Pater Raja geht wieder nach Indien. Aber er hofft, dass er bald wiederkommen kann.
Wenn man mit Pater Raja spricht, so kann man in seinen Worten durchaus etwas Wehmut heraushören. Und das ist kein Wunder - heißt es doch für den Geistlichen bald, wieder nach Indien zurückzukehren. "Mir hat es hier in Deutschland sehr gut gefallen, gerne wäre ich hiergeblieben", sagt Raja. Für ihn ist die Region so etwas wie eine zweite Heimat geworden. "Ich habe hier viele Freunde und auch so etwas wie eine Familie gefunden", meint der Pater aus Indien. Am 25.
Oktober wird er um 10 Uhr in einem feierlichen Gottesdienst in Bad Bocklet verabschiedet, am 6. November geht es zurück zu seinem Projekt in Cuddalore, welches im Südosten Indiens im dortigen Bundesstaat Tamil Nadu liegt.
Aus vielen Gründen hat Raja sich entschieden, seine Ordensgemeinschaft zu verlassen. Er würde gerne hier bei der Würzburger Diözese eintreten. Doch zuerst muss er dafür einige Angelegenheiten in Indien regeln.
Raja möchte dann so schnell wie möglich zurückkommen.
Vor fünf Jahren und fünf Monaten kam Pater Raja nach Deutschland. Er kann sich noch daran erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. "Nur mit einem Koffer und etwas Geld stand ich am Flughafen, Deutschland war mir damals noch fremd", sagt der Geistliche. Durch seine Tätigkeit als Pfarrvikar in Bad Kissingen, die er über vier Jahre lang ausübte, kam er mit vielen Menschen in Kontakt und hat
dabei die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft hier zu schätzen gelernt.
Der Weg wird steinig
Seit November 2014 ist er im Dekanat Bad Kissingen als Springer tätig und hilft da aus, wo er als Priester gebraucht wird. "Hier in Deutschland herrscht akuter Priestermangel, in Indien haben wir im Moment genug Priester. Ich denke, dass ich hier besser tätig sein könnte", merkt Pater Raja an.
Was die Zukunft bringt, liegt für ihn in den Sternen, oder besser gesagt: in Gottes Hand. "Mein weiterer Weg ist nicht mit einem roten Teppich markiert, sondern er wird steinig", meint Raja. Für ihn hätte der Verbleib in Deutschland noch einen großen Vorteil: Hat er doch in Nellikkupam in Cuddalore ein Waisenhaus eingerichtet, das mit Spenden aus Deutschland am Laufen gehalten wird. Und von seinem Gehalt, von dem er viel nach Indien ins Projekt steckt.
Aber Pater Raja ist keiner, der den Kopf in den Sand steckt. So hat er auch schon Pläne für die Zukunft: "Wir wollen in Nellikkupam ein Schafzuchtprojekt ins Leben rufen. Die Tiere werden, nachdem wir sie großgezogen haben, verkauft, um Geld für das Waisenhaus zu haben." In Indien ist nämlich seinen Worten nach Lammfleisch sehr begehrt, welches sowohl von den Muslimen und den Hindus, die in der Region wohnen, sehr gerne gegessen wird.
In Bezug auf die Religion ist der Pater offen. Im Waisenhaus werden Personen aller Konfessionen aufgenommen. "Mir ist es wichtig, auch hier den Willen Gottes auszuführen, der Toleranz gegenüber Andersgläubigen fordert", sagt er. Für ihn ist dabei die Religion nicht so wichtig, viel wichtiger sei es, dass man dem Mitmenschen hilft.
In Zukunft will er sich dabei ganz dem Projekt widmen.
Außerdem kann er sich dabei gut vorstellen, seinen eigentlichen Orden zu verlassen, um sich als Priester den Armen zu widmen. "Vielleicht besteht dann doch noch die Möglichkeit, als Priester wieder nach Deutschland zurückzukehren und das Projekt mit Spenden und meinem Gehalt weiter am Laufen zu halten", hofft der Inder. "Der Mensch plant viel, man muss sehen, was Gott in Zukunft mit mir vorhat", meint der Geistliche.
Seine Zukunft legt er ganz in die Hand des Herrn, "sein Ratschluss wird mich auch weiter führen".
Trotz des Weggangs wird er die Brücke nach Deutschland aufrechterhalten. So wird er im nächsten Sommer für Pfarrer Kubatko die Urlaubsvertretung übernehmen. "Ich danke allen, besonders Herrn Pfarrer Kubatko, für meine freundliche Aufnahme hier in Bad Bocklet.
Mir hat es hier sehr gut gefallen und die Menschen, die ich hier getroffen habe, werde ich nie vergessen", ist sich Pater Raja sicher.
Wie es mit dem Projekt in Indien weitergeht, kann auf der Homepage http://www.vanakkam-cuddalore.de verfolgt werden.