Wenn Menschen in der Rhön in unwegsamen Gelände verunglücken, dann rückt die Bergwacht aus. Die Rettungshelfer verraten, worauf Wanderer achten sollten.
Im Sommer zieht es Wanderer, Mountainbiker und Gleitschirmflieger in die Rhön. Immer wieder kommt es dabei zu Unfällen und Personen geraten im Mittelgebirge in Not. Ist der Unfallort in der freien Natur und nur schwer zugänglich, dann ist das ein Fall für die Bergwacht.
Rund um die Uhr auf Posten
"An 365 Tagen - also immer - können wir zum Einsatz kommen", sagt Bruno Büchs, der Leiter der Bergwacht-Region
Rhön-Spessart. Im vergangenen Jahr waren es 229 Einsätze. Die Bergwacht half beispielsweise Wanderern, die sich den Fuß verstaucht hatten, oder holte abgestürzte Gleitschirmflieger von den Bäumen. Im Winter übernimmt die Bergwacht den Rettungsdienst an den Skipisten in der Rhön und versorgt verletzte Skifahrer und Snowboarder.
Die Region hat sieben Bereitschaften: Fladungen, Oberelsbach, Bischofsheim, Waldburg, Oberbach (auch zuständig für den Bad Kissinger Raum), Frammersbach und Hösbach. An den Standorten arbeiten insgesamt rund 200 Mitglieder ehrenamtlich.
Heute sind sechs Bergwachtler aus der Region mit zwei Einsatzfahrzeugen auf den Heidelstein gekommen. Diesmal nicht für eine Rettungsaktion, sondern um eine alte Funkantenne abzumontieren.
Denn die Bergwacht arbeitet seit einigen Monaten mit Digitalfunkgeräten und braucht die Antenne für Notfallrufe und Einsätze nicht mehr.
Wie funktionert so ein Notruf eigentlich? Wenn ein Notruf aus der Rhön bei der Leitstelle in Schweinfurt ankommt, werden je nach Bedarf verfügbare Bereitschaften zu Hilfe gerufen. "Was im Sommer am häufigsten vorkommt, sind Einsätze am Kreuzberg.
Das ist einfach der Publikumsmagnet in der Rhön", sagt Steffen Koberstein, der Leiter der Bergrettungswache Oberbach.
In jedem Gelände einsatzbereit
Die Bergwachtler erklären, wie ein Rettungseinsatz ablaufen kann. Wenn ein Verletzter aus dem Wald oder aus bergigem Gelände gerettet werden muss, fährt der weiß-blaue Geländewagen der Bergwacht möglichst nah zum Einsatzort.
Jede Bereitschaft hat so ein geländegängiges Allradfahrzeug. Kommt der Einsatzwagen nicht näher heran, holen die Rettungskräfte die Gebirgstrage vom Dach. Zusammen mit dem Bergesack, in dem eine Person "verpackt" und fixiert werden kann, können die Bergwachtler Verletzte aus unwegsamen Gelände herausholen. Steffen Koberstein erklärt:"Der Bergesack ist so konzipiert, dass er an dem Windenhaken eines Rettungshubschraubers befestigt werden kann." Die Bergwacht
ist außerdem mit Kletterausrüstung, mobilem Defibrilator und einem gewichtsoptimierten Notfall-Rucksack ausgestattet.
"Jeder Bergwachtler absolviert in der Grundausbildung einen Notfallmedizinlehrgang", erläutert Kevin Zimmer, der stellvertretende Leiter der Bergwacht Oberelsbach. In der zweijährigen Ausbildung werden die Bergwachtler in medizinischer Erstvorsorgung, Berg- und Luftrettung, sowie Naturschutz geschult.
Anwärter müssen mindestens 16 Jahre alt sein und Skifahren können.
Außerhalb der Skisaison zählen Wanderer und Läufer zu den häufigsten Notfallpatienten der Bergwacht in der Rhön. Die Bergretter sichern auch Lauf-Events wie den "Braveheart-Battle" ab, das dieses Jahr in Bischofsheim stattfand.
Den größten Fehler, den viele Wanderer machen, sei falsches Schuhwerk, erzählt Steffen Koberstein: "Es sind immer noch
viele mit Turnschuhen und Sandalen unterwegs, die gar nicht zum Wandern geeignet sind. Deswegen hat man bei Wanderern auch meistens eine Fußverletzung."
Sicherheitsipps für Wanderer
Der Leiter des Rettungsdienstes beim Roten Kreuz in Bad Kis-singen, Rudolf Baier, rät: "Wanderer sollten immer festes Schuhwerk tragen." Außerdem sollte man ein Handy, eine Kopfbedeckung, ein kleines Erste-Hilfe-Set, Sonnen- und
Insektenschutzmittel dabei haben, rät der Rettungsexperte. Und ganz wichtig: immer genügend zum Trinken mitnehmen.
Baier erläutert, wie man sich bei einem Notfall richtig verhält: Den Helfern am Telefon den Unfallort so genau wie möglich beschreiben. In der freien Natur sollte man sich deswegen markante Punkte einprägen und nach einem möglichen Sammelpunkt für die Rettungskräfte Ausschau halten. Denn: "Auch in einer Mittelgebirgsregion wie der Rhön ist Hubschrauberrettung unter Umständen erforderlich", weiß Baier aus Erfahrung.