An vier Stationen in der Kissinger Innenstadt suchten Drei- bis Zehnjährige kleine Puzzleteilchen für ihren Antwortbogen, die ihr Interesse an der Musik wecken sollten.
"Schneller!" Dem siebenjährigen Elias aus Nürnberg ging das zu langsam. Inmitten der Fußgängerzone, die Gasse war wegen der Früh-Shopper unübersichtlich gewesen, wollte er seine Familie bei der musikalischen Schnitzeljagd antreiben, als ob er geahnt hatte, dass er, wie sein dreijähriger Bruder Jonas und alle anderen Kinder am Vormittag 110 Minuten im Stehen, Laufen und Sitzen verbringen muss. Die Kinder waren geduldig genug, um sehr gut aufbereitete Informationen zu verarbeiten. Seien es Antworten zu den Instrumenten, den Tönen, die daraus erklingen, sowie zu den Musikern, wie diese damit umgehen, alles war eingängig und sehr gut vom Zukunftslabor der Bremer Kammerphilharmonie aufbereitet.
An vier Stationen, verteilt auf Plätze am Tattersall, auf dem Rathausplatz, bei der Ludwig-Apotheke in der Prinzregentenstraße sowie im Rosengarten, sammelten die Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren die "Schnitzel" auf, um ein passendes Wort in einem Antwortbogen einzutragen, besser eintragen zu lassen. Eltern und Großelternbegleitung war angenehme wie notwendige Pflicht, um das Gehörte und Gesehene auch schreibtechnisch zu verarbeiten. Die Regie bei der Wanderung durch ein geschäftiges Bad Kissingen übernahmen Mona Heiler vom Zukunftslabor der Deutschen Kammerphilharmonie und Julia Milberger vom Kissinger-Sommer-Büro.
Seit gut zwölf Jahren setzt das Festivalorchester mit Sitz in Bremen auf eine intensive Laienarbeit. Es sind in erster Linie Kinder und Jugendliche, bei denen mit Hilfe der Musik neue Interessen geweckt und soziale Bedürfnisse gelenkt werden. Beheimatet ist das Labor in einer Gesamtschule im Stadtstaat mit sehr positiven Auswirkungen im ganzen Stadtviertel.
Gastspieler zugelassen
Die Musikerinnen und Musiker bei der "Musikalischen Schnitzeljagd" sind zwar ein Orchestermitglieder, aber sie lassen in diesem Fall auch ganz bewusst Gastspieler in ihren Reihen zu.
Elias und Jonas fallen beim "Blechhaufen" auf. Ihr Rhythmus ist nachhaltig, das Stampfen, das im Fragebogen von der Mutter dann mit "Marsch" beantwortet werden wird, haben sie gut drauf. Überhaupt werden durchwegs von den Kindern Fragen prompt und kompetent beantwortet.
Zuhörende Erwachsene sind dankbar, ihre musikalischen Schmalspurkenntnisse insgeheim erweitern zu können. Vermutlich hätte der Eine oder die Andere auch mal aufs Metall gehauen oder sich an den Fagott-Blättchen versucht oder mal über die Saiten von Geige oder Kontrabass gestrichen. Alle können Zuhause mit einem Karton, einem Gummiband und vielleicht einem Kochlöffel den Klang von Hohlräumen nachahmen und wie dieser durch einen Wirbel zu verändern ist.
Zurück im Tattersall stand dann das Finale an. Alle Musiker der Schnitzeljagd trafen auf das "teatro con cuore." Hier wurde die Geschichte vom "Ritter Rost" lebendig, der als Buchgeschichte plötzlich im Buchladen ein Eigenleben beginnt. Seine blecherne Biografie wird mit musikalischen Einsätzen des Orchesters kräftig untermalt. Wenn auch das Gähnen nach der langen Jagd mit der finalen Bühnengeschichte zugenommen hatte, den Kindern hat's gefallen.