Die Flüchtlinge im "Stern" sind auf ihre Fahrräder angewiesen. Die waren allesamt geklaut worden. Zwar wurde das Diebesgut gefunden, aber leider zerstört.
Enttäuscht und verärgert sind Jamen, Tesfay und die anderen Radfahrer der Nüdlinger Flüchtlingsgruppe, die in den Obergeschossen des Museumsgasthofs Stern wohnen. Am vergangenen Freitag waren plötzlich ihre fünf alten Fahrräder verschwunden. Doch sie haben Glück im Unglück: Sehr bald schon werden sie mit neuen gespendeten Rädern wieder in der Gegend herumfahren können.
Von den fünf jungen Frauen und fünf jungen Männern, die alle zwischen 20 und 30 Jahre alt sind und nach der Flucht aus ihren Heimatländern Syrien, Eritrea und Afghanistan endlich im Gasthof Stern eine neue Bleibe gefunden haben, nutzten bisher die jungen Männer und zwei Frauen ihre Fahrräder zwar nicht täglich, aber doch sehr gern. Deshalb wurde die Nüdlingerin Helga Fischer, die sich um die Flüchtlinge kümmert, am vergangenen Freitag auch noch nicht misstrauisch, als sie den unverschlossenen Holzschuppen im Hinterhof fast leer vorfand. Nur ein unbrauchbares Rad stand allein in der Ecke. "Ich dachte, die jungen Leute sind unterwegs." Erst als am Montag auch noch das kaputte Fahrrad fehlte, die Flüchtlinge aber alle zuhause waren, wurde ihr bewusst, dass die Räder gestohlen sind. Sie meldete den Diebstahl bei Bürgermeister Harald Hofmann.
Da es sich nur um alte Fahrräder handelte, wollten beide nicht die Polizei bemühen. Doch am Dienstag kam es dann anders: Bauhof-Mitarbeiter hatten fünf Räder im Löschweiher gefunden. Da sie diese niemandem zuordnen konnten und zu Recht einen Diebstahl vermuteten, informierten sie die Polizei. Die beiden Beamten entdeckten an einem Radschloss die Namensgravur einer Asylbewerberin, wodurch die Räder ihren Eigentümern zurückgegeben werden konnten.
Grober Unfug
Jamen (27) aus Syrien und Tesfay (20) aus Eritrea sind verärgert. "Wir fahren mit den Rädern immer zum Einkaufen oder nach Bad Kissingen", erzählen sie. Doch ihre Fahrräder waren mit Gewalt stark verbogen und ganz unbrauchbar gemacht worden. "Zwei hätte man notfalls noch hinbekommen können", meint Helga Fischer. Sie ist maßlos enttäuscht über diese unsinnige Tat. Ob es sich gezielt gegen die Asylbewerber richtete oder nur eine grobe Dummheit von Jugendlichen war, will sich Fischer nicht festlegen. "Seit zwei Jahren ist hier jedenfalls nichts mehr passiert."
In Zukunft wird der Fahrradschuppen mit einem Zahlenschloss gesichert. Das wird auch nötig, denn schon bald werden wieder Fahrräder dort abgestellt sein. "Nach der Zeitungsmeldung riefen sofort Menschen an, die uns ihr altes Rad geben wollten", freut sich Fischer. "Ich hatte nur noch keine Zeit, sie abzuholen." Sogar die beiden Polizisten hätten ihr spontan zwei Räder versprochen. "Jetzt fehlt uns nur noch ein siebtes Fahrrad." Wer also noch ein Rad übrig hat, bitte melden bei Helga Fischer, Tel.: 0170/ 476 33 75.