Energiewende von unten

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Holz ist ein wichtiger Rohstoff im Bereich der Energiewende geworden. Auf unserem Foto vermisst Forstwirt Thomas Morawietz im Bad Bockleter Gemeindwald einen Buchenstamm. Foto: Archiv/Stefan Geiger
Holz ist ein wichtiger Rohstoff im Bereich der Energiewende geworden. Auf unserem Foto vermisst Forstwirt Thomas Morawietz im Bad Bockleter Gemeindwald einen Buchenstamm.  Foto: Archiv/Stefan Geiger

Mit einem speziellen Konzept will die Allianz Kissinger Bogen auch die Burkardrother für einen bewussteren Umgang mit den vorhandenen Ressourcen gewinnen. Dabei sind die Rhöner schon weiter, als gedacht - und auch wieder nicht.

Ein Blick auf die Holzlagerplätze im Markt Burkardroth zeigt: Die Bewohner setzen definitiv nicht mehr nur auf fossile Brennstoffe wie Erdöl oder Erdgas. Holz ist, wenn es ums Heizen geht, für viele Hausbesitzer in der Großgemeinde schon eine ganze Weile eine echte Alternative. Nicht nur wegen des schwankenden Ölpreises. Schließlich wächst der Rohstoff direkt vor der Haustür nach. In Sachen Energiewende scheint das ein Schritt in die richtige Richtung.
Doch reicht dieser aus? Nach Ansicht von Werner Haase nicht.
Der Architekt aus Karlstadt erarbeitet für die Allianz Kissinger Bogen, zu der neben dem Markt Burkardroth auch die Gemeinden Bad Bocklet, Oberthulba und Nüdlingen gehören, ein Energiekonzept. Nun stellte er seine Visionen zum Thema im Premicher Pfarrheim vor. Zudem gab Haase einen praxisnahen Einblick darüber, wie Strom und Energie derzeit gewonnen und auch verschwendet werden. Zum geplanten Allianz-Konzept konnte er jedoch noch nichts Konkretes sagen, da es momentan erarbeitet wird. "In den vergangenen Wochen wurde eine Bestandsaufnahme in den vier Kommunen gemacht. Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet", so der Fachmann.


"Interessanter Vortrag"

Rund 35 Bewohner des Marktes sind zu dem Infoabend in das Premicher Pfarrheim gekommen. Eine von ihnen war Waltraud Keßler. "Es war ein sehr interessanter Vortrag für mich", sagte sie. Waltraud Keßler ist die Vorsitzende des Fremdenverkehrs- und Heimatvereins "Bayerische Rhön" und plant, in absehbarer Zeit ihr Haus zu sanieren: "Der Vortrag hat mir verdeutlicht, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Schließlich ist die Energie unsere Hauptausgabe.." Doch zunächst will sich die Stangenrotherin einen Energieberater ins Haus holen. Schließlich gebe es einfach zu viele Dinge, die bei einer Sanierung zu berücksichtigen sind.


Private Energiewende

Deutlich weiter ist bereits Erhard Wehner aus Zahlbach. Er hat das Haus seiner Eltern, das 1965 gebaut wurde, bereits energetisch auf Vordermann gebracht und gedämmt, so weit es eben ging. Parallel dazu heizt der Zahlbacher mit Holz, produziert über eine Photovoltaikanlage Strom und bereitet das Warmwasser im Sommer mit einer Solaranlage. Eine kleine, private Energiewende, die auch zahlreiche andere Bewohner im Markt vollzogen haben. "Die Bürger hier sind da weiter, als die große Politik", so Bürgermeister Waldemar Bug (ödp).


Offen für weitere Ideen

Trotzdem sieht Wehner weiteres Einsparpotenzial und ist offen für weitere Ideen. "Besonders interessant fand ich Haases Beispiel von der Gemeinde Binsfeld, wo sich ein Dorf hinsichtlich der Energiegewinnung zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen hat. Es zeigt was möglich ist", so der Zahlbacher. Eine Projizierung auf Burkardroth hält er jedoch für schwierig. "Dafür sind wir einfach zu groß", sagte Wehner. Lediglich kleinere Nachbarschaftslösungen kann er sich hier vorstellen, allerdings nur in künftigen Neubaugebieten: "Für diese müsste die Gemeinde ein Konzept erarbeiten."
Siegbert Schäfer aus Gefäll geht in Sachen Energiewende sogar noch einen Schritt weiter. Er sprach sich während des Infoabends ganz klar dafür aus, dass direkt im Markt Burkardroth regenerative Energien erzeugt werden. "Doch wir sind außen vor. Weder Photovoltaik-Flächen noch Windräder sind hier möglich, aber in Oberthulba und Bad Bocklet schon", kritisierte er.


Frage der Politik

Das wollte Bürgermeister Bug so nicht stehen lassen und erklärte: "Der Markt liegt im Landschaftsschutzgebiet, da sind Windräder nun mal nicht erlaubt." Auch würde der Regionalplan keinen Spielraum zulassen: "Man ist von politischer Seite leider nicht bereit, etwas daran zu ändern."
Die Bewohner im Markt Burkardroth sind es aber schon. Das bestätigte auch Willi Blumenröder aus Premich. Er befasst sich bereits seit längerem damit, den Energieverbrauch zu verändern, ist auf der Suche nach echten alternativen Energiequelle. "Von dem Infoabend bin ich etwas enttäuscht", sagte er. Schließlich hat der Premicher auf mehr praktische umsetzbare Tipps gehofft: "Ich wünsche mir mehr öffentliche Initiativen und mehr Aufklärung." Das soll es laut Bürgermeister Bug auch schon bald geben.
Im Februar veranstalten Werner Haase und seine Mitstreiter von der Allianz "Kissinger Bogen" einen Energieworkshop für die Bürger. "Da wird es dann ganz konkrete Empfehlungen geben", versprach das Ortsoberhaupt. Zudem sei eine öffentliche Besichtigungstour geplant, bei der spezielle energiesparende Stellen in den vier Allianz-Kommunen angefahren werden sollen.