Doppelmord an der A3: Spur nach Franken?

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In der Wiese neben dem Parkplatz "Breslau", heute "Weißer Graben" an der A3 nahe Erlangen, liegen die von der Redaktion unkenntlich gemachten Toten. Foto: Helmut Reister
In der Wiese neben dem Parkplatz "Breslau", heute "Weißer Graben" an der A3 nahe Erlangen, liegen die von der Redaktion unkenntlich gemachten Toten.  Foto: Helmut Reister

Vor 34 Jahren wurden die Leichen eines Paares an der Autobahn gefunden. Die Identität ist unklar. Jetzt wird in Standesämtern im Landkreis nachgeforscht.

Dieses Verbrechen gehört zu den rätselhaftesten, die je in Franken begangen wurden: Vor 34 Jahren wurden am 1. Mai die verkohlten Leichen eines Pärchens an einem Rastplatz der A3 nahe Erlangen gefunden. Bis heute weiß die Polizei weder, wer der Täter war, noch, wer getötet wurde. Jetzt sollen die Eheringe der beiden helfen, die Identität der Toten zu klären. Ermittelt wird auch im Landkreis Bad Kissingen.

"Die fehlende Identität der Mordopfer ist das eigentliche Problem. Haben wir die, sind wir einen großen Schritt weiter", sagt Bert Rauenbusch, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Das in die Eheringe eingravierte Datum "3-4-1981" ist der einzige Strohhalm, an den sich die Polizei bis heute klammert.

Beide Opfer wurden nach Überzeugung der Kripo mit einem kantigen, werkzeugähnlichen Gegenstand niedergeschlagen, möglicherweise mit einem Wagenheber. Danach wurden sie mit Benzin übergossen und angezündet. Als die Polizei am Rastplatz eintraf, nachdem sie von vorbeikommenden Autofahrern alarmiert wurde, fehlte nicht nur vom Täter jede Spur. Bert Rauenbusch: "Wir wissen auch nicht, wie Täter und Opfer zum Tatort gelangten. Fuhren sie zusammen zum Parkplatz? Gab es noch weitere Beteiligte?"

Eine Vermisstenanzeige, die zum Profil der Toten passen würde, gibt es europaweit nicht. Das ist umso verwirrender, da die Rechtsmedizin herausgefunden hat, dass die Frau mindestens ein Kind zur Welt gebracht haben muss. Wo lebt dieses Kind? Wer kümmert sich darum? Wer schweigt über das Verschwinden der Mutter?

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Eheringe. Die fränkischen Fahnder fanden heraus, dass die Ringe im italienischen Arrezzo hergestellt wurden, sie fanden den Laden in Vicenza, der sie verkaufte - aber keine Spur zu den Käufern.

Ein selten gefertigtes Modell eines Arbeitshandschuhs, das am Tatort gefunden wurde, führte die Ermittler ebenfalls nach Italien, nach Oberitalien in die Gemeinde Arqua Petrarca. Die 1800-Seelen-Gemeinde liegt keine 50 Kilometer entfernt von Vicenza, wo die Eheringe verkauft wurden. Doch hier bissen die Ermittler auf Granit.


Waren die Opfer Drogen-Kuriere?

Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen - auf dieses Drei-Affen-Prinzip stießen die fränkischen Polizisten. Die Opfer, so schlossen die Ermittler, könnten möglicherweise Drogenkuriere gewesen sein und Mafia-Interessen gestört haben.

Jetzt, mehr als drei Jahrzehnte später, haben Experten die Akten noch einmal unter die Lupe genommen, um neue Ermittlungsansätze in dem festgefahrenen Kriminalfall zu finden. Das Ergebnis der Neueinschätzung erklärt Bert Rauenbusch so: "Auch wenn wir nach wie vor der Überzeugung sind, dass der Schlüssel für das Verbrechen in Italien zu finden ist und die beiden Opfer dorthin auch einen Bezug hatten, ziehen wir die Möglichkeit stärker in Betracht, dass sie auch in Deutschland gelebt haben könnten, zumindest eine gewisse Zeit."

Haben sie auch hier geheiratet? Das in die Ringe gravierte Datum steht auch bei den neu aufgeflammten Ermittlungen im Mittelpunkt. Nach Auskunft des Polizeisprechers werden derzeit die Standes- und Pfarrämter in Bayern und Hessen flächendeckend nach den Heiratskandidaten von damals abgefragt, eben auch in Unterfranken. Im katholischen Pfarramt von Bad Kissingen ging bereits eine Anfrage ein - dort führen keine Daten auf die Spur des getöteten Paares. Helmut Reister/sw