Elektronischen Bücher gibt´s bald auch in Hammelburg

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Rosemarie Heurich präsentiert in der Hammelburer Stadtbibliothek ein E-Book mit einer englischen Ausgabe der "Schatzinsel" (links) sowie ein herkömmliches Taschenbuch. Foto: Markus Reeh
Rosemarie Heurich präsentiert in der Hammelburer Stadtbibliothek ein E-Book mit einer englischen Ausgabe der "Schatzinsel" (links) sowie ein herkömmliches Taschenbuch. Foto: Markus Reeh

Die Stadt gibt der Bibliothek zusätzliche Mittel für ein Internetportal zur Nutzung von E-Books und anderen digitalen Medien.

Vor Weihnachten hatte Karin Wengerter ein Aha-Erlebnis: "Da kam ein junger Mann zu mir und sagte: Neulich habe ich einen Film gesehen. Haben Sie den auch auf Buch?" Da wurde der Leiterin der Hammelburger Stadtbibliothek bewusst, dass sich der Wandel in der Mediennutzung bei vielen jungen Leuten längst vollzogen hat. Gemeint war kein gedrucktes Buch, sondern ein E-Book, das man mit einem speziellen Reader, auf dem Tablet-PC oder Smartphone lesen kann.

Jede zehnte deutsche Bibliothek verleiht schon elektronische Bücher. "Und bei einer Umfrage in Rheinland-Pfalz gaben 39 Prozent der Neukunden an, dass sie nur wegen der E-Books kommen", machte die Diplom-Bibliothekarin am Montag im Stadtrat deutlich. Hammelburg dürfe dem Trend nicht hinterherlaufen, sondern müsse sich rasch auf neue Bedürfnisse der Leser einstellen.
Sonst bestehe die Gefahr, dass "langsam die Nutzer aussterben."

Ausleihverbünde in Franken

In Franken haben sich in den vergangenen beiden Jahren schon 27 Bibliotheken zu Ausleih-Verbünden zusammengeschlossen. In einem solchen Verbund würde Karin Wengerter gern auch die Hammelburger Bibliothek sehen. Derzeit gibt es zwei Firmen, die eine E-Book-Ausleihe anbieten.

Zur Finanzierung verwies Wengerter auf die Wette der Gymnasiasten, die der Stadtbibliothek 3714 Euro einbrachte sowie die Spende der Karter von 1850 Euro. Damit sind die einmaligen Beträge für die Einrichtung eines Portals beziehungsweise Einstieg in einen Verbund sowie die Anschaffung eines Grundbestands in diesem Jahr gedeckt. Für die Folgejahre benötigt die Bibliothek zusätzliche Mittel von jährlich 1800 Euro für die Wartung sowie den Kauf von E-Books.

Ob die Dateien nicht auch kopiert und weitergegeben werden könnten, wollte Bürgermeister Ernst Stross (SPD) wissen. Um das zu verhindern, seien die Medien mit einem Kopierschutz versehen, erklärte Wengerter.

"Da müssen wir einsteigen"

CSU-Stadtrat Stefan Seufert sprach sich für die Neuerung aus: "Da müssen wir einsteigen, das ist die Zukunft." Auf Nachfrage von Annemarie Fell (BfU/Grüne) erklärte Wengerter, dass eine Erhebung zusätzlicher Gebühren von den Lesern wie bei den DVDs nicht möglich sei. Die Bibliothek benötige auch kein weiteres Personal für die Einführung der elektronischen Ausleihe. "Mit dem Aufbau binde ich mir natürlich viel Arbeit ans Bein", gestand die Diplom-Bibliothekarin ein.

Dritte Bürgermeisterin Elisabeth Wende (CSU) wollte wissen, ob es nicht ratsam wäre, auf weitere Anbieter und damit auf sinkende Preise zu warten. "Dann kann es passieren, dass ich in den Verbund nicht mehr rein komme", machte Karin Wengerter deutlich.

Bürgermeister Stross betonte: "Wir dürfen uns dem nicht verweigern. Die Grundausstattung ist ja auch über Spenden gedeckt." Das sahen auch die Stadträte so und stimmten einmütig der Einrichtung beziehungsweise der Teilnahme an einem Verbund zu und in den Folgejahren die erforderlichen Mittel bereitzustellen.

Doch wird die Bibliothek als Ort nicht irgendwann überflüssig, wenn alle Medien in digitaler Form zur Verfügung stehen? Mit dieser Frage hatte Karin Wengerter gerechnet und sie daher gleich selbst gestellt - und beantwortet: "Nein, wir brauchen sie weiterhin, auch als kulturellen und gesellschaftlichen Treffpunkt." Wengerter verwies auf rund 60.000 Besucher im Jahr, Lesungen, Ausstellungen, Theaterstücke, Flohmärkte und das Bibliotheksfest.

Wie funktioniert die Ausleihe im Internet? Die eingetragenen Leser können im Internet auf das Angebot ihrer öffentlichen Bücherei klicken. Außer E-Books kann es auch Filme, Musik, Hörbücher und Zeitungen umfassen. Die Medien werden auf den PC heruntergeladen und können für eine bestimmte Zeit genutzt werden. Nach dem Ablaufen der Frist ist eine weitere Verwendung nicht möglich, die Rückgabe erfolgt automatisch. Für den Kunden hat der Zugang über das Internet unter anderem diese Vorteile: Öffnungszeiten rund um die Uhr, Ausleihe von zuhause oder unterwegs möglich, sofortiger Zugriff auf die Inhalte, keine Mahngebühren mehr.