In Bad Kissingens Wildpark Klaushof entsteht ein 10 000 Quadratmeter großes und modernes Bibergehege, das einzigartig in ganz Bayern ist. Geplant sind eine Biberburg, eine Biberbaustelle und weitere didaktisch wertvolle Attraktionen.
Keine zweite Tierart schafft anderen Lebewesen so viel Lebensraum wie der Biber. Von ihm angelegte Feuchtgebiete sind viel artenreicher und kostengünstiger als jedes vom Menschen angelegte Biotop. In Zeiten der Klimaveränderung ist der Wasserrückhalt durch den Biber ebenfalls unverzichtbar. Diese Fakten dem Menschen näher zu bringen, ist das Ziel des neuen Projektes "Die Welt des Bibers beobachen und erleben".
Nun fand der Spatenstich im Wildpark Klaushof mit der
Trägergemeinschaft von Bund Naturschutz, Landkreis und Freunde des Wildparks e.V. sowie den beteiligten Firmen und Behörden statt.
Der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Bad Kissingen, Franz Zang, sprach vom bayernweit größten und modernsten Projekt zum Biberleben. Rund 10 000 Quadratmeter werden im Klaushof für das Vorhaben genutzt, davon 1000 Quadratmeter für den Biber selbst. Auf 7500 Quadratmetern kann der Besucher den Biber spielerisch erfahren.
Bayernweit beachtetes Projekt
Das Biberfreigehege im kommunalen Wildtierpark Klaushof bei Bad Kissingen ist mit der "Biber-Wildnis" am Stadtrand von Bad Brückenau zentraler Teil des neuen Projektes "Die Welt des Bibers beobachten und erleben". Es handelt sich um ein landesweit relevantes Informationsangebot zum Thema Biber, Auenrenaturierung und Bibermanagement.
Es soll einer breiten Öffentlichkeit den Biber und sein Wirken im Naturhaushalt näher bringen.
Im Wildpark Klaushof soll der Biber in einem naturnahen Freigehege mit begehbarer Biberburg direkt aus der Nähe beobachtet werden können. Auf einer "Biber-Baustelle" können sich Kinder auf abenteuerliche Weise mit den Besonderheiten des Bibers vertraut machen. Begleitet wird dies durch didaktisch attraktiv aufbereitete Informationen.
So etwas gibt es bisher in Bayern noch nicht.
Der Bayerische Naturschutzfonds fördert das im Juli 2014 gestartete zweijährige Projekt mit 576 000 Euro Gesamtinvestitionen von 640 000 Euro. Natürlich herrscht große Freude darüber, dass der Eigenanteil für die Beteiligten überschaubar ist. Stellvertretender Landrat Emil Müller fügte an: "Dieser Spatenstich ist ein markanter Tag für uns.
Wir als Landkreis sind Nutznießer von diesem ehrgeizigen Projekt, das die Vielfalt des Biberlebens und seiner Funktionen der Bevölkerung bekannt macht."
Wichtig für Hochwasserschutz
Stadträtin Dr. Gudrun Heil-Franke vertrat den Oberbürgermeister und die Stadt Bad Kissingen, der ja der Klaushof gehört.
"Schön dass der Wildpark noch attraktiver und zeitgemäßer wird", sagte sie.
Schon in der Planungsphase haben sich an den zwei Orten feste Arbeitsgruppen gebildet, die die Baumaßnahmen begleiten und das pädagogische Konzept entworfen haben. Dazu gehören neben dem Landesverband des Bund Naturschutz auch Aktive der BN- Kreisgruppe, Freunde des Klaushofs, die Stadt Bad Kissingen, die untere Naturschutzbehörde, das Wasserwirtschaftsamt, die Universität
Würzburg und der Naturpark Rhön.
Angehende Lehrer lernen hier
Leiter der Arbeitsgruppe ist BN-Artenschutzreferent Dr. Kai Frobel. Er fasst zusammen: "Hier können wir zeigen, dass das Leben mit dem Biber nicht nur Konflikte, sondern vor allem hohen Nutzen für den Menschen bringt.
Der BN ist dem Umweltministerium dankbar, dass in die neuesten Forschungsvorhaben zum dezentralen Hochwasserschutz ausdrücklich das Wirken des Bibers mit aufgenommen wurde. Die staatlichen Ziele wie Förderung der Biodiversität und des dezentralen Hochwasserschutzes sind ohne das segensreiche Wirken von Bibern nicht zu verwirklichen."
Auch der Leiter der Fachgruppe Didaktik Biologie der Universiät Würzburg, Dr.
Thomas Heyne, ist froh, dass er und sein Institut den Wildpark nutzen und mitgestalten dürfen: "Die zahlreichen Kooperationspartner und die Größe des Biber-Projektes bieten den Lehramtsstudenten beste Voraussetzungen, neueste Erkenntnisse zur Didaktik an diesem außerschulischen Lernort für Lehrer, Schüler und alle anderen Besucher umzusetzen."
Die Firma Heinisch GmbH Garten- und Landschaftsbau aus Heustreu ist mit der Umsetzung des Projektes beauftragt und
steht bereits in den Startlöchern. Mit einer Fertigstellung ist im kommenden Jahr zu rechnen, hieß es.
Nur der Esel signalisierte mit einem markerschütternden Schrei, dass er vielleicht nicht ganz einverstanden ist mit dem Umbau seines ehemaligen Geländes zum neuen Bibergehege.
Ein tolles Beispiel, wie ein Tierpark zusammen mit Forschern, Behörden und vor allem den Naturschützern an einem Strang zieht, um ein modernes, artgerechtes Gehege zu bauen, dass auch den didaktischen Aspekt von Anfang an berücksichtigt. Noch vor einigen Jahren gab es in Tierpark Volieren, die genau zwei Sitzäste hatten und mit Rollsplit ausgestreut waren. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei! Und während sich in Kronberg (Opelzoo) der lokale BUND und der Zoo gegenseitig in einem völlig überflüssigen Kleinkrieg bekämpfen, gibt es hier eine fruchtbare Symbiose um den Tierpark dorthin zu bringen, wohin die Zoos laut Welt-Zoo-Naturschutzstrategie wollen: Zum modernen, artgerechten und didaktisch wertvollen Naturschutzzentrum.