waren.
Nur leise Kritik gab es von Seiten der Kapellen, Grund war die Größe der Hauptbühne am Marktplatz. Das Konzept, den Standort zugunsten des Zunftbaums auf die andere Platzseite zu verlegen, ging aber voll auf. "Endlich konnte ich meine Noten ohne Mühe lesen, da die Sonne uns nicht mehr blendete", sagte ein Mitglied der am Samstagnachmittag spielenden Georgi-Bläser.
Auch am Sinnauplatz gab es positive Veränderungen. Zugunsten der Anlieger wurde die Bühne ebenfalls umplatziert und stark verkleinert. Den Darbietungen dort tat es keinen Abbruch, denn die Platzgestaltung an sich ist wie eine große Bühne.
Und so konnte Freitagabend jeder Besucher nach seinem Geschmack ins Wochenende hineinrocken. Die junge Gruppe "Funkuchen" spielte am Marktplatz. Auf der Altstadtbühne, die ebenfalls einen neuen Platz gefunden hat, gab es mit "Koan Nome" Rhöner Musik aus Oehrberg mit internationalem Feeling. Der Sinnauplatz lud mit einem "Friday special" die Jugend der Stadt zum Fest. Laser- und Videoshows, Technomusik und Tanzdarbietungen wechselten hier in bunter Reihenfolge.

Familienspaß im Park


Immer besser entwickelt sich der Bereich im Siebener Park als Attraktion des Stadtfestes vor allem für junge Familien.
Der Kindergarten Regenbogenland Bad Brückenau und die FC-Fußballer bewirteten die zahlreichen Gäste, der gemeinnützige Hilfsverein "Das kunterbunte Kinderzelt" sorgte in altbewährter Manier für die sinnvolle Beschäftigung der Kinder. Treibende Kraft Silke Vorndran zeigte sich denn auch sehr zufrieden: "Meine kleine Schar Helfer schafft dan kenswerterweise pausenlos, denn wie bei vielen Vereinen ist es auch bei uns schwer, Freiwillige für einen Schichtdienst zu finden."
Aber die Mühen seien dadurch entlohnt worden, dass sich viele Familien hier den ganzen Tag im Siebener Park aufgehalten hätten. "Für die Kinder ist es schöner, im Mühlbach und auf der Wiese zu spielen, sich von Familie Handel schminken zu lassen oder nur herumzutoben, als an der Hand der Eltern durch das Gewühle der Ludwigstraße gezogen zu werden."

Vom Regen nicht zu bremsen


Seit 2009 wird in Deutschland der Titel "Fairtrade Town" verliehen, den es mittlerweile in 23 Ländern weltweit gibt. Zum Auftakt des 31. Stadtfestes konnte sich die Sinnstadt als 89. Titelträger Deutschlands in den Kreis der Städte und Gemeinden einreihen. In der rekordverdächtigen Zeit von einem knappen halben Jahr waren die fünf Aufnahmekriterien erfüllt worden.
Einer der führenden Köpfe der deutschen Fairtrade-Bewegung, Manfred Holz aus Wuppertal, ließ es sich nicht nehmen, am Freitagabend die Verleihungsurkunde persönlich an die sichtlich stolze Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks und die "Motoren" in Bad Brückenau - Jürgen Pfister und Dirk Hönerlage - zu überreichen.
"Eine solch tolle Verleihungsparty und eine solche rasante Abwicklung der Zertifizierung habe ich noch nie erlebt", genoss Holz den lauen Sommerabend in Bad Brückenau bei französischem Wein sichtlich. Er forderte die Brückenauer aber auch auf: "Sehen Sie diese Verleihung nicht als Ziel an, sondern als Aufforderung zu neuen Aktivitäten." Brigitte Meyerdierks zeigte sich "stolz, dass es uns kurzfristig und relativ leicht gelungen ist, einen weiteren Mosaikstein zu unseren ,Quellen der Lebenskraft‘ hinzuzufügen".
Dirk Hönerlage sagte: "Vor 25 Jahren haben wir mit einem Tapeziertisch und Kaffepäckchen auf dem Stadtfest angefangen. Vor sieben Jahren eröffneten wir den Weltladen. Heute haben wir ein breit gefächertes Angebot in ganz Bad Brückenau. Es geht um mehr, als diese Auszeichnung, wir wollen fair die Welt fair-ändern."
Von Jürgen Pfister erhielten alle 29 teilnehmenden Firmen und Verbände eine Plakette für ihre Außenwerbung. Landrat Thomas Bold bekam einen fair gehandelten Fußball mit der Aufforderung: "Nehmen Sie ihn mit ins Amt und spielen ab und zu nach einem ,Fairkaffee' eine Runde Fußball mit ihren Angestellten." Fußbälle erhielten auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden und die beteiligten Sportvereine, die als Zeichen der Verbundenheit mit einer Delegation von jungen Fußballern und Transparenten aufmarschiert waren. Jürgen Pfister verriet eine für 2013 geplante Aktion: "Wir wollen deutschlandweit alle Fairttrade-Kommunen anschreiben und in Bad Brückenau ein Fußballturnier dieser Städte ausrichten."